Wirtschaft

Millionen-Pleite in der Baubranche

Die steirische Firma Tarbauer Bau GmbH mit Sitz in Eggersdorf bei Graz hat ein Sanierungsverfahren ohne Eigenverwaltung angemeldet. Das bestätigen die Gläubigerschutzverbände AKV, Creditreform und KSV1870 dem KURIER. Rund 40 Arbeitsplätze sind derzeit betroffen, in der Hochsaison wurden aber bis zu 57 Mitarbeiter beschäftigt. Den 150 Gläubigern bietet die Baufirma 20 Prozent Quote an.

Die Insolvenz-Ursachen

"In den vergangenen beiden Jahren verschlechterte sich die Situation am steirischen Baumarkt dramatisch. Die Preise gaben nach unten nach", heißt es im Insolvenzantrag aus der Feder der Anwalts-Kanzlei Scherbaum Seebacher. "Weiters schlug die Investitionsmüdigkeit der steirischen Unternehmen auch auf die Auftragslage der Tarbauer Bau durch. Zugesagte beziehungsweise avisierte Aufträge wurden nicht erteilt und letztendlich nicht die Antragstellerin beauftragt."

Hohe Personalkosten

In diesem Zusammenhang ist festzuhalten, heißt es weiter, "dass die Tarbauer Bau ausschließlich mit eigenem österreichischen Personal ihre Bauleistungen erbringt und daher momentan nicht mit den derzeitigen Tiefstpreisen am Markt konkurrieren kann". Das sei ausschlaggebend für den massiven Umsatzeinbruch gewesen, den die Baufirma zuletzt erleiden musste.

Strittige Rechnungsabstriche

Hinzugekommen ist, heißt es im Antrag, dass zuletzt bei betragsmäßig hohen Schlussrechnungen große Abstriche gemacht werden mussten, weil Tarbauer – wenngleich die Rechnungsabstriche strittig waren – aufgrund der Auftragslage am Markt mit den betroffenen Auftraggebern keine Gerichtsverfahren führen konnte.

Betriebsergebnis negativ

So wurden im Geschäftsjahr 2013 rund 6,8 Millionen Euro Umsatz erwirtschaftet, ein Jahr später waren es schon 7,68 Millionen Euro und im Vorjahr 7,42 Millionen Euro. Das Betriebsergebnis 2015 war aber negativ.

Reißleine gezogen

"Neben Rechnungsabstrichen bei großen Bauvorhaben kam es auch immer wieder zu Forderungsausfällen und Verlusten im Zuge von Insolvenzen beauftragter Subunternehmer", heißt es weiter. "Im Zuge der laufenden Überwachung der monatlichen Ergebnisse in der zweiten Hälfte des Jahres 2015, sowie bei der Vorbereitung des Jahresabschlusses 2015/2016 (Stichtag: 31. März) und der damit einhergehenden Evaluierung der Kostenstruktur, ausständiger Rechnungen und aktueller und zukünftiger Aufträge hat sich herausgestellt, dass die Liquidität der Tarbauer Bau aktuell nicht mehr ausreicht, sämtliche fälligen Verbindlichkeiten zu bedienen." Zugleich bedeutete das, dass ein Restrukturierungsbedarf besteht.

Aus diesem Grund wurden bereits Ende 2015 vier Dienstverhältnisse beendet. Zusätzlich wurden weitere zehn Dienstnehmer zur Kündigung beim AMS angemeldet. "Durch die bereits erfolgte Reduktion der Fixkosten können langfristig wieder höhere Deckungsbeiträge erzielt, beziehungsweise kann das Unternehmen in und nach dem Insolvenzverfahren positiv fortgeführt und die Sanierungsplanquote für die Gläubiger erwirtschaftet werden", heißt es im Insolvenzantrag weiter.

Die Schulden

Die Verbindlichkeiten werden (im Fall eine Liquidation des Unternehmens) mit 5,687 Millionen Euro beziffert, davon entfallen 1,83 Millionen Euro auf Lieferungen und Leistungen, 1,436 Millionen Euro auf mögliche Haftungen, 927.000 Euro auf Bankschulden; 780.000 Euro sind bei der Finanz offen und weitere 229.000 Euro bei der Gebietskrankenkasse; und 240.000 Euro schuldet die Baufirma ihren Mitarbeitern. Im Falle des Fortbetriebs soll sich der Schuldenstand auf 4,131 Millionen Euro reduzieren.

Das Vermögen

Die Aktiva haben einen Liquidationswert in Höhe von 1,046 Millionen Euro, davon entfallen 530.000 Euro auf ein Sparbuch, 300.000 Euro auf offene Forderungen gegen Kunden. Im Fall der Fortführung sollen die Aktiva aber 1,849 Millionen Euro betragen.

Die Zukunft

"Die Trabauer Bau beabsichtigt die Fortführung des Betriebes und eine Sanierung über einen Sanierungsplan", heißt es im Antrag weiter. "Der Liquiditätsbedarf wird durch eine Fortführungsfinanzierung der Hausbank aufgebracht werden." Sie wird laut Firmenangaben dafür verpfändete Kundenforderungen freigeben. Der Fortführungsplan weist mit Ende Mai 2016 einen Überschuss aus. "Dieser soll zum Teil zur Aufbringung der Sanierungsplanquote und zur Abdeckung der Kosten verwendet werden."