Mehr Landwirte unter Strom
Die Dachflächen allein werden nicht ausreichen, um den geplanten Ausbau der Photovoltaik umzusetzen. „Für die Klimaneutralität müsste rund ein Drittel des heimischen Strombedarfs durch Photovoltaik gedeckt werden“, weiß Vera Immitzer, Geschäftsführerin des Verbandes Photovoltaic Austria.
Davon ist man derzeit noch sehr weit entfernt. Kein Wunder, dass intensiv über den Ausbau von Photovoltaik auf landwirtschaftlichen Flächen nachgedacht wird. Etwa bei einer Tagung des Ökosozialen Forum zum Thema Sonnenergie als mögliches Geschäftsmodell der Landwirtschaft. Schließlich ist die Energiegewinnung auch eine zusätzliche Einkommensquelle für die Landwirtschaft.
Während in Ländern mit deutlich höherer Sonneneinstrahlung derartige Anlagen bereits seit längeren Ökostrom liefern, gibt es in Österreich vorerst vor allem Pilotprojekte. Zumal sich nur ein Teil der Agrarflächen für die Aufstellung von Photovoltaikanlagen eignet. „Die ertragreichen Flächen werden weiterhin allein für die Nahrungsmittelproduktion genutzt werden“, ist Martin Wette von der Fachabteilung Energie der Landwirtschaftskammer überzeugt. Eine Diskussion „Solarstrom statt Teller“ soll es nicht geben. Es geht also vor allem um Flächen mit geringen landwirtschaftlichen Erträgen.
Praxistest
Unter welchen Voraussetzungen die größte Menge an Ökostrom erzeugt werden kann und gleichzeitig die Ernteerträge nicht massiv sinken wird derzeit in der Praxis getestet. In Bruck an der Leitha (Niederösterreich) wurde auf fünf Hektar eine Forschungs- und Demonstrationsanlage errichtet. Das Projekt „EWS Sonnenfeld“ wurde im Oktober 2021 gestartet.
Da geht es um Fragen wie die Ausrichtung und den Winkel der Solarmodule. Wie breit sollen die Agrarstreifen zwischen den Solaranlagen sein? Welche Pflanzen eigenen sich besonders für den Anbau auf diesen Flächen? Wo solle es Blühstreifen geben? In der Steiermark gibt es eine Anlage auf einer Hühnerfarm. Die Tiere finden den Schatten, der durch die Solarmodule entsteht, durchaus angenehm.
Netzausbau
Ein Hemmnis für Ökostrom vom Feld ist nach wir vor die zu geringe Kapazität der Stromnetze. Der Generalsekretär des Ökosozialen Forums, Hans Mayrhofer, drängt daher auf einen raschen Ausbau. In Oberösterreich wurde in sieben Regionen ein Einspeisestopp für Photovoltaikanlagen erlassen. Die Kapazitäten der Stromnetze sind ausgelastet. Der Netzausbau ist nicht billig. In Oberösterreich werden in den kommenden Jahren zwei Milliarden in diesen Bereich investiert.
Eine weitere Forderung der Bauern ist der Bürokratieabbau bei der Umwidmung der landwirtschaftlichen Flächen für die zusätzliche Nutzung zur Stromproduktion. Auch die aktuelle Regelung für die Berechnung der Steuern sorgt für Kritik. Manche Landwirte habern eigne Unternehmen gegründet, um die Berechnung der Abgaben zu erleichtern.