Wirtschaft

Nach vier Jahren Dürre soll die Wirtschaft wieder sprießen

Notenbanker sind in der Regel nicht für ihren übergroßen Optimismus bekannt. Trotzdem ist die jüngste Prognose der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB) von deutlich mehr Zuversicht geprägt als andere Vorhersagen. Laut OeNB wird die heimische Wirtschaft nach vier mageren Jahren im kommenden Jahr um 1,9 Prozent wachsen und damit wieder zum Durchschnitt der Eurozone aufschließen. Und das, obwohl sich die Aussichten für die Weltwirtschaft etwas eingetrübt haben. Die OeNB hat dafür einige Argumente zur Hand.

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Steuerreform
Durch die Senkung der Lohnsteuer bleibt mehr Netto vom Brutto, die verfügbaren Einkommen werden um 2,8 Prozent steigen. Zwei Drittel davon werden in den Konsum fließen, ein Drittel werde gespart, erwartet Doris Ritzberger-Grünwald, Direktorin der OeNB-Abteilung Volkswirtschaft. Der private Konsum, der jetzt länger schwächelte, werde dadurch nächstes Jahr um 1,6 Prozent steigen.

Asylwerber
Auch die staatlichen Ausgaben für Flüchtlinge wirken sich auf die Wirtschaftsentwicklung aus. "Der Effekt ist wie ein Konjunkturprogramm mit hoher Konsumquote", sagt OeNB-Gouverneur Ewald Nowotny.

Wohnbauoffensive
Der Wohnungsbau wird die Konjunktur ebenfalls ein bisschen unterstützen.

Osteuropa
Die für Österreich wichtige Wirtschaft in Zentral- und Osteuropa entwickelt sich besser als erwartet. "Das ist derzeit die einzige Region der Welt, wo sich die Aussichten verbessert haben", so OeNB-Chef Nowotny.

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Schon in den vergangenen Quartalen haben sich die Vorzeichen für die heimische Konjunktur nach oben gezeigt. Die Unternehmen investieren wieder spürbar mehr, die Ausfuhren legen zu. Von Jänner bis Ende September verzeichnete die Exportwirtschaft ein Plus von 2,5 Prozent. Vor allem der Handel mit den USA ist kräftig gewachsen.

Arbeitsmarkt

Mit der besseren Konjunktur werden auch mehr Arbeitsplätze entstehen. Die Beschäftigung soll im kommenden Jahr um 1,1 Prozent wachsen. Der heimische Arbeitsmarkt bleibt allerdings in der paradoxen Situation, dass bei wachsender Zahl von Jobs die Arbeitslosigkeit steigt (siehe Grafik). Der Hintergrund dafür ist, dass nicht alle aufgenommen werden können, die auf den Arbeitsmarkt drängen. Pro Jahr sollen künftig 51.000 Personen neu auf Jobsuche sein. Mehr als die Hälfte davon werden anerkannte Flüchtlinge sein. Dazu kommen Arbeitskräfte aus der EU und Ältere, die weiter im Job bleiben müssen. Auch die Erwerbsquote von Frauen nimmt weiter zu.

Auch bei der Wirtschaftsleistung könnte es zu einer paradoxen Situation kommen. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) wird zwar in den kommenden beiden Jahren spürbar steigen. Weil durch die Zuwanderung die Bevölkerung steigt, könnte es beim BIP pro Kopf aber ganz anders ausschauen.