Wirtschaft

ÖBB reduzierten Verlust deutlich

Die heimische Bahn ist zwar von schwarzen Zahlen noch weit entfernt, hat aber 2011 deutlich weniger Verlust eingefahren als ursprünglich befürchtet. Der Konzernverlust – der 2010 durch hohe Abschreibungen auf den Rekordwert von 330 Millionen Euro explodiert war – ist 2011 nach vorläufigen Zahlen auf 28 Millionen Euro gesunken. Für ÖBB-Chef Christian Kern ist das eine Erfolgsbilanz, denn operativ seien alle drei Teilkonzerne Personenverkehr, Güterverkehr (Rail Cargo Austria) und Infrastruktur wieder in die schwarzen Zahlen gefahren. Selbst bei der 2010 schwer defizitären Güterverkehrstochter Rail Cargo Hungaria sei es sich „hauchdünn ausgegangen“.Ausschlaggebend für die Ergebnisverbesserung sind laut Kern die seit 18 Monaten umgesetzten Kostensenkungsprogramme gewesen, die im Vorjahr in Summe 190 Millionen Euro Ergebnisverbesserung gebracht hätten. Und die Markterlöse – Umsätze ohne Leistungen der öffentlichen Hand – seien mit 3,3 Milliarden Euro auf ein Rekordniveau gestiegen.

 

Personalabbau

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Der Weg in nachhaltig schwarze Zahlen ist allerdings noch weit. 2012 wollen die ÖBB ausgeglichen bilanzieren, 2015 soll unter dem Bilanzstrich ein Gewinn von 150 Millionen Euro stehen. Bis dahin müssen mindestens weitere 310 Millionen eingespart werden. Mit dieser Ergebnisverbesserung soll, so Kern, eine weitere Reduktion des ohnehin mageren Eigenkapitals verhindert werden. Der Sparkurs schließt auch einen weiteren Personalabbau ein. Bis 2013 soll die Zahl der Eisenbahner ohne Lehrlinge von derzeit gut 40.800 auf unter 40.000 sinken. Da betriebsbedingte Frühpensionierungen seit heuer nicht mehr möglich sind, will Kern den „natürlichen Abgang optimal nützen“, um die Belegschaft zu verkleinern.

Zusätzlich soll unkündbaren Eisenbahnern mit Sonderabfertigungen der freiwillige Abgang schmackhaft gemacht werden. Derzeit läuft ein solches „Golden Handshake“-Programm, das 2011 bereits rund 40 Mitarbeiter angenommen hätten. Die freiwillige Abfertigung beträgt laut Kern ein durchschnittliches Jahresgehalt von 41.000 Euro.

Budgetsparkurs

Auf Schiene sieht sich Kern auch beim Beitrag der ÖBB zur Budget-Konsolidierung. Die Bahn habe ein Programm vorgelegt, das von 2012 bis 2016 einen Budgetbeitrag von 750 Millionen Euro bringe. Der größte Brocken sei der Verzicht auf Frühpensionierungen, der in diesen fünf Jahren 525 Millionen Euro bringe. Rund 145 Millionen trage die Bahn durch den Wegfall der Obergrenze bei der Energieabgabe bei, rund 80 Millionen kämen durch die Besteuerung der Mitarbeitertickets herein. Zusätzlich könne die Bahn in diesem Zeitraum bis zu einer Milliarde Euro bei den Investitionen sparen, ohne die Großprojekte wie Koralm-, Brenner- und Semmeringtunnel zu kippen. Details will Kern vorerst nicht nennen, unter anderem werde man etwa auf die Elektrifizierung der Marchegg-Strecke nach Bratislava verzichten.

Nichts hält Kern davon, Tunnel nur eingleisig auszubauen. Das würde nur wenig sparen, die Kapazität aber drastisch reduzieren. Auch einen Verkauf der Kraftwerke, die jährlich 37 Millionen Euro bringen, lehnt der Bahn-Boss ab. Streichungen bei den Gemeinwirtschaftlichen Leistungen – über die Bund und Länder Strecken subventionieren – hält er ebenso für nicht sinnvoll. ÖBB: Umsatzanstieg mit weniger Personal Markterlöse Die Umsätze der Bahn – ohne Subventionen für bestellte Leistungen von Bund und Ländern – stiegen im Vorjahr von 3,16 auf 3,3 Milliarden Euro. Nach 330 Millionen Verlust 2010 wurden die roten Zahlen im Vorjahr auf 28 Millionen reduziert.Personalabbau Die Zahl der Eisenbahner – einschließlich rund 1900 Lehrlingen – ging von 44.125 auf 42.708 im Jahr 2011 zurück. Von 2009 bis Ende 2011 baute die Bahn rund 2500 Mitarbeiter ab.Pünktlicher 2011 waren laut ÖBB 96,6 Prozent aller Züge pünktlich (weniger als 5 Minuten verspätet). Die Schweizer SBB schaffte 97,3, die Deutsche Bahn 92,9 Prozent.