Wirtschaft

Neue Vorwürfe gegen Ex-Meinl-Banker rund um Odebrecht-Skandal

Die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) hat ihre Ermittlungen in der Causa Meinl Bank im Zusammenhang mit dem brasilianischen Odebrecht-Skandal ausgedehnt. Zu den Vorwürfen Bestechung und Geldwäscherei komme nun der Verdacht auf Veruntreuung hinzu, berichtet der "Standard" (Wochenendausgabe). Unbekannte Täter aus der Meinl Bank sollen Gelder, die die Meinl Bank Antigua bei der Wiener Meinl Bank liegen hatte, abgezogen und sich oder anderen zugeeignet haben.

Es geht um den Zeitraum zwischen 1. Dezember 2017 und Ende 2018. Laut Berichten der Ermittler hatte die damals bereits in Abwicklung befindliche Meinl Bank Antigua im Dezember 2017 noch rund 43 Millionen Dollar (38 Millionen Euro) bei der Meinl Bank in Wien liegen. Trotz Anti-Geldwäsche-Kontensperre hätten Meinl-Banker damals am Abwickler der Antigua-Bank vorbei zahlreiche Buchungen durchgeführt. Die Kontosperren hätten sie dafür selbst aufgehoben und dann wieder eingegeben. So seien "mehrere Millionen" Euro abgezogen worden. Die Meinl Bank habe diese Transaktionen mit der Antigua-Bank in ihren einstigen Verfahren bei der Finanzmarktaufsicht (FMA) gar nicht bestritten, sie habe damit aber bestehende Verpflichtungen eingelöst.

"Nicht nachvollziehbar"

In den Augen der WKStA sind diese Geschäfte aber "nicht nachvollziehbar", das Geld sei dadurch für die Antigua-Bank verloren gewesen. Der Verdacht: Die "noch festzustellenden Täter" hätten nach dem Aufkommen des Odebrecht-Skandals und nach Eintritt der Zahlungsunfähigkeit der Meinl Bank Antigua "so viel Geld wie möglich" von deren Konten abgezogen und sich oder Dritten zugeeignet. Verschleiert hätten sie das mit laut der WKStA "fingierten" Transaktionen.

Die Antigua-Bank wurde von der Wiener Mutter ab 2011 sukzessive verkauft - dass die drei Käufer in Wirklichkeit Strohmänner von Odebrecht waren, habe sie nicht gewusst, sollte Verkäuferin Meinl Bank der FMA später erklären.

Unabhängig von den Ermittlungen der Wiener WKStA wartet der ehemalige Meinl-Bank-Chef Peter Weinzierl in London auf seine Auslieferungsverhandlung. Weinzierl war im Mai in Großbritannien auf Antrag der USA in Auslieferungshaft gekommen und nach eigenen Angaben gegen eine Kaution von vier Millionen Pfund (4,7 Millionen Euro) unter Auflagen wieder auf freien Fuß gesetzt worden, wie er dem "trend" erklärte. Es geht um den Vorwurf der US-Justiz wegen mutmaßlicher Beihilfe zu Geldwäsche und Bestechung rund um den Odebrecht-Schmiergeldskandal und die Rolle der Meinl Bank Antigua, es gilt die Unschuldsvermutung. Weinzierl weist alle Vorwürfe zurück.

Der brasilianische Odebrecht-Konzern soll jahrelang Hunderte Millionen Dollar Schmiergeld gezahlt haben, um lukrative Staatsaufträge zu bekommen und Politiker zu bestechen. Der Skandal hatte in Lateinamerika für ein politisches Erdbeben gesorgt. Ehemalige Chefs des Unternehmens hatten vor Gericht zugegeben, im Gegenzug für öffentliche Aufträge illegal Bestechungsgelder in Millionenhöhe verteilt zu haben. Zahlreiche Politiker haben deshalb bereits ihre Posten verloren. 2016 bekannte sich Odebrecht in den USA schuldig und nahm eine Strafe in Höhe von 3,5 Milliarden US-Dollar (2,85 Milliarden Euro) hin.