Wirtschaft

Österreichs Wirtschaft kommt nicht in die Gänge

Die heimische Wirtschaft kommt nicht vom Fleck. Im ersten Quartal 2015 legte die gesamte Wirtschaftsleistung, sprich das Bruttoinlandsprodukt (BIP), gegenüber dem vierten Quartal 2014 nur um magere 0,1 Prozent zu. Davor gab es zwei Vierteljahre in Folge eine Stagnation. Vorerst kommt die Wirtschaft noch nicht richtig in Schwung, meinen die Experten des Wiftschaftsforschungsinstituts (Wifo).

Weitere Schwächephase

Damit habe sich Anfang 2015 die Schwächephase des Vorjahres fortgesetzt, erklärte das Wirtschaftsinstitut zu seiner BIP-Schnellschätzung. Ein zarter Aufwind bzw. leichter Konjunktur-Frühling, wie ihn Mitte April die Ökonomen der Bank Austria geortet haben - sie prognostizierten auch 0,2 Prozent BIP-Plus fürs erste Quartal - steht laut der Wifo-Expertin Sandra Bilek-Steindl noch aus: Gemäß den Vorlaufindikatoren kommt die Wirtschaft „noch nicht so richtig in Schwung“, sagte sie zur APA: „Es dauert noch, bis das in Gang kommt.“ Die positiven Effekte des billigeren Öls und der für die Exportwirtschaft günstigen Euro-Abwertung gegenüber dem Dollar würden sich, wie erwartet, wohl erst im zweiten Halbjahr zeigen. Besser als zuletzt seien aber die Exporte gewesen, so Bilek-Steindl. Diese legten von Jänner bis März gegenüber dem Vorquartal um 0,7 Prozent zu, nach 0,6 Prozent von Oktober bis Dezember, nimmt das Wifo an.

Plus bei Importen

Die Importe stiegen sogar auf ein Plus von 0,8 Prozent, nach einem Rückgang von 0,1 Prozent Ende 2014. Die geringe Expansion im ersten Quartal 2015 wurde laut Wifo vor allem von der verhaltenen Konsumnachfrage getragen. Keinen positiven Wachstumsbeitrag lieferten erneut die Investitionen. Und die Industriekonjunktur verläuft „anhaltend schwach“.

Schwache Nachfrage

Die Konsumnachfrage wuchs zu Jahresbeginn „weiterhin träge“, so das Wifo. Bei den privaten Haushalten stand ein Plus von 0,1 Prozent gegenüber der Vorperiode, bei den öffentlichen Haushalten betrug der Anstieg 0,3 Prozent. Auch die Zurückhaltung bei den Investitionen der heimischen Unternehmen hielt demzufolge an: Die Bruttoanlageinvestitionen (Ausrüstungs- und Bauinvestitionen) wurden um 0,6 Prozent eingeschränkt, allerdings hatte das Minus im vierten Quartal noch 1,2 Prozent betragen.

Wertschöpfung rückläufig

Die Schwäche der Nachfrage nach Waren dämpfte im Zeitraum Jänner bis März 2015 die Industriekonjunktur. Im produzierenden Bereich sank die Wertschöpfung um 0,6 Prozent, in der enger abgegrenzten Sachgütererzeugung um 0,4 Prozent. Auch in der Bauwirtschaft war die Wertschöpfung erneut mit minus 0,3 Prozent rückläufig.

Dienstleister im Aufwind

Positive Beiträge zum BIP-Plus lieferte im ersten Quartal dagegen der Dienstleistungssektor. Im Bereich „Handel und Kfz, Verkehr, Beherbergung und Gastronomie“ sei die Wertschöpfung um 0,2 Prozent gestiegen, im Sektor Information und Kommunikation wurde sie um 0,9 Prozent ausgeweitet, im Kredit- und Versicherungswesen und den sonstigen wirtschaftlichen Dienstleistungen jeweils um 0,3 Prozent.

Im Jahresabstand lag die gesamte Wirtschaftsleistung im ersten Quartal real 0,4 Prozent höher, nach einem Rückgang von 0,1 Prozent Ende 2014. In den drei Vierteljahren davor, vom 3. Quartal 2013 bis zum 1. Quartal 2014, war die Wirtschaft binnen Jahresfrist noch um 0,3, Prozent, um 0,6 Prozent und um 0,5 Prozent gewachsen. Während nach der schwankungsanfälligeren Rechnung für Eurostat Österreich voriges Jahr vier Quartale hintereinander stagnierte, war dies nach der traditionellen heimischen Betrachtung des Wifo nur im vierten und im dirtten Quartal der Fall, während es imersten Halbjahr jeweils ein kleines Quartals-Plus von 0,1 Prozent gab.

Wachstum von zumindest 0,5 Prozent

Diese Daten der herkömmlichen Trend-Konjunktur-Komponente wurden vom Wifo auch nicht angepasst. Bei den saison- und arbeitstagsbereinigten Zahlen für das Eurostat, die volatiler sind und auf die sich dasWifo selbst deshalb weniger gern stützt, wurde das vierten Quartal von -0,2 Prozent auf Null nach oben revidiert und das ersten Quartal von -0,1Prozent auf Null.

Das Update der Zahlen für das erste Quartal hat das Wifo für den 29. Mai geplant. Die nächste Konjunkturprognose von Wifo und IHS steht für 18. Juni an. Zuletzt hatten die Institute im März für heuer ein reales Wachstumvon 0,5 bzw. 0,8 Prozent vorhergesagt.