Wirtschaft

Meister Eder und sein Zögling

Knalleffekt bei der voestalpine: Der langjährige Vorstandschef des Stahl- und Technologiekonzerns, Wolfgang Eder, tritt überraschend mit 3. Juli 2019 ab und will dann in den Aufsichtsrat wechseln. Sein Nachfolger soll der bisherige Vorstand des Stahlbereichs, Herbert Eibensteiner, werden.

Gegenüber dem ORF-Mittagsjournal sagte Eder: „Man muss wissen, wann Schluss ist. Jetzt ist Zeit, das Feld für Jüngere zu räumen. Ich übergebe ein sehr gut bestelltes Unternehmen.“ Hätte er wie erwartet noch eine Periode als Vorstandsvorsitzender drangehängt, wäre er in ein doch etwas hohes Alter für den Sprung an die Spitze des Aufsichtsrates gekommen – Eder ist 66 Jahre. Es handle sich um eine geordnete Übergabe, „es ist nicht so, dass er zur Disposition gestanden wäre“, sagt ein Aufsichtsrat.

2019 soll Eder der Hauptversammlung als Mitglied des Aufsichtsrats vorgeschlagen werden, den Vorsitz aber erst 2021 von Joachim Lemppenauer erben, der dann 79 Jahre wird. Der ehemalige deutsche Versicherungsmanager sitzt seit Sommer 2004 dem Gremium vor und macht bis dahin noch den Platzhalter für Eder, wissen Insider.

Der 54-jährige Herbert Eibensteiner gilt als Zögling Eders und als würdiger Nachfolger. Seine Nominierung kommt für viele nicht überraschend, er hat sich als Leiter der Steel Division einen Namen gemacht und war schon länger als Kandidat am Radar. Eibensteiner hat nun zwölf Monate Zeit, sich mit Eder einzuarbeiten, außerdem kann er mit einem eingespielten Team starten.

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„Schlechte Optik“

In der Branche wurde vermutet, dass Eders Vertrag als CEO eigentlich noch um zwei Jahre verlängert wird. Die oberösterreichischen Kernaktionäre seien froh, dass Eder als Aufsichtsrat an Bord bleibt, heißt es im Gremium. Oberbank, Raiffeisenlandesbank OÖ und die Mitarbeiterstiftung halten rund 35 Prozent. Aktienrechtler sprechen allerdings von einer „schlechten Optik“. Der Aufsichtsrat Eder kontrolliert seine vorherige Arbeit als Vorstand. Der direkte Wechsel ist zwar konform mit dem Aktiengesetz, entspricht aber nicht den Ambitionen des Gesetzgebers. Das Gesetz sieht bei börsenotierten Unternehmen eine zweijährige Cooling-off-Periode vor. Ausgenommen, mehr als 25 Prozent der Stimmrechte sind dafür. Diese Hintertüre ist für Familienunternehmen gedacht. Anleger-Vertreter Wilhelm Rasinger spricht von einem deutlichen Zeichen der Anerkennung für Eders Arbeit, „die Vorgangsweise sollte aber eine Ausnahme bleiben“.

Internationalisierung

Herausforderungen hat der Stahl- und Technologiekonzern aus Linz trotz seines anhaltenden Erfolgslaufs genug. Das Unternehmen muss die Internationalisierung vorantreiben, um ein wahrer Global Player zu werden. In einigen Bereichen ist das Unternehmen bereits Weltmarktführer, doch auch das will verteidigt werden.

Unter Eder hat die voestalpine ihren Umsatz von vier Milliarden Euro mehr als verdreifacht. Für das Jahresergebnis 2017/’18, das heute, Mittwoch, vorgestellt wird, rechnen Analysten mit einem Umsatzplus von 13 Prozent auf 12,8 Milliarden Euro und einem Betriebsergebnis von plus 48 Prozent auf 735 Millionen Euro.