Mit Milliarden-Beihilfen: Europa sucht die Super-Batterie
Japan, Südkorea, China, USA: Die Zellen, in denen der „Saft“ für E-Autos gespeichert wird, kommen derzeit von Firmen wie Panasonic, Samsung, LG oder der chinesischen CATL.
Zwar wollen Tesla und CATL künftig auch in Gigafabriken in Deutschland Batterien produzieren. Europäische Unternehmen sucht man auf der Landkarte aber bisher vergebens. Geschätzte drei Prozent der Batteriezellen kommen aus Europa, aus Asien sind es 80 Prozent.
Ein "Batterien-Airbus"
Das rief die Industriepolitik auf den Plan, die die Felle der EU davonschwimmen sah. Schon 2017 wurden Pläne für ein Batterien-Konsortium gewälzt – nach dem Vorbild des länderüberschreitenden EU-Flugzeugbauers Airbus.
Jetzt nimmt das Projekt Formen an. Am Montag genehmigte die EU-Kommission 3,2 Milliarden Euro staatliche Beihilfen zur Erforschung innovativer Batterie-Lösungen bis 2031. Das Geld aus Belgien, Finnland, Frankreich, Deutschland, Italien, Polen und Schweden soll weitere 5 Milliarden private Kofinanzierung loseisen.
Drittel der Weltproduktion
Möglich wird diese hohe staatliche Subvention, weil das Projekt als gemeinsames EU-Interesse mit hoher Priorität definiert wurde. Das ist erst zum zweiten Mal geschehen; Pionier war die Mikroelektronik, die im Dezember 2018 zur Schlüsseltechnologie ernannt wurde.
17 Unternehmen wurden als Projektpartner für förderwürdig befunden. Sie sollen kooperieren und 70 weitere Partner wie Klein- und Mittelbetriebe oder Forschungsinstitute einbinden.
Deutschland stemmt mit 1,25 Milliarden Euro den Löwenanteil der Förderungen, gefolgt von Frankreich (960 Mio.) und Italien (570 Mio. Euro). Laut Deutschlands Wirtschaftsminister Peter Altmaier ist das Ziel, dass ein Drittel der globalen Batteriezellen-Produktion nach Europa geholt wird. Tausende Jobs sollen entstehen.
Die Förderung sei akzeptabel, weil Europa ein strategisches Interesse an sauberer Mobilität und Energie, den Jobs, Nachhaltigkeit und Wettbewerbsfähigkeit habe, betonte EU-Wettbewerbskommissarin Margrethe Vestager. Falls das Projekt von Erfolg gekrönt ist, würde ein Teil der Unternehmensgewinne zugunsten der Steuerzahler wieder abgeschöpft.
Mit Österreich-Bezug
Fünf deutsche Firmen sind am Vorhaben beteiligt: Chemiekonzern BASF, Autobauer BMW, die Peugeot-Tochter Opel, eine Tochter des belgischen Recycling-Konzerns Umicore sowie der Batteriehersteller Varta.
Somit gibt es einen Österreich-Bezug: Der börsenotierte Varta-Konzern gehört zu gut 58 Prozent der Montana Tech des österreichischen Investores Michael Tojner. Man wolle die Qualität und Energiedichte gängiger Lithium-Ionen-Batterie-Technologie „gezielt weiterentwickeln“, speziell mit Blick auf die Produktion, sagte Varta-Chef Herbert Schein.
Rohstoff oder Schlüsseltechnologie?
Kritiker halten die Herstellung von Batteriezellen für eine Art billigen Rohstoff, der nur wenig Wertschöpfung generiere. Zudem habe sich China die Förderrechte für wichtige Materialien wie Kobalt oder Lithium im Kongo oder in Chile gesichert.
Das EU-Projekt steckt sich indes höhere Ziele. So sollen Rohstoffe gefunden werden, die nachhaltig gefördert werden können. Das Recycling und die Wiederaufbereitung von Altbatterien sollen künftig Standard werden. Und das langfristige Ziel sei eine ganz neue Generation effizienter Batterien.