Meinl-Tochter schluckt Niemetz
Von Kid Möchel
Der jahrelange Leidensweg der angeschlagenen Süßwarenfabrik Walter Niemetz („Schwedenbomben“) wurde am Mittwoch beendet. Dreieinhalb Monate nach Eröffnung des Sanierungsverfahrens wurde der Wiener Traditionsbetrieb von Insolvenzverwalter Stephan Riel in einem sogenannten Bieterverfahren versteigert.
Die Heidi Chocolat SA aus Rumänien, ein Unternehmen der Julius-Meinl-Gruppe, hat schlussendlich den Zuschlag erhalten. Der Kaufpreis beträgt 5,25 Millionen Euro netto, das bestätigt Riel dem KURIER. Christian Höllwarth, Chef des Tiroler Lebensmittel-Großhändler Interfood, hatte sich bis zuletzt ein Match mit Heidi-Anwältin Ulla Reisch geliefert. „Ich habe bis 5,2 Millionen Euro mitgeboten“, sagt Höllwarth. Damit war aber auch die Latte für seinen Niemetz-Businessplan erreicht.
„Wir freuen uns, dass wir jetzt mit der starken Marke Niemetz und den Schwedenbomben arbeiten können“, sagte Heidi-Chocolat-Chef Erwin Vondenhoff kurz nach der Versteigerung zum KURIER. „Wir bekennen uns zum Standort Österreich und können noch zwei Jahre am alten Wiener Standort produzieren.“ Was das weitere Investment betrifft, sei es noch viel zu früh, darüber zu reden.
Früheres Hilfsprojekt
Die Schokoladenfabrik Heidi Chocolat wurde Mitte der 90er-Jahre als „privates Hilfsprojekt“ vom Schweizer Familienunternehmen Confiseur Läderach gegründet, um im krisengeschüttelten Rumänien Jobs zu schaffen. Im Dezember 2012 wurde dann der Verkauf an die Julius-Meinl-Gruppe vereinbart, im April 2013 hat die rumänische Wettbewerbsbehörde ihren Segen dazu gegeben.
Laut Vondenhoff beschäftigt Heidi rund 300 Mitarbeiter und exportiert Süßwaren in 48 Länder rund um den Globus. Durch den Verkauf des Betriebes ist aber das Quotenerfordernis gestiegen, da nun auch die Beendigungsansprüche der knapp 70 Niemetz-Mitarbeiter dazugerechnet werden müssen. „Wir nähern uns aber einer 100-Prozent-Quote, da aus dem Fortbetrieb ein Überschuss bleibt“, sagt Riel.
Dafür gibt es auch Lob vom Creditreform-Experten Gerhard Weinhofer: „Eine Großinsolvenz, bei der die Gläubiger fast hundert Prozent erhalten, ist ganz selten.“
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