Wirtschaft

OeNB: "Osteuropa per Saldo positiv"

Österreichs Banken haben in Osteuropa zwei Fehler gemacht: Sie haben Kreditzinsen angeboten, die für das Risiko in diesen Ländern zu günstig waren – vor allem mit Fremdwährungskrediten. Und in einigen Ländern sei die Kreditvergabe vor der Krise zu rasch gewachsen, sagte Ewald Nowotny, Chef der Nationalbank (OeNB), bei der Präsentation des Finanzstabilitätsberichtes.

Dennoch: Unterm Strich sei das Osteuropa-Engagement der Geldhäuser "positiv und zukunftsträchtig", sagt die OeNB. Auch in den Krisenjahren haben die Banken dort operativ Geld verdient (siehe Grafik). Allerdings sind die Profite jetzt geringer und auf wenige Länder konzentriert – vor allem Tschechien und (noch) Russland.

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Die Zeit des exzessiven Wachstums bzw. der "Sucht nach Marktanteilen" sei nun vorbei, sagt Nowotny. Das alte Geschäftsmodell, dass in Westeuropa über Anleihen günstig Geld aufgenommen und dieses als Kredit nach Osteuropa "durchgereicht" wurde, ist überholt. Seit einigen Jahren schreiben die Aufseher den Banken nämlich vor, dass sie das Geld zur Kreditvergabe fast zur Gänze über Spareinlagen im jeweiligen Land sammeln müssen.

Größtes verbliebenes Risiko sind die Fremdwährungskredite, nicht nur im Osten. In Österreich haben die Banken nach aktuellem Stand 33 Milliarden Euro bei Privathaushalten und Unternehmen offen – der Großteil wird ab 2017 fällig. Bei den Osteuropa-Töchtern sind 74,2 Milliarden Euro Kredite (meist in Schweizer Franken oder Euro) ausständig.

Gewinne unter Druck

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Besonders teuer wird das in Ungarn: Dort zwingt die Regierung die Banken per Gesetz, den Konsumenten einen Teil der Kosten zurückzuerstatten. Wie viel das kosten wird, könne man noch nicht beziffern, sagte OeNB-Vize Andreas Ittner. Die Erste Group sei wohl am stärksten betroffen. Ittner glaubt aber nicht, dass es teurer wird als 2011. Damals schrieben Österreichs Banken in Ungarn 970 Millionen Euro Verlust. Medienberichten zufolge plant die Regierung Orban für die zweite Jahreshälfte aber sogar eine Zwangskonvertierung in die Landeswährung Forint – damit würden die Kosten explodieren.

Und das, wo die Zeiten ohnehin härter werden. Dass Österreichs Banken in Summe einen Nettoverlust machten, war 2013 eine negative Premiere. Neben den Hypo-Alpe-Adria-Verlusten schlugen da Milliarden-Abschreibungen der Bank Austria auf Firmenwerte eine tiefe Kerbe.

Wegen der tiefen Zinsen und kleineren Margen ist künftig – auch ohne Sonderbelastungen – weniger zu verdienen. Österreichs Banken hätten Hausaufgaben zu machen, mahnt die OeNB: Sie müssen effizienter werden. Nur in Deutschland sieht das Verhältnis vom Ertrag zu den Kosten noch schlechter aus. Dass die Bankenabgabe abgeschafft werden solle, sagt Nowotny nicht. Er plädiert aber an die Regierung, sie im "Gesamtkonnex" mit den Kosten für den EU-Abwicklungs- und Einlagensicherungsfonds zu sehen.

Bilanz-Korrekturen

Die Krisenpuffer der österreichischen Banken – ihre Eigenkapitalpolster – sind nun besser gefüllt. Sie bleiben aber noch 1,5 bis 2,5 Prozentpunkte hinter den Quoten der Hauptkonkurrenten zurück. Ab 2016 wollen die Aufseher den systemischen (sprich großen) Banken einen zusätzlichen Risikopuffer für Osteuropa aufbrummen.

Wie ist die positive OeNB-Sicht mit den Milliardenverlusten der Bank Austria im Vorjahr und der Erste Group im laufenden Jahr vereinbar? Beide haben die Firmenwerte in Osteuropa schlagartig auf null gesetzt und mussten hohe Firmenwert-Abschreibungen schlucken. Heißt das, die Bilanzen waren davor falsch? Nein, kontert OeNB-Vize Andreas Ittner. Die Bilanzierungsregeln (laut IFRS) würden von den Banken verlangen, "nicht mehr als unbedingt notwendig" zu korrigieren. Der laufende Bilanzcheck und Stresstest der Europäischen Zentralbank gäben nun Anreize für Wertberichtigungen, die mittelfristig ohnehin geplant gewesen wären.

Das Gefühl sagt: Osteuropa ist für Österreichs Banken längst ein Milliardengrab geworden – der unstillbare Kapitalbedarf der Hypo Alpe-Adria, die Bank Austria und die Erste mit ihren spektakulären Wertberichtigungen. So viel können die Banken gar nicht verdient haben, oder?

Doch. Die Zahlen zeigen: Sogar in den Krisenjahren seit 2008 waren die Osteuropa-Töchter ein Gewinnbringer. Dass die Profite jetzt nur noch halb so hoch sind, ist eher positiv: Die Partylaune ist vorbei und damit auch das ungehemmte Kreditwachstum vor der Krise. Aus dieser Phase stammt die schwerste Bürde für die Banken und ihre Kunden: Die Aufarbeitung der Fremdwährungskredite könnte noch bitter werden – das ist aber kein spezifisches Problem von Osteuropa, sondern gilt leider auch für Österreich.