Wirtschaft

Quereinsteiger sollen Wettbewerb wachküssen

Endlich wieder ein neuer Anbieter. Der Einstieg des Diskonters Hofer bringt Schwung in den weitgehend zum Erliegen gekommenen Wettbewerb im heimischen Mobilfunkmarkt. Wird surfen und telefonieren wieder billiger? Was sind die Herausforderungen für die Betreiber? Der KURIER nahm die Branche unter die Lupe.

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WettbewerbDer Markt ist gesättigt, Wachstum gibt es nur durch Verdrängung. Spannend wird, wie viele Kunden die neuen, virtuellen Anbieter ohne eigenes Netz (Fachbegriff MVNO) gewinnen können. Telekom-Regulator Johannes Gungl glaubt, dass sie in den nächsten drei Jahren mehrere Hunderttausend anziehen könnten. Hofer startete mit Kampfpreisen, Kabelnetzbetreiber UPC will eher mit Bündel-Angeboten punkten. Mit Tele2, dem Televoting-Anbieter Mass Response und MTel dürften heuer drei weitere Anbieter starten. Marktanalyst Andreas Kreutzer von Kreutzer Fischer & Partner erwartet sogar noch mehr Anbieter, die Einstiegsbarriere sei gering: "Eine eigene Handy-Marke eignet sich gut als Vehikel, um die Kundenbindung zu stärken", sagt Kreutzer. Beispiel dafür sind Markenartikler wie Red Bull.
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PreiskampfDurch die Quereinsteiger sollten die Preisschübe vom Vorjahr fürs Erste gestoppt sein. Die Mobilfunker nutzten die Konsolidierung, um die Netze auszubauen und die Profitabilität zu erhöhen. Das HoT-Angebot (im Netz von T-Mobile) ist zwar günstig, aber ob allein der Preis viele Wechsler bringt, bleibt abzuwarten. "Es wird spannend, wem Hofer die Kunden wegschnappt", sagt Kreutzer. "Das Angebot wird größer werden, die Preistransparenz dafür kleiner", ist er überzeugt. Wenn Handy-Kunden nicht mehr wüssten, ob sie jetzt billig oder teuer telefonieren, sorge das für große Unzufriedenheit, was schlecht für die Branche sei. Tatsächlich gibt es inzwischen 60.000 Tarif-Varianten von 18 Anbietern, selbst das neue Preisvergleichsportal durchblicker.at tut sich schwer, hier durchzublicken.

Expansion Im gesättigten Markt ist Expansion nur durch Übernahmen oder neue Geschäftsfelder möglich. Reine Mobilfunker könnten mangels Festnetz ins Hintertreffen geraten. "Mobilfunker müssen sich neu positionieren und mehr Richtung Content-Anbieter gehen", glaubt Kreutzer. Vor allem T-Mobile sei hier noch sehr defensiv.

Auf europäischer Ebene zeichnet sich eine weitere Konsolidierung ab. Kleinere Telekom-Firmen können hohe Infrastrukturkosten nicht mehr allein tragen und suchen Allianzen. Die EU-Regulierung wird schrittweise zurückgefahren, was die Marktführer stärkt. Längerfristig, so schätzen Beobachter, dürften ähnlich wie in den USA nur noch wenige Telekom-Riesen übrig bleiben.

Roaming-Aus Eigentlich sollte der EU-Binnenmarkt fürs Surfen und Telefonieren schon Mitte 2015 verwirklicht werden, doch der Termin ist unrealistisch.

Die EU-Staaten sind sich uneinig über die Ausgestaltung der gegenseitigen Verrechnung. Es soll vermieden werden, dass die Inlandstarife für alle in die Höhe schnellen, nur damit ein paar wenige in ganz Europa billiger telefonieren können. Österreichs Mobilfunker profitierten wegen der vielen Touristen bisher vom Roaming. Der Entfall der Roaming-Einnahmen müsste mit höheren Inlands-Tarifen kompensiert werden, wird bereits unisono gedroht. Der Wettbewerb lässt grüßen...