Wirtschaft

Handy statt Bargeld

Ein unscheinbarer Wegbegleiter feierte unlängst einen runden Geburtstag: Der Strichcode wurde 40. Ihm ist es zu verdanken, dass die Produkte an den Kassen rasch identifiziert werden können. Die nächste Revolution, die Schlangen vor den Kassen zu verkürzen, ist schon im Gange – das Zahlen mit dem Geld der Zukunft. Der Barcode hat gewonnen, das Bargeld wird voraussichtlich verlieren.

Noch hat Bares in Österreich die Nase vorne. Vor allem bei Beträgen unter 100 Euro wird vor allem zu Scheinen und Münzen gegriffen. Allerdings ist der Gebrauch von Bargeld seit Jahren rückläufig: 86 Prozent betrug 1996 der Anteil von Bargeld am Zahlungsvolumen, 2011 waren es nur noch 68 Prozent, zeigt eine Notenbank-Studie.

In Zukunft könnte in Hosen- und Handtaschen mehr Platz sein – wenn das Smartphone die Geldbörse ersetzt. Mobiltelefone könnten sowohl fürs Bezahlen eingesetzt werden und gleich auch als virtuelle Kundenkarten fungieren. Bis an den Kassen das Bezahlen mit dem Mobiltelefon ohne Hindernisse möglich ist, wird es aber noch dauern. Jetzt schon bieten die meisten Banken Online-Banking via Smartphone-Apps an.

Eine Schlüsseltechnologie auf dem Weg zu einer bargeldlosen Gesellschaft könnte NFC (Near Field Communication) sein. Sie ermöglicht die drahtlose Datenübertragung über kurze Strecken und damit kontaktlose Überweisungen. Neue Kredit- und Bankomatkarten werden bereits mit dieser Technologie ausgestattet. "Mittlerweile befinden sich über 315.000 NFC-fähige Kreditkarten von card complete in österreichischen Brieftaschen," sagte Walter Schlögl, Mitglied des Vorstandes von card complete, vor Kurzem.

NFC-taugliche Smartphones könnten künftig auch zum Bezahlen an den Kassen verwendet werden. Allerdings gibt es massive Bedenken, was die Datensicherheit betrifft. Rewe (Billa, Bipa, Merkur) musste etwa das Angebot von virtuellen Kundenkarten auf eigene Apps beschränken, nachdem bei Drittanbietern Sicherheitsprobleme festgestellt wurden.

Mächtige Konkurrenz

Neue Technologien und damit verbundene Veränderungen im Zahlungsverhalten betreffen nicht nur Bargeld. Durch die fortschreitende Digitalisierung drängen neue Spieler, vor allem große US-Konzerne, auf den Markt. Sie könnten Banken künftig ernsthafte Konkurrenz machen. Internet-Riese Google besitzt in Europa bereits seit sieben Jahren die Banklizenz. Mit dem Zahlungsdienst "Wallet" ist es bereits möglich, mit dem (NFC-tauglichen) Smartphone zu bezahlen. In den USA wird alternativ eine aufladbare Geldkarte angeboten, um mit Anbietern von Kreditkarten zu konkurrieren. Auch Facebook bemüht sich um eine Banklizenz in Irland. eBay ermöglicht mit dem Tochterunternehmen Paypal bereits die Abwicklung von Zahlungen in 75 Gastronomiebetrieben in Deutschland. Auf 2000 soll das Angebot bis zum Ende des Jahres ausgeweitet werden.

Zahlungsmittel blicken auf eine lange Tradition zurück. Bereits vor einigen Jahrtausenden handelten Menschen mit Naturalien wie Muscheln, Perlen oder Metallen. Erste Münzprägungen konnten bis ins 7. Jh. vor Christus nachgewiesen werden.

Zahlungsmittel aus Papier kamen in Europa erst im 15. Jh. auf. In der Habsburger-Monarchie wurde Papiergeld erstmals 1762 unter Maria Theresia ausgegeben – um die maroden Staatskassen aufgrund des Siebenjährigen Krieges nicht noch mehr zu belasten. Anfangs stand die Bevölkerung dem Papiergeld noch sehr skeptisch gegenüber, da es im Gegensatz zu Münzen über keinen Materialwert verfügt. Deswegen garantierte die Nationalbank damals den jederzeitigen Umtausch in Silbermünzen, um das Vertrauen in die Banknoten zu stärken.

Papier wird mancherorts bereits durch Kunststoff ersetzt. Rund 20 Staaten verwenden Scheine aus Kunststoff. Die Bank of England will bis 2016 alle Pfund-Geldscheine von Papier auf Polymer umrüsten. Als Vorzüge von Plastikgeld werden längere Haltbarkeit, bessere Hygiene und größere Fälschungssicherheit angegeben.

Durch das Internet entstanden sogenannte Kryptowährungen. Die prominenteste dieser Online-Währungen ist Bitcoin. Seit 2008 können reale Geldwerte in Bitcoin getauscht werden. Der Wechselkurs unterliegt großen Schwankungen und birgt daher das Risiko von drastischen Wertverlusten. Diese Währungsart wird von keinen Nationalbanken kontrolliert. Dennoch erfreut sich Bitcoin zunehmender Beliebtheit. Immer mehr Unternehmen akzeptieren das Zahlungsmittel – zuletzt der US-Computer-Riese Dell.