Wirtschaft

ÖBB: Neue S-Bahn-Linien, mehr Bahnhöfe

Pendler im Westen Wiens haben künftig einen Grund weniger, warum sie ins Auto steigen müssen. Ab 9. Dezember tritt der neue Fahrplan der ÖBB in Kraft, der zum Teil massive Zeitersparnis auf der Weststrecke bringt.

Denn von der neuen Hochleistungsstrecke zwischen Wien und St. Pölten profitiert nicht nur der Fernverkehr. Ab Amstetten werden auch neue REX-200 -Nahverkehrszüge eingesetzt. Der Name ist Programm. Diese Züge sind zum Teil mit 200 km/h unterwegs. „Ein Tagespendler aus Melk oder Pöchlarn wird sich so etwa täglich 40 Minuten Fahrtzeit ersparen“, erklärt Michael Fröhlich, Leiter des Personalverkehrs in der Ostregion. Von Montag bis Freitag verkehren dann täglich fünf REX-Züge zwischen Amstetten und Wien.

Krems-Express

Auch jenseits der Donau profitiert man von der neuen Strecke. Von Krems aus wird täglich ein REX-Zug durch den Wienerwaldtunnel zum Westbahnhof fahren.

Auf der alten Weststrecke kommen nun Regionalzüge und die S-Bahn ebenfalls schneller voran. Die S 50 wird halbstündlich zwischen Wien-Westbahnhof und Tullnerbach-Pressbaum fahren. Zusätzlich wird die S 60 in der Hauptverkehrszeit auf dieser Strecke zwei Mal stündlich fahren. „Damit kommen wir annähernd zu einem 15-Minutentakt“, erklärt VOR-Geschäftsführer Wolfgang Schroll. Bonus für Umsteiger: Die Vorortelinie S 45 fährt nun tagsüber zwischen Hütteldorf und Handelskai im 10-Minuten-Takt.

Die Strecke zwischen St. Pölten, Tulln und Wien-Franz-Josefs-Bahnhof kann nun ebenfalls wieder genutzt werden. Die S 40 fährt dort im Stundentakt von Wien nach St. Pölten, in Stoßzeiten zusätzlich alle 30 Minuten nach Tulln und retour.

Hauptbahnhof

Am 9. Dezember geht auch der neue Wiener Hauptbahnhof in Teilbetrieb. (Siehe Hintergrund) Für S-Bahn-Kunden ergeben sich dadurch neue Umstiegsmöglichkeiten. So sind die Linien S5 und S6 in der S 80 aufgegangen. Sie fährt nun von Hirschstetten über den Hauptbahnhof und die Pottendorfer Linie bis nach Wr. Neustadt. Ebenfalls neu ist die Linienführung der schon zuvor erwähnten S 60 . Sie fährt nun von Bruck an der Leitha bis nach Wien Hütteldorf, in der Hauptverkehrszeit weiter über Pressbaum bis nach Rekawinkel. Sie ersetzt damit die Linie S15.

Auch Fahrgäste aus dem Osten profitieren. Ab 9. Dezember werden die ersten Züge der Ostbahn und der Marchegger Ostbahn am Hauptbahnhof halten. Die Züge der Ostbahn werden zudem noch weiter bis nach Deutschkreutz geführt und umgekehrt. Deutschkreutzer können dadurch bis zum Hauptbahnhof weiterfahren, Pendler aus Kittsee, Parndorf oder Gramatneusiedl können in Zukunft direkt bis nach Meidling fahren.

Südbahn

Keine Verbesserungen gibt es auf der Südbahn. „Wir fahren mit zehn Zügen pro Stunde auf der zweigleisigen Strecke, mehr ist hier nicht möglich“, sagt Fröhlich. Abhilfe könnte nur der Ausbau der Gleisanlagen bringen, etwa auf der Pottendorfer Linie.

Nicht mehr erhältlich ist das Kursbuch, das alle Verbindungen gelistet hatte. Für Kunden ohne Internet gibt es nur noch Einzel-Fahrpläne. „Das Kursbuch wurde aus Kostengründen eingespart“, sagt dazu ein ÖBB-Sprecher.

Nur noch drei Wochen, dann geht der Hauptbahnhof Wien in Teilbetrieb: Mit dem Fahrplanwechsel am 9. Dezember werden die ersten Züge in der neuen zentralen Station - am Areal des ehemaligen Süd- und Ostbahnhofs - einfahren und halten. Mit der Teilöffnung kommen als Erste Reisende des Ostbahn-Nahverkehrs in den Genuss des Hauptbahnhofs. Vier Gleise mit Bahnsteigen und ein Durchfahrtsgleis werden ab dann genutzt. Zwei Jahre später, im Dezember 2014, wird die gesamte Verkehrsstation eröffnet.

Schon in drei Wochen wird die Schnellbahnlinie S80 ausgehend von Hirschstetten via Hauptbahnhof über die Pottendorfer Linie bis Wiener Neustadt durchfahren - also durchgebunden werden, wie es im Fachjargon heißt. Die S60 verkehrt dann von Bruck an der Leitha ebenfalls direkt via Hauptbahnhof bis nach Hütteldorf und weiter. Diese Linien endeten bisher am provisorischen Ostbahnhof, der nun geschlossen wird. Durch die neuen Verbindungen entfällt das bisher notwendige Umsteigen an diesem Bahnhof. Auch die Regionalexpresszüge ab Bratislava bis Deutschkreutz werden künftig in der zentralen Station halten.

Weitere Arbeiten

Parallel dazu gehen die Bauarbeiten am Hauptbahnhof weiter: In den kommenden zwei Jahren werden die nördliche Halle und weitere sechs Bahnsteige in Richtung Südtiroler Platz bzw. Gürtel errichtet. Auch das Einkaufszentrum wird in diesem Zeitraum fertiggestellt. Bereits im September 2014, drei Monate vor der Eröffnung der gesamten Verkehrsstation, sollen die rund 100 Shops auf einer Fläche von 20.000 Quadratmetern öffnen.

Im darauffolgenden Dezember werden dann auch Fernzüge in der zentralen Station halten. Ein Jahr später, 2015, sollen die Arbeiten am gesamten Bahn-Infrastrukturprojekt beendet sein. Züge werden dann in allen Richtungen abfahren bzw. aus allen Richtungen ankommen.

Der Wiener Hauptbahnhof gilt als Prestigebauprojekt der ÖBB und ist ein Durchzugsbahnhof. Die Verkehrsstation samt Einkaufszentrum wird auch als "BahnhofCity" bezeichnet. Rund um das Areal entsteht zudem ein neues Stadtviertel mit Büro- und Wohnkomplexen. Die Gesamtkosten des Projekts belaufen sich auf rund vier Mrd. Euro. Dabei fallen für den Bahnbau ungefähr 987 Mio. Euro an. Der Rest teilt sich größtenteils auf private Investitionen für Wohnungen und Büros auf. Die Stadt Wien investiert rund 500 Mio. Euro.