Wirtschaft

ÖIAG wird ÖBIB, Kemler bleibt vorläufig Chef

Erstens kommt es anders, zweitens als man denkt. Nach diesem Motto wurde am Freitag die staatliche Österreichische Industrieholding ÖIAG, in der die Beteiligungen an der OMV, der Post, der Fimbag und der Telekom Austria, gebündelt sind, zu Grabe getragen. Die ÖIAG wurde aufgelöst und ihre Rechtsnachfolgerin, die Österreichischen Bundes- und Industrie (ÖBIB) wurde gegründet.

In der letzten ÖIAG-Hauptversammlung wurde aber nicht der favorisierte Beteiligungsexperte Günter Leonhartsberger zum interimistischen ÖBIB-Chef gekürt, sondern ÖIAG-Chef Rudolf Kemler wird die Geschäfte weiterführen vorläufig – zumindest bis ein neuer ÖBIB-Generalsekretär gefunden wird. Eine entsprechende öffentlicher Ausschreibung soll in Kürze anlaufen. Insider rechnen damit, dass sich der ÖIAG-Prokurist und ausgeweisene Beteiligungsexperte Günter Leonhartsberger um den Chefposten bewereben wird.

Indes werden Kemler alle finanziellen Bestandteile seines Vorstandsvertrages, auf die er einen rechtlichen Anspruch hat, abgegolten. So erhält er auch eine "Pensionsansparung" von zehn Prozent seines Jahresgehaltes (500.000 Euro). Hochgerechnet auf drei Jahre ÖIAG-Tätigkeit streift Kemler so 150.000 Euro ein. Das bestätigten ÖIAG-Insider am Freitagnachmittag dem KURIER.

Größeres Portfolio

Indes konnte die ÖIAG die Beteiligungserträge um acht auf 204 MiLlionen Euro steigern. Seit 2003 wurden insgesamt 2,6 Milliarden Euro Dividenden ins Bundesbudget gezahlt. Die ÖBIB wird nächste Woche ins Firmenbuch eingetragen. Sie untersteht dem Finanzministerium. Zu den bisherigen Beteiligungen - OMV, Telekom Austria, Österreichische Post, Fimbag, APK Pensionskasse, GBK-Bergbau - kommen die Staats-Anteile an der Münze Österreich und an den Casinos Austria ins ÖBIB-Portfolio dazu.

Re-Parteipolitisierung

Im Gegensatz zur ÖIAG gibt es in der ÖBIB keinen Aufsichtsrat mehr, sondern ein sogenanntes Nominierungskomitee. Dieses besteht aus vier Mitgliedern und ist politisch besetzt: SP-Staatssekretärin Sonja Steßl und Günter Geyer, Aufsichtsrats-Chef der Vienna Insurance Group, sitzen für den Bundeskanzler im Komitee, und der VP-Staatssekretär Harald Mahrer und der Industrielle Wolfgang Leitner (Andritz-Konzern) für den Vizekanzler.