Wirtschaft

Republik schickt Anwalt in die Pleite

Es passiert nicht alle Tage, dass über einen Rechtsanwalt ein Insolvenzverfahren eröffnet wird - und noch dazu, wegen eines relativ geringen Betrages. Aber der Reihe nach. Am 15. Oktober hat die Finanzprokuratur, der Anwaltskanzlei der Republik Österreich, im Namen des Finanzamtes Landeck Reutte gegen der Landecker Anwalt Herbert Kofler, Jahrgang 1955, einen Insolvenzantrag eingebracht, am Donnerstag, dem 7. Jänner 2016, wurde das Verfahren nun eröffnet.

Mehr als sieben Jahre Rückstand

Im Mittelpunkt stehen offene Abgabenschulden in Höhe von 84.070 Euro. „Das Vorliegen der Zahlungsunfähigkeit folgt insbesondere auch aus dem Umstand, dass die Abgabenrückstände einen Zeitraum von mehr als sieben Jahren betreffen sowie aus der Höhe der Abgabenrückstände im Zusammenhalt mit der Unternehmensgröße, sodass eine vorübergehende Zahlungsstockung nicht mehr angenommen werden kann“, heißt es im knappen Insolvenzantrag der Finanzprokuratur. „Wird der Schuldner mit mehreren Exekutionen zur Befriedigung verfolgt, dann liegt bereits ein Indiz für die Zahlungsunfähigkeit vor, da sich gewöhnlich niemand ohne Not der Zwangsvollstreckung und den damit verbundenen Kosten aussetzt.“

Nur Hälfte der Forderungen anerkannt

Laut Aktenlage steht Kofler persönlich mit 62.170 Euro bei der örtlichen Finanz in der Kreide und für weitere 21.900 Euro als Haftungsschuldner für die TrendSet Kofler GmbH. Im Protokoll der Einvernahme-Tagsatzung vom 11. November 2015 heißt es, dass der Schuldner nur die Hälfte der Forderungen anerkennt und er diese „binnen drei Monaten“ bezahlen werden kann. Die Zahlungsunfähigkeit wurde damals vom Anwalt bestritten. Es wurde aber eingeräumt, dass es zu gerichtlichen Exekutionsverfahren gekommen sei. Es sollen aber alle bis auf die letzten vier Exekutionen auch bezahlt worden sein. Detail am Rande: Die TrendSet Kofler GmbH wurde im August 2015 aus dem Firmenbuch gelöscht.

70.000 Euro Klienten-Forderungen

Indes legte der Anwalt dem Konkursgericht auch ein Vermögensverzeichnis vor. Aus dem geht hervor, dass diverse Klienten offene Rechnungen in Höhe von rund 70.000 Euro noch nicht bezahlt haben sollen. Zu weiteren Vermögenwerten (Aktien, Liegenschaften) gibt es keine aktuellen Verkehrswerte. Rechtsanwalt Kofler, dessen Kanzlei zwei Mitarbeiter hat, war weder unter seiner Festnetz-Telefonnummer noch unter seiner Handynummer für eine Stellungnahme zu erreichen.