Wirtschaft

Apple enttäuscht, Aktie gefallen

Der Glanz alter Zeiten ist passé. Apple schafft es nicht mehr wie früher, mit Erfindungen und Produkt-Neuheiten zu begeistern. Am Dienstag wurden zwei neue Versionen des Kassenschlagers iPhone vorgestellt (mehr dazu...). Die meisten Experten reagierten aber enttäuscht, weil Apple es zum einen nicht wagte, mit wirklich günstigen Angeboten für den wichtigen chinesischen Markt aufzuwarten. Zudem ist noch immer keine Kooperation mit dem weltgrößten Mobilfunk-Unternehmen China Mobile in Sicht, weswegen Apple nicht an dessen 740 Millionen Kunden herankommt.

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An der Technologiebörse Nasdaq standen Apple-Aktien am Mittwoch unter Druck: Sie büßten zum Marktstart rund sechs Prozent ein. Allerdings waren die Anteilsscheine im Monat zuvor um mehr als elf Prozent gestiegen - in der Hoffnung auf wirkliche Innovationen. Auch an der Frankfurter Börse verlor die Apple-Aktie mehr als fünf Prozent an Wert. Und auch Zuliefer-Firmen von Apple mussten Federn lassen.

Apple konnte ganze Märkte umwälzen

"Seit Steve Jobs tot ist, verwaltet Apple sein Erbe", kritisierte der Kapitalmarkt-Experte Oliver Roth von Close Brothers Seydler. "Der Mythos ist erst einmal passé." Insgesamt fehlt dem Unternehmen aus der Nähe von San Francisco nach dem Tod des legendären Firmengründers die Fähigkeit, ganze Märkte umzuwälzen. So hat das iPhone zum Beispiel seit 2007 das Handy-Geschäft komplett auf den Kopf gestellt und den einstigen Marktführer Nokia bedeutungslos gemacht. Mit dem Tablet-PC iPad wurde der Computer-Markt aufgemischt - zulasten von Dell und Hewlett-Packard. Der iPod wirbelte zuvor schon die Musikbranche durcheinander.

Apple hat stark mit dem koreanischen Erzrivalen Samsung zu kämpfen, auch Billig-Anbieter aus Asien bringen den US-Technologiekonzern unter Druck (mehr dazu...). Dementsprechend fiel der Quartalsgewinn zuletzt um rund ein Fünftel auf 8,8 Mrd. Dollar. Haupt-Baustelle ist die Region China, Taiwan, Hongkong und Singapur, in der der Umsatz um 43 Prozent einbrach. Hier verliert Apple zudem Marktanteile.

Billigversion ist zu teuer

Jobs-Nachfolger Tim Cook zielt mit den Neuheiten deswegen vor allem auf China und Indien, wo sich viele Menschen die teuren iPhones bisher nicht leisten können. Das neue 5c, eine „Billigversion“ sollte Abhilfe schaffen. Doch mit umgerechnet 559 Euro ist das neue Modell den Chinesen zu teuer – das zeigte eine Umfrage des Onlineportals sina.com. Während 37 Prozent eher das hochpreisige Spitzenmodell 5s für 5288 Yuan oder 659 Euro kaufen würden, kam das 5c nur auf schwache 3,9 Prozent. 180 000 Nutzer hatten sich bis Mittwochnachmittag an der Umfrage beteiligt.

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"Das iPhone 5C ist zwar Apples erster Schritt weg vom Hochpreis-Markt, allerdings nur ein kleiner", sagte JPMorgan-Analyst Mark Moskowitz. Der Konzern gebe einer hohen Gewinnmarge den Vorrang. Marktanteile in Schwellenländern könnten damit aber nicht gewonnen werden. Denn im Ausland kaum bekannte chinesische Firmen wie Xiaomi und Yulong verlangen für ihre Smartphones wesentlich weniger und haben sich damit zusammen mit Lenovo oder ZTE in der Volksrepublik einen Großteil des Marktes gesichert. "Apple riskiert weiterhin, ähnlich wie im PC-Geschäft zu einem Nischen-Anbieter im Hochpreis-Segment degradiert zu werden", warnte Analyst Toni Sacconaghi von Bernstein Research.