Wirtschaft

Millionen-Pleite in der Stahl-Branche

Die steirische Stahlstadt Kapfenberg wird von einer Millionen-Pleite erschüttert. Die O.St. FeingußgmbH mit dem Sitz in der Werk-VI-Straße 56 hat am Landesgericht Leoben ein Sanierungsverfahren ohne Eigenverwaltung beantragt. Das bestätigen die Gläubigerschutzverbände AKV und Creditreform dem KURIER. 68 Arbeitsplätze sind von der Insolvenz betroffen. Den Gläubigern wird eine Quote in Höhe von 20 Prozent angeboten. Die Gesellschaft gehört zu 90 Prozent der Turnaround Beteiligungs GmbH und zu zehn Prozent der Inteq Investment. Die Turnaround Beteiligungs GmbH vertritt treuhändig steirische Privatinvestoren gegenüber der Gesellschaft.

Die Geschäfte

Das Unternehmen ist laut eigenen Angaben die einzige Feingießerei in Österreich, die alle Arten vergießbarer Stahl- und Aluminium-Werkstoffe verarbeitet und Präzisionsprodukte unter anderem für die Fahrzeug- und Luftfahrttechnik, die Medizintechnik, den Maschinenbau, die Elektroindustrie und chemische Industrie sowie für Wehrtechnik und Sportwaffenbau herstellt. Zu den Kunden zählen aber auch Raumfahrtunternehmen, Werften und der Motorsport.

Bereits im September 2011 wurde über die Gesellschaft ein Sanierungsverfahren eröffnet, und es wurde in der Folge eine Sanierungsplanquote in Höhe von insgesamt 20 Prozent an die Gläubiger ausgeschüttet. In den Jahren 2013 bis 2015 schrieb das Unternehmen Verluste, die mit Gesellschafterzuschüssen ausgeglichen wurden. Mit dem Neueinstieg der steirischen Privatinvestoren über die Turnaround Beteiligungs GmbH wurde eine Vielzahl an Maßnahmen ergriffen, den Betrieb zu sanieren.

Sanierung gescheitert

„Die Sanierung scheiterte aber an der hohen Personalintensität, am Investitionsrückstau, an den Komplexitäten der Produkte, den hohen Ausschussquoten und an den bis zuletzt ungelösten Struktur- und Management-Herausforderungen, insbesondere in der Produktionssteuerung“, heißt es im Antrag weiter. „Ein außergerichtlicher Ausgleich mit den unbesicherten Gläubigern mit einer Quote in Höhe von 50 Prozent ist letztlich an dessen Finanzierbarkeit gescheitert.“

Das Vermögen

Die Aktiva haben einen Buchwert in Höhe von 6,574 Millionen Euro, davon entfallen 3,2 Millionen Euro auf Vorräte, 839.000 Euro auf offene Forderungen aus Lieferungen und Leistungen, 463.000 Euro auf das Betriebsgebäude und 346.500 Euro auf Maschinen. Dazu kommen noch 408.000 Euro Forderungen gegen verbundene Unternehmen und ein Bankguthaben in Höhe von 224.400 Euro. Die Betriebsliegenschaft ist aber mit Hypothekarpfandrechten der Hausbank von insgesamt 1,6 Millionen Euro „aller Voraussicht nach überbelastet“, heißt es im Antrag weiter.

Die Schulden

Die Verbindlichkeiten werden mit 6,822 Millionen Euro beziffert, davon entfallen 2,6 Millionen Euro auf Lieferanten, 1,797 Millionen Euro auf Banken, 1,566 Millionen Euro auf Forderungen der Gesellschafter, 425.000 Euro auf Forderungen der Mitarbeiter und 321.800 Euro auf die Gebietskrankenkasse.

Die Zukunft

Der Betrieb soll im Rahmen des Insolvenzverfahrens fortgeführt werden. „Die Erfüllung des Sanierungsplans wird jedoch nicht aus dem laufenden Betrieb oder sonstigen Maßnahmen der Innenfinanzierung, sondern nur durch die Fortführung und den Abschluss von Investorengespräche möglich sein“, heißt es im Antrag weiter.