Wirtschaft

Neues Match im Wintersport

Vom Anorak in neuen Trendfarben bis zum Fußball mit eingebauten Sensoren: Auf der Sportartikelmesse ISPO in München zeigt die Industrie dieser Tage, welche Neuheiten sie in den Markt pressen will. Stark vertreten sind Hersteller von Wintersportartikeln, die mit einem stagnierenden Markt kämpfen. Intersport, mit 10,5 Milliarden Euro Jahresumsatz größter Sportartikelhändler der Welt, baut das Segment trotzdem weiter aus.

KURIER: In Österreich ist der Markt nach der Übernahme von Eybl und Sports Experts durch Sports Direct im Umbruch. Profitiert Intersport?

Franz Julen: Ja, die Neuausrichtung weg von Beratung und Service hin zum Diskont hilft uns sehr. Österreich ist seit Monaten im internationalen Vergleich unser Spitzenreiter. Im Jänner sind die Umsätze in allen 44 Intersportländern um durchschnittlich fünf bis zehn Prozent gestiegen, in Österreich hatten wir ein Plus von 14 Prozent.

In jenen Bereichen, in denen Eybl stark war?

Ja, zum Beispiel neben dem Wintersport im Verkauf von Wanderkleidung, Bergschuhen, Zelten, Schlafsäcken. Der Outdoor-Markt stagniert in den meisten Ländern, in Österreich wachsen wir zweistellig – schon seit Monaten.

Wenn in Österreich jetzt so viel zu holen ist – werden Sie dann auch expandieren?

Wir haben im Vorjahr vier neue Geschäfte eröffnet, heuer kommen fünf bis zehn weitere dazu.

Wie läuft der Winter?

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Bis zum Schneefall kurz nach Weihnachten lief er ganz schlecht. Seither viel besser. Wir hoffen, dass wir bis Ende der Saison die Vorjahresumsätze übertreffen. Schließlich gibt es kein Großevent wie im Vorjahr die Fußball-WM.

König Fußball – wie viel hat Intersport 2014 mit der WM eingespielt?

Mit Fußballartikeln haben wir erstmals mehr als eine Milliarde Euro eingenommen. Intersport Deutschland allein hat mehr als 600.000 Leiberln der deutschen Mannschaft verkauft. Die WM hat uns das Jahr gerettet. Der Umsatz ist von 10,3 auf 10,5 Milliarden Euro gestiegen.

Wenn Fenninger den Super-G gewinnt, ist das für Sie wohl weniger lukrativ, oder?

Wir machen mit Wintersportartikeln mehr als 1,8 Milliarden Euro Umsatz, also mehr als mit Fußball. Es rennt nach einem Fenninger-Sieg aber kaum einer ins Geschäft, um einen Head-Ski zu kaufen, aber überall wird über den Ski-Sport geredet. Das hilft dem Geschäft.

Warum stecken Sie mehr Geld in das Sponsoring von Ski-Events, obwohl immer weniger Leute Ski fahren?

Wir investieren mehr denn je in diesem Bereich, auch weil sich Konkurrenten hier ein Stück weit zurückziehen. Wir gewinnen also Marktanteile im Wintersport, auch wenn die Umsatzentwicklung der letzten zwei Jahre in absoluten Zahlen nicht berauschend war.

Welche Bedeutung haben heute noch Messen wie die ISPO?

Der Händler kann sich einen Überblick über die Kollektionen holen, bevor dann die Bestellphase beginnt. Die ISPO ist eine wichtige Plattform.

Die großen Spieler der Sportartikelindustrie haben eines gemeinsam: Sie produzieren in Billiglohnländern – und werden dort bald mehr Geld an ihre Arbeiter zahlen müssen. In China, Vietnam oder Indonesien sollen die Löhne heuer um zehn bis 20 Prozent steigen, schätzen Experten.

Gleichzeitig müssen die Hersteller aber deutlich weniger für Öl zahlen und die Preise für Rohstoffe wie Baumwolle sind auf einem 5-Jahrestief angekommen. Auch bei Rohstoffen, die zur Herstellung von Polyester, Nylon und PVC notwendig sind, wird eine leichte Preissenkung erwartet, erläuterte Frank Dassler, Präsident des Weltverbands der Sportartikelindustrie bei einer Pressekonferenz auf der Sportartikelmesse ISPO in München.

Konsumenten, die das voreilig als Zeichen für günstigere Endverbraucherpreise werten, werden aber wohl enttäuscht werden. Denn Händler gehen davon aus, dass die meisten Artikel heuer teurer werden. Der Grund: Die weltweite Wechselkursentwicklungen, die sich in der Kalkulation niederschlagen und die Effekte der billigeren Rohstoffe wieder zunichte machen.

Mode-Vorschau

Was es nächsten Winter Neues zu kaufen geben wird, zeigen derzeit 2585 Aussteller, davon 74 aus Österreich, auf der ISPO. Inhaltliche Schwerpunkte sind die Themen Gesundheit und Fitness am Arbeitsplatz sowie technische Gadgets wie Fitnessarmbänder mit Sensoren. Auf der Messe werden rund 80.000 Fachbesucher erwartet.