Wirtschaft

Panama-Firma Venkoy war Schmiergeld-Drehscheibe

Am elften Verhandlungstag im Schmiergeldprozess um die Nationalbank-Gelddruckerei OeBS musste der Angeklagte Friedrich F., ein pensionierter Wiener Rechtsanwalt, dem Richter Rede und Antwort stehen. Im Mittelpunkt der Befragung stand der Vorwurf der Geldwäscherei.

Denn: Friedrich F. stellte die panamesische Briefkastenfirma Venkoy, die er Anfang der 1970-er Jahre gegründet hatte, der Nationalbank-Tochter OeBS für „heikle Überweisungen“ zur Verfügung. Über Venkoy flossen jene illegalen Provisionszahlungen - im Zusammenhang mit Gelddruck-Aufträgen - an Amtsträger der Zentralbanken von Aserbeidschan und Syrien zurück. Über diese Offshore-Gesellschaft, die von einer Geschäftsführerin in der Schweiz gemanagt wurde, sollen die Kick-Back-Zahlungen verschleiert und an etwa 20 verschiedene Gesellschaften in Europa und im Nahen Oster verteilt worden sein.

Laut Staatsanwalt Volkert Sackmann „wusste Friedrich F., dass mit seiner Venkoy Geld gewaschen wird“. F. und sein mitangeklagter Anwaltskollege Klaus A. sollen für ihre Überweisungsdienste vier Prozent Provision kassiert haben: insgesamt 579.065 Euro. „Kein vernünftiger Mensch würde annehmen, dass die von ihm angebotene und vorgenommene Dienstleistung des Überweisens von Geld ein derart hohes Entgelt verdient“, heißt es in der Anklage.

Indes bestritt der Ex-Anwalt F. vehement, gewusst zu haben, dass diese Provisionen, die in die Geldruckereiaufträge der OeBS eingepreist waren, an Amtsträger zurückfließen. „Ich war der Meinung, dass es sich bei den Zahlungen um ein Sponsoring handelte und keinesfalls um die Bestechung von Amtsträgern“, wiederholte F. vor Gericht seine Verantwortung, mit der er schon 2012 erfolglos die Einstellung des Strafverfahrens beantragt hatte. Er dachte bei diesen Zahlungen eher daran, dass die „Überweisungen wohltätigen Zwecken zugutekommen“, sagte er früher aus.

Im Dienste der "Roten Fini"

Mehr Licht in die Geldwäscherei soll am Mittwoch Erika R. bringen. Die Schweizerin führte im Auftrag des Anwalts und im Namen der Venkoy die Provisionsüberweisungen durch und legte gegenüber der OeBS die Rechnungen. Sie wird von den Angeklagten widersprüchlich beschrieben. Die einen beschreiben sie als eine Sekretärin, mit der man bloß über Wien, Käse und Reisen sprechen konnte, die anderen halten sie für eine große Geheimnisträgerin mit Geheimdienstkontakten, weil sie früher für die (mittlerweile verstorbene) KPÖ-Unternehmerin Rudolfine „Rote Fini“ Steindling tätig gewesen sein soll.

Fakt ist: Erika R. soll über Anweisung von Friedrich F. die panamesische Gesellschaft Venkoy liquidiert haben. Sie hatte aber den Auftrag, für F. die Venkoy Unterlagen aufzubewahren. Später soll der Ex-Anwalt diese Unterlagen aber vernichtet haben.