Wirtschaft

Olympus-Affäre: Bilanzfälschung im Blitzlicht

Der Vertrauensverlust der Anleger ist beträchtlich. Die systematische Bilanzfälschung bei Olympus hat die Aktie des japanischen Herstellers von Kameras und medizinischen Geräten auf Talfahrt geschickt. Der Wertverlust betrug am Dienstag 29 Prozent.

Auslöser des Absturzes war das Eingeständnis des Unternehmens, in den 90er Jahren entstandene Verluste jahrelang mit Hilfe von Firmenübernahmen verschleiert zu haben. Seit Beginn der Affäre hat die Olympus-Aktie mehr als zwei Drittel ihres Wertes verloren.

Dem Unternehmen drohen nun ernsthafte Konsequenzen. Neben Klagen wegen Bilanzbetrugs ist auch ein Ausschluss von der Börse in Tokio möglich. "Die Zukunft der Firma ist extrem düster", kommentiert Ryosuke Okazaki von ITC Investment Partners die Lage.

Das schwache Abschneiden der Börse in Tokio mit einem Verlust des Nikkei von 1,27 Prozent ist laut Analysten eine direkte Folge des Vertrauensverlustes der institutionellen Investoren.

Rauschmiss

Begonnen hatte die Affäre im Oktober. Olympus hatte sich von seinem damaligen Firmenchef Michael Woodford wegen dessen öffentlicher Kritik an teuren Zukäufen getrennt. "Sie haben mir gesagt, ich soll den Bus zum Flughafen nehmen", erinnert sich Woodford an seinen Rausschmiss.

Olympus hatte die beanstandeten Geschäfte zuerst verteidigt: Wirtschaftsprüfer hätten geprüft und keine Unregelmäßigkeiten festgestellt. Wegen des Drucks von Aktionären wurde schließlich eine unabhängige Kommission mit der Prüfung beauftragt. Es ging dabei um Honorare für Finanzberater. Ein Berater hatte bei der Übernahme des Medizintechnik-Spezialisten Gyrus durch Olympus 687 Millionen Dollar (491 Millionen Euro) lukriert. Zum Vergleich: Der Kaufpreis für Gyrus betrug 1,92 Milliarden Dollar (1,37 Milliarden Euro).

Ein Großteil des Berater-Honorars kam zustande, weil Olympus Aktien von Gyrus, die mittlerweile deutlich im Wert gestiegen waren, vom Finanzberater zurückgekauft hat. Auch bei drei weiteren Zukäufen von Anbietern medizinischer Ausrüstung wurde mit solchen Methoden gearbeitet.

Olympus-Aufsichtsratschef Shuichi Tkayama beteuerte, von den Bilanzfälschungen erst am Montag erfahren zu haben. Er machte seinen Vorgänger, Tsuyoshi Kikukawa, dafür verantwortlich und entschuldigte sich bei den Anlegern. Der Vizepräsident vom Olympus, Hisashi Mori, muss wegen der Affäre gehen.