Mittlere Unternehmen spüren Flaute
Lange hat sich Österreich dem allgemeinen wirtschaftlichen Abwärtssog in Europa entziehen können. Doch nun hält die Krise auch hierzulande Einzug. „Die wirtschaftliche Dynamik der österreichischen mittelständischen Unternehmen hat abgenommen“, sagt Rainer Kubicki Geschäftsführer der Creditreform. Dies manifestiert sich am Klimabarometer-Index, für den der Kreditschützer regelmäßig 1700 heimische Unternehmen befragt. Der Index sank im Vergleich zum Herbst des Vorjahres von 10,7 auf 9,5 Punkte.
Kubicki: „Vor allem die Auftragslage hat sich verschlechtert.“ Gesunkene Auftragseingänge verzeichnen 22,6 Prozent der Mittelständler. Im vergleich zum Vorjahr konnten auch weniger Unternehmen höhere Preise durchsetzen (18,3 zu 23,5 Prozent im Vorjahr) und mehr Unternehmen (15,2 zu 11,2 Prozent) haben ihre Preise gesenkt. Allerdings gehen die Betriebe mehrheitlich davon aus, dass sich die Preise wieder nach oben entwickeln werden.
"Die wirtschaftliche Dynamik der mittelständischen Unternehmen hat abgenommen." - Rainer Kubicki, Geschäftsführer Creditreform
Ebenfalls eingetrübt haben sich die Umsätze. Bei jedem Fünften sind sie gesunken (Vorjahr 15,8 Prozent), bei knapp 30 Prozent auch die Erträge. Verbessert hat sich hingegen die Eigenkapitalsituation. Der Anteil der schwach kapitalisierten Betriebe mit einer Eigenkapitalquote von unter zehn Prozent fiel von 29,7 auf 25 Prozent.
Die Investitionsbereitschaft stagniert auf niedrigem Niveau. Lag diese vor Ausbruch der Finanzkrise im Herbst 2007 noch bei 58,3 Prozent, so sind es nun nur noch 44,6. Die von den Banken in Abrede gestellte Kreditklemme findet sich in der Befragung sehr wohl wieder. Demnach hat sich für 60,3 Prozent der Zugang zu Finanzierungsmitteln verschärft. 93 Prozent berichten, dass von den Banken nun mehr Sicherheiten verlangt werden. Und 21 Prozent haben ihren Kredit nicht in der gewünschten Höhe erhalten.
Zudem wird im Mittelstand weniger Personal benötigt als noch vor einem Jahr. Zwar hat – wie im Herbst des Vorjahres – jedes vierte Unternehmen seinen Mitarbeiterstamm aufgestockt. Doch Personal entlassen mussten 17,3 Prozent. Vor einem Jahr waren es nur 13,4 Prozent. Und im kommenden halben Jahr wollen nur noch 13,7 Prozent neue Stellen besetzen, 20 Prozent rechnen mit Entlassungen. Unterm Strich sieht Kubicki die heimischen Unternehmen aber trotz aller Widrigkeiten in „robuster Gesamtverfassung“. Die Stimmung sei von Vorsicht und Abwarten geprägt, aber nicht von Angst.
Auch in Deutschland macht sich nun der Abschwung langsam in der Realwirtschaft bemerkbar. Laut einer Umfrage des des Instituts der deutschen Wirtschaft rechnen 28 Prozent der Unternehmen im nächsten Jahr mit einem Stellenabbau. Nur 20 Prozent wollen neue Jobs schaffen. Zudem erwarten erstmals seit dem Frühjahr 2009 mehr Firmen für das kommende Jahr einen Rückgang der Produktion als einen Anstieg.