Wirtschaft

Metallindustrie: Anpassung der Kurzarbeit

Die heimische Maschinen- und Metallwarenindustrie bereitet sich auf eine sinkende Auftragslage vor. Die aktuelle wirtschaftliche Lage sei zwar noch "durchaus positiv", aber für 2013 und die Folgejahre sei kein Aufschwung zu erwarten, sagt Wirtschaftsforscher Ulrich Schuh von EcoAustria. Er führte für den Branchenverband eine Konjunkturerhebung durch. "Wir erwarten keinen Absturz, aber eine längere Schwächeperiode".

Um diese Schwächeperiode durchtauchen zu können, wird auch Kurzarbeit wieder zum Thema. Die ersten fünf Maschinenbauer haben wegen Unterauslastung bereits Kurzarbeit beantragt, weitere überlegen dies derzeit. Die Anzahl der insgesamt beim AMS zur Kurzarbeit angemeldeten Beschäftigten hält sich mit 1300 noch in Grenzen, dürfte aber in den nächsten Monaten wieder steigen.

Experten rechnen damit, dass die Phase der Unterauslastung diesmal länger dauern könnte als bei der Krise 2009. Christian Knill, Obmann des Fachverbandes der Maschinen- und Metallwarenindustrie (FMMI), will die bestehende Kurzarbeitsregelung daher adaptieren und an das deutsche Modell angleichen. In Deutschland ist die Kurzarbeits-Regelung unbürokratischer, flexibler und für Arbeitgeber insgesamt billiger. Vor allem die Behaltefristen nach Auslaufen der Kurzarbeit – zumeist drei oder sechs Monate – war der heimischen Industrie stets ein Dorn im Auge. Großen Spielraum, die Mitarbeiter bei Auftragsflaute durch den Abbau von Zeitguthaben weiterzubeschäftigen, sieht Knill nicht: "Im Jahr 2008 hatten wir Hochkonjunktur und daher einen großen Stundenpolster, aber jetzt ist dieser Effekt nicht mehr vorhanden". Ziel sei dennoch, so viele Mitarbeiter wie möglich zu halten.

Nicht notwendig

Die Arbeiterkammer sieht für eine Neuregelung der Kurzarbeit keine Notwendigkeit. Arbeitsmarkt-Experte Gernot Mitter hält die Regelung in Deutschland für gewerkschaftsfeindlich und missbrauchsanfällig und lehnt sie daher ab: "Kurzarbeit ist nur für kurzfristige Konjunkturschocks gedacht, dauert ein Abschwung länger, müssen ohnehin andere Maßnahmen ergriffen werden."

Der FMMI vertritt 1200 Industriebetriebe mit rund 120.000 Beschäftigten und tritt heuer erstmals eigenständig bei der Herbstlohnrunde der Metaller an.

Alle Inhalte anzeigen

Kollektivverträge
Die Kollektivvertragsverhandlungen für 180.000 Metaller – am 19. September übergeben die Arbeitnehmervertreter ihren diesjährigen Forderungskatalog die Arbeitgeber – waren aus Gewerkschaftssicht schon einmal leichter. Gefeilscht wird heuer nicht in einer großen Runde, sondern mit sechs Metall-Fachverbänden. Zudem drängt die Zeit. Das schwache Wirtschaftswachstum sowie schlechte Prognosen trüben die Aussicht auf hohe Lohnabschlüsse.

"Entscheidend ist, dass wir einen einheitlichen Kollektivvertrag mit einem guten Ergebnis haben", sagte Erich Foglar, Chef des Österreichischen Gewerkschaftsbunds (ÖGB), am Mittwoch im Club der Wirtschaftspublizisten. Damit meint er nicht, dass es in allen sechs Untergruppen zu gleichen Lohnsteigerungen kommen muss. Foglar: "Schon bisher haben unter anderem vom Betriebsergebnis abhängige Einmalzahlungen für Differenzierung gesorgt." Es gehe um eine einheitliche Mindestniveaus und die Erhaltung der Kaufkraft über den Istlohn. Foglar: "Das passiert auf betrieblicher Ebene seit Jahrzehnten."

Die Metaller machen traditionell den Auftakt in der Herbstlohnrunde, ihr Lohnabschluss gilt als Richtschnur für andere Branchen. Die Bedeutung als Leitlohnrunde geht auf das Jahr 1972 zurück, als der Schilling an die D-Mark gebunden wurde – gegen den Protest der Industrie. Mit der Hartwährungspolitik war eine Währungsabwertung nicht mehr möglich. Die Lohn- und Gehaltssteigerungen wurden fortan nach der Benya-Formel (Inflation und gesamtwirtschaftliche Produktivitätssteigerung) berechnet. Diese Formel machte die Metaller zur Leitlohnrunde.