Ölpreis-Absturz lässt ETF-Anleger bangen
Von Irmgard Kischko
Der dramatische Verfall der Ölpreise in den USA Anfang vergangener Woche hat vielen Privatanlegern einen kräftigen Schrecken eingejagt. Dachten sie zu Jahresbeginn noch, zu einem günstigen Zeitpunkt sogenannte Exchange Trades Funds (ETFs), die dem Ölpreis folgen, gekauft zu haben, müssen sie jetzt um einen Großteil ihres Investments bangen.
Denn ETFs, die auf den Ölpreis spekulieren, kaufen nicht Öl zum Tagespreis, sondern sie investieren in Futures. Und diese lauten auf jeweils einen Monat: also zum Beispiel Öl-Futures für Mai. Zu Beginn der vergangenen Woche sind diese Futures in den USA abgelaufen, die ETF-Fonds mussten sie verkaufen und Futures für Juni erwerben – allein: Es gab wegen der Wirtschaftskrise keine Käufer für den Mai-Future. Der Preis für die US-Ölsorte WTI krachte auf minus 38 Dollar je Fass und die Investoren fuhren damit herbe Verluste ein.
Wie könnten Finanzinvestoren den US-Ölpreis derart zum Absturz bringen? Weil sie sehr große Volumina umfassen, lautet die Antwort. Der United States Oil Fund (USO) etwa, der größte ETF, der auf Öl spekuliert, ist allein für ein Viertel des gesamten Volumens an US-Ölkontrakten verantwortlich. Der USO, der noch im Jänner dieses Jahres viele Privatanleger anzog, die glauben, Öl sei billig und werde steigen, kämpft seither ums Überleben. Der Wert des ETF (das sind eine Art börsengehandelte Investmentfonds) ist seit Jänner von 12 Dollar je Stück auf 2,8 Dollar abgestürzt.
Öl-Krise nicht beendet
Anleger, die hoffen, nach dem Absturz der Vorwoche könne es nur nach oben gehen, müssen allerdings weiter bangen. Denn am globalen Ölmarkt herrscht weiterhin enormes Überangebot. Und die Öllager in den Industrieländern sind gut gefüllt.
Der USO-Fonds hat daher Sorge, dass beim Ablaufen des nächsten Öl-Kontrakts im Mai dasselbe Drama wie vor einer Woche passieren könnte. Daher hat er schon jetzt Mai-Kontrakte verkauft und in Juni- sowie August-Kontrakte investiert. Das drückte den US-Ölpreis für Mai am Dienstag erneut in die Tiefe. Ein Fass WTI kostete am frühen Nachmittag nur elf Dollar, um zehn Prozent weniger als am Vortag.