Wirtschaft

Nächstes Rettungspaket für Zypern

Nach den Spaniern dürften sich auch die Zyprioten demnächst unter den europäischen Rettungsschirm flüchten. "Das Thema ist dringend. Wir wissen, dass die Rekapitalisierung der zypriotischen Banken bis zum 30. Juni abgeschlossen sein muss", erklärte Finanzminister Vassos Shiarly am Montag und fügte hinzu: "Es geht eher um ein umfassendes Paket als nur um Banken-Hilfe."

Der Internationale Währungsfonds bezeichnet die Lage Zyperns als "verwundbar und beängstigend". Zyperns Bankensektor ist im Sog der Griechenlandkrise ins Wanken gekommen. Abschreibungen auf griechische Staatsanleihen schlagen sich in den Büchern nieder. Allein beim zweitgrößten Geldinstitut, der Marfin Popular Bank, klafft eine Kapitallücke von 1,8 Milliarden Euro auf. Dieser Betrag entspricht zehn Prozent des Bruttoinlandsproduktes Zyperns. Zum Hilfsansuchen könnte es nach Einschätzung eines Diplomaten in der zweiten Juni-Hälfte kommen: Also nach den griechischen Wahlen am 17. Juni und noch bevor Zypern am 1. Juli die EU-Ratspräsidentschaft übernimmt. Die Insel ist eine der kleinsten Volkswirtschaften der Eurozone und macht nur 0,2 Prozent ihrer Wirtschaftskraft aus. Zypern wäre nach Griechenland, Portugal, Irland und Spanien das fünfte Euroland, das europäische Hilfe braucht. Der Betrag ist im Vergleich zur Spanien-Hilfe noch bescheiden.

Spanien

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Nach der Zusage der EU, Spaniens Banken mit bis zu 100 Milliarden Euro Kapital zu unterstützen, schossen am Montag die Aktienkurse hoch. Doch die Sorgen um die Griechen-Wahlen und Italien kehrten rasch zurück. Nach den Meldungen über einen möglichen Hilfsantrag aus Zypern schmolzen die Gewinne weiter dahin.

Die Ratingagentur Fitch stufte die spanischen Banken Banco Santander und BBVA herab. Die Börsen schlossen ohne klare Richtung.

Während die Politiker darüber diskutieren, aus welchem EU-Rettungsfonds die Milliarden für Spanien kommen sollen, wird an den Finanzmärkten über die nächsten Probleme spekuliert. Der Ausgang der griechischen Wahlen am Wochenende könnte zu neuen Erschütterungen führen, falls die Linken zu stark werden. Und vor allem in US-Medien wird über das nächste Opfer am Finanzmarkt spekuliert: das hoch verschuldete Italien. Finanzministerin Fektor sagte im ZiB2-Interview, sie könne sich vorstellen, dass auch Italien bald Hilfe braucht.

Doch die Italien-Gefahr sieht Peter Brezinschek, Chef-Ökonom der Raffeisen Bank International (RBI), nicht. "Man sollte nicht alle Länder in einen Topf werfen. Italien kann sich bis jetzt ganz gut selber finanzieren, auch die Banken können das", betont er. Und Griechenland habe ein Wettbewerbsproblem seiner Wirtschaft, Spanien dagegen das Problem der geplatzten Immobilienblase, die den Banken viele uneinbringliche Kredite eingebracht habe.

Voodoo-Ökonomie

Kritik kommt von Ökonomen und Politikern aber auch am Rettungspaket selbst. Der US-Ökonom Joseph Stiglitz – einst Berater des früheren US-Präsidenten Bill Clinton – bezeichnete das Hilfsprogramm ganz populistisch als "Voodoo-Ökonomie", bei der Geld im Kreis geschickt werde. "Das System ist: Die spanische Regierung rettet die spanischen Banken, und die spanischen Banken retten die spanische Regierung", sagte Stiglitz. Deutsche Oppositionspolitiker stießen ins selbe Horn und kritisierten, dass die Milliardenzahlungen an hoch verschuldete Banken einer Drogeninjektion an Drogenabhängige gleiche.

Stephan Bruckbauer, Chef-Volkswirt der Bank Austria, hingegen hält die Milliardenspritze für die spanischen Banken für "eine gute Lösung". Damit sei das Vertrauen wiederhergestellt. Jetzt sei es wichtig, dass die Bedingungen für die Bankenhilfe von der Europäischen Bankenaufsicht aufgestellt und kontrolliert würden. Bruckbauer rechnet auch damit, dass jene Banken, die Geld bekommen, ins Eigentum des spanischen Bankenrettungsfonds FROB übergehen.

Hochspannung

Für Aufregung an den Börsen dürfte in den nächsten Tagen die Wahl in Griechenland sorgen. Der Chef der Liechtensteinischen Landesbank in Österreich, Robert Löw, glaubt: "Egal, ob die Griechen im Euro bleiben oder austreten. Es könnte ungemütlich werden." In jedem Fall werde die EU bis zu 500 Milliarden Euro für die Unterstützung Griechenlands aufwenden müssen.

Trotz dieser enormen Summe ist Löw überzeugt, dass der politische Wille, die Eurozone zu erhalten gegeben sei. Die EU könne sich sowohl Spanien als auch Griechenland leisten, sagt Löw. Er meint daher, dass nach den griechischen Wahlen ein erfreulicher Sommer für die Aktionäre beginnt.

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