Österreich hat soviele Großkonzerne wie die Bermudas
Beim Ranking der größten Unternehmen weltweit hat Österreich nicht viel mitzumischen. Lediglich drei heimische Unternehmen gehörten 2018 zu den 1.000 weltweit umsatzstärksten Konzernen: Die OMV liegt auf Platz 289, die Strabag auf Platz 463 und die voestalpine auf Platz 564, berichtet das internationale Beratungsunternehmen EY. Damit liegt Österreich im Ranking jener Länder mit den meisten Unternehmen unter den Top 1.000 auf Platz 22, gleichauf unter anderem mit Bermuda, der Türkei und Portugal.
Zu viel Industrie
Österreichs Schwäche bei Großkonzernen rühre vor allem daher, dass der Fokus zu stark auf Industrie und zu wenig auf Technologie liege, sagt EY-Österreich-Chef Gunther Reimoser. „Ein Standort mit einem guten Branchenmix schlägt sich bei Gewinn und Umsatz positiv nieder“, erklärt Reimoser. Technologiekonzerne wie Apple oder Google könnten ihre Produkte viel leichter auf der ganzen Welt ausrollen, seien stärker nachgefragt und hätten viel größere Gewinnmargen. „Wenn Google seinen Umsatz verdoppelt, verursacht das nicht doppelte Kosten, bei VW ist das fast schon so“, so Reimoser.
Das Verhältnis zwischen Industrie- und Technologieunternehmen liege in den USA bei 1:1, in Europa bei 3:1.Österreich – und das gelte im wesentlichen auch für Europa – sei immer noch zu stark auf den Öl- und Gassektor fokussiert. Um Technologie zu fördern, bräuchte es eine andere Bildungspolitik, eine bessere Standortqualität und mehr Risikokapital.
Mehr Gewinn in den USA
Die meisten der 1.000 größten Unternehmen der Welt sind nach wie vor in den USA angesiedelt, nicht ganz ein Drittel – konkret 299 – haben dort ihren Sitz. Es folgen Japan mit 146, China mit 79 und Großbritannien und Frankreich mit je 45. Während die größten nordamerikanischen Unternehmen ihren Umsatz im vergangenen Jahr um durchschnittlich neun Prozent steigern konnten, lag das Umsatzwachstum der europäischen Pendants im Schnitt bei nur 4,3 Prozent. Asiens Großunternehmen schafften ein Wachstum von 8,4 Prozent.
Sieht man sich die Ertragslage an, spielt ebenfalls in den Vereinigten Staaten die Musik. Sieben der zehn Unternehmen mit dem höchsten operativen Gewinn haben ihren Sitz in den USA. Mit umgerechnet 60 Milliarden Euro war Apple 2018 Spitzenreiter im Gewinnranking. Der südkoreanische Elektronikkonzern Samsung platzierte sich mit gut 45 Milliarden Euro auf Rang zwei. Auf Rang drei folgte Microsoft mit rund 30 Milliarden Euro.
Branche ist entscheidend
Die gewinnstärksten europäischen Unternehmen waren im vergangenen Jahr drei Ölkonzerne: Royal Dutch Shell auf Rang vier, BP auf Rang 15 und Rosneft auf Rang 19. Das gewinnstärkste europäische Unternehmen, das nicht der Ölbranche zuzuordnen ist, war 2018 der belgische Braukonzern Anheuser-Busch InBev auf Platz 23 mit 15 Milliarden Euro. Volkswagen belegte im Gewinnranking mit knapp 14 Milliarden Euro Platz 25, im Umsatzranking lag der Autokonzern weltweit auf dem siebenten Platz.
Die höchsten Margen werden weltweit in der Pharmabranche erzielt: Eine Gewinnmarge von durchschnittlich 21 Prozent erwirtschafteten im vergangenen Jahr die im Ranking vertretenen Pharma- und Biotech-Konzerne. Auf dem zweiten Platz folgt die Telekommunikationsbranche mit 14 Prozent. Die niedrigsten Margen erzielten Lebensmitteleinzelhändler (vier Prozent), die Autoindustrie (sieben Prozent) und sonstige Industrieunternehmen (acht Prozent).