Wirtschaft

Bei Alpine wurde groß aufgeräumt

Vor einem Jahr wurde die Baubranche durch den Bankrott des Alpine-Konzerns (7000 Mitarbeiter) erschüttert. Die spanische Mutter FCC schoss der maroden Österreich-Tochter kein Geld mehr zu, ihre Manager mussten den Weg zum Wiener Konkursgericht antreten.

„Wir standen damals vor einem Chaos“, sagt Insolvenzverwalter Stephan Riel zum KURIER. „Die größte Herausforderung war, aus dem Scherbenhaufen eine geordnete Insolvenzabwicklung aufzusetzen. Die Alpine war darauf nicht vorbereitet und ist schon in den ersten Stunden des Verfahrens auseinandergebrochen.“

Derzeit betragen die Gläubigerforderungen rund 3,4 Milliarden Euro, davon wurden 1,6 Milliarden Euro anerkannt. Etwa 1,85 Milliarden Euro Forderungen werden bestritten. 300 Millionen entfallen auf die Anleihen der Holding. „1,5 Milliarden Euro auf 70 bis 80 größere Fälle, bei denen es vor allem um Haftungen für Töchter geht“, sagt Riel. Die Klärung dieser Fälle wird noch länger dauern.

Laut Gerhard Weinhofer von der Creditreform kann sich die Bilanz Riels bisher sehen lassen: „Er hat in einem Eiltempo die größten Brocken auf Schiene gebracht“, sagt Weinhofer. Die Alpine-Töchter samt Baustellen, die Liegenschaften und Tausende Baumaschinen wurden zu Geld gemacht. Mittlerweile liegen 120 Millionen Euro im Massetopf. Und Riel will noch mehr: Rund 100 Millionen Euro hat er eingeklagt. Alleine von der Alpine-Mutter FCC fordert er 75 Millionen Euro aus dem Verkauf der Alpine Energie.

„Das wird nicht die letzte Klage sein, die ich eingebracht habe“, sagt Riel. Das Gros der Problemfälle habe er außergerichtlich gelöst. Unter dem Strich sollte für die Gläubiger eine Quote von etwa fünf Prozent herauskommen. Fakt ist: 4500 der 4900 inländischen Alpine-Mitarbeiter kamen bei Mitbewerbern unter. „Im Vorjahr konnten wir diese 4500 Arbeitsplätze retten, aber heuer gingen am Markt 2400 Arbeitsplätze durch Billigst- Arbeitskräfte aus Ungarn, Polen und Slowenien wieder verloren“, beklagt Baugewerkschafter Josef Muchitsch.

Massiver Preiskampf

„Die Insolvenz der Alpine hat sich zu keiner Marktbereinigung geführt“, sagt Thomas Birtel, Chef des börsennotierten Baukonzerns Strabag. „Im Großraum Wien ist derzeit gut zu tun. Wir haben auch einige Alpine-Hochbauprojekte übernommen. Der Preiswettbewerb im Verkehrswegebau ist nach wie vor in den Bundesländern intensiv.“ Die Kapazitäten nach der Alpine-Pleite seien nicht vom Markt verschwunden, sondern die Mitarbeiter von anderen Unternehmen übernommen worden. Birtel: „Diese Menschen wollen weiter beschäftigt bleiben, weshalb die Firmen, welche die Kapazitäten aufgenommen haben, nun über den Preis um Aufträge kämpfen.“

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Der Abwärtstrend bei den Insolvenzen setzt sich weiter fort. Die Kreditversicherer Prisma und Euler Hermes erwarten für heuer um acht Prozent weniger Pleiten. Der stärkste Rückgang wird mit 23 Prozent in Spanien prognostiziert, gefolgt von Niederlande und Irland.

Schon im Vorjahr gab es ein Minus von fünf Prozent auf rund 353.000 Konkurse. Das stärkste Minus gab es in den USA, Großbritannien und Deutschland. In Österreich gab es im Vorjahr um zehn Prozent weniger Firmenpleiten.

„Die Widerstandsfähigkeit der heimischen Wirtschaft hat seit den schwierigen 1990er-Jahren stetig zugenommen“, analysiert Prisma. Da aber auch hierzulande „zuweilen der raue Wind der Weltwirtschaft“ zu spüren ist, wird 2014 wieder mit einem leichten Insolvenz-Anstieg von drei Prozent gerechnet.