OMV fühlt sich als Klimaschützer
Von Irmgard Kischko
Als Rainer Seele 2015 Chef der OMV wurde, hat er die Abteilung, die sich mit CO2-freien Energien befasste, umgehend aufgelöst. Im Vorjahr hat er sie wieder geschaffen. „Der Klimawandel“, meint Seele jetzt, „ist ein Faktum und wir müssen Lösungen finden.“ Und Öl- und Gaskonzerne wie die OMV würden einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz liefern.
Wie das? Neben Projekten wie der Errichtung einer großen Fotovoltaikanlage oder Forschung an Wasserstoff als künftiger Energieträger hat die OMV nämlich einen wesentlichen Schlüssel, der – zumindest als Übergangslösung – einiges zur CO2-Reduktion beitragen könnte: Erdgas. Bei dessen Verbrennung entsteht etwa ein Viertel weniger klimaschädliches Kohlendioxid als bei Kohle oder Öl. Da die Energiewelt mit Erneuerbaren wie Sonne und Wind allein nicht auskommen wird, ist Seele überzeugt, dass er mit der Gasstrategie einen Joker für die Zukunft in der Hand hat.
Schon jetzt macht das Erdgasgeschäft 57 Prozent des Gesamtumsatzes der OMV, der im Vorjahr um zwei Prozent auf 23,5 Milliarden Euro gestiegen ist, aus. Der Anteil sollte in Zukunft weiter wachsen. Denn neue Produktionsfelder wie Achimov in Sibirien oder Neptun im Schwarzen Meer enthalten vor allem Gas.
Erdgas-Autos
Das Einsatzgebiet von Gas hofft Seele in den nächsten Jahren deutlich verbreitern zu können. Nicht nur neue Gaskraftwerke, die nach der Schließung der AKW in Deutschland notwendig sein werden, auch mit Gas betriebene Autos wollen mit Blick auf Klimaschutz verstärkt zum Einsatz kommen. Die OMV hat dazu eine Kooperation mit Porsche abgeschlossen und plant die Errichtung weiterer Gas-Tankstellen in Österreich.
Derzeit kommt dem Konzern der Erdgaspreis aber in die Quere. 2019 ist der Preis um 36 Prozent gefallen. Und heuer geht die Tendenz weiter bergab. Die Gründe liegen unter anderem in einer schwächeren Nachfrage aus China wegen des Coronavirus, im warmen Winter und vollen Erdgasspeichern.
Ob und wann sich diese gesunkenen Importgaspreise auf die Endkunden auswirken, ist ungewiss. Üblicherweise wird dies mit einer Zeitverzögerung von mehreren Monaten an die Haushalte weitergegeben. Bei der Energie AG Oberösterreich heißt es, dass die Abnehmer heuer mit keiner Verbilligung rechnen könnten. „Wir haben eine Preisgarantie bis Ende des Jahres gegeben und die letzten Erhöhungen auch nicht an die Kunden überwälzt“, sagt Michael Frostel, Sprecher der Energie AG.
CO2-Bunker in NÖ
Den größten Beitrag zum Klimaschutz aber könnte das Einpressen von CO2 in Lagern unter der Erde bringen. Unter der Abkürzung CCS (Carbon Capture and Storage) setzen Ölkonzerne weltweit auf ein neues Geschäftsmodell: Dabei werden die Emissionen – etwa aus der Raffinerie Schwechat – eingefangen und über Leitungen in -Lagerstätten gebracht.
OMV-Vorstand Johann Pleininger hat das leergepumpte Gasfeld bei Aderklaa in Niederösterreich sowie das Aderklaaer Konglomerat als geeignet für so einen -Bunker ausgemacht. Noch aber kann das Projekt nicht starten. Es fehlen die gesetzlichen Regelungen dafür und auch ein ausreichend hoher -Preis. Der Vorteil von CCS ist, dass wirklich große Mengen von gespeichert werden könnten. Immerhin zählt die OMV mit der Raffinerie Schwechat, die im Jahr 2,8 Millionen Tonnen ausstößt, zu den größten Emittenten Österreichs.
OMV verdiente 2019 gut, Dividende steigt
Die OMV hat im vergangenen Jahr trotz des Gewinneinbruchs im Schlussquartal unterm Strich gut verdient - die Aktionäre dürfen sich auf eine auf zwei Euro je Aktie erhöhte Dividende freuen. Obwohl der Überschuss im vierten Quartal wegen der niedrigen Öl-und Gaspreise um 42 Prozent auf 458 Mio. Euro einbrach, blieb am Jahresende nach Abzug der Steuern ein Nettogewinn von 2,15 Mrd. Euro übrig - um 8 Prozent mehr als im Vorjahr und der höchste Reingewinn, den die OMV je erzielt hat. Das Ergebnis je Aktie stieg von 4,40 auf 5,14 Euro, davon sollen 2,00 Euro an die Aktionäre ausgeschüttet werden (für 2018: 1,75 Euro).
Vor allem die niedrigen Öl- und Gaspreise haben der OMV zuletzt zu schaffen gemacht. Für heuer erwartet die OMV einen durchschnittlichen Brent-Rohölpreis von 60 Dollar pro Fass (2019: 64 Dollar), der Gaspreis ist 2019 sogar um 36 Prozent gefallen.