Wirtschaft

Media Quarter Marx: Stadt Wien und Aliyev steigen aus

Das Media Quarter Marx 3(MQM), zentraler Bestandteil des Medienclusters auf dem Wiener Stadtenwicklungsgebiet in St. Marx, war als Private-Public-Partnerschaft geplant. Die Stadt zieht gemeinsam mit einem privaten Partner, in diesem Fall der umstrittene kasachische Ex-Botschafter Rakhat Aliyev, ein Projekt auf und steigt später aus. Jetzt ist es so weit.

Beide Partner suchen einen neuen Investor und starten den Verkaufsprozess. 40-Prozent-Eigentümer des MQM ist die zur Stadt Wien gehörende Technologieagentur ZIT. 60 Prozent gehören der VBM – über die mittels Treuhandkonstruktionen (A.V.Maximus Holding) anfänglich Aliyev verfügte, später seine Ehefrau. Die Verschleierung der Eigentumsverhältnisse hatte der Wiener SPÖ von der Rathaus-Opposition heftige Kritik eingebracht.

Die VBM hatte bis Jahresende 2013 eine Option auf den Anteil der Stadt Wien um 5,21 Millionen Euro, wertgesichert mit dem Verbraucherpreisindex. Diese Option wurde nicht gezogen, weshalb für die Stadt nun Handlungsbedarf besteht.

Gemeinsam setzen die Stadt und das Management der VBM jetzt den Verkaufsprozess auf. Im Visier sind institutionelle Investoren wie Banken, Versicherungen und Immobilienfonds. Die ZIT investierte 4,56 Millionen an Eigenkapital, die VBM rund 6,9 Millionen. Die Stadt brachte das Grundstück ein, über einen Kredit der Bank Austria wurden 63,8 Millionen Euro investiert.

Alle Inhalte anzeigen
Derzeit sind 90 Prozent der 40.000 Quadratmeter Fläche an rund 40 Medienunternehmen – darunter Echo-Verlag, Wiener Zeitung und FM4 – mit insgesamt 1000 Mitarbeitern über zehnjährige Verträge vermietet. Die Mieterträge belaufen sich auf jährlich rund 3,64 Millionen Euro, an Krediten sind noch 48,5 Millionen offen.

Verkaufszeitpunkt und Preisvorstellungen will Gerhard Hirczi, Chef der Wiener Wirtschaftsagentur, zu der die ZIT gehört, nicht nennen. Er verspricht ein „transparentes, nachvollziehbares Verfahren“ und ist optimistisch, „dass wir das Projekt gut verwerten werden. Möglicherweise wachsen die Bäume nicht in den Himmel, aber eine zufriedenstellende Verwertung sollte möglich sein“. Die Stadt sei nicht angetreten, „um zehnprozentige Renditen zu machen, sondern um ein Impulsprojekt in einem Stadtentwicklungsgebiet auf die Beine zu stellen. Das ist uns hundertprozentig gelungen“. Als Rechtsberater wird die Stadt die Kanzlei Schönherr engagieren.

Die Suche nach einem neuen Investor wird vermutlich länger dauern. Denn die VBM sondiert bereits seit zwei Jahren einen Käufer für ihre Anteile. VBM-Geschäftsführer Andreas Lenzinger soll jedoch beim Preis zu hoch gepokert haben. Im ersten Quartal 2014 will der Verfassungsgerichtshof bekannt geben, ob der Rechnungshof das Media Quarter prüfen darf. Eine Prüfung dürfte sich vor dem Verkauf noch ausgehen.

Der ORF wiederum ließ seine mit Ende 2013 befristete Option auf ein riesiges Grundstück der Stadt Wien unmittelbar neben dem Media Quarter verfallen. Ein ORF-Sprecher wollte dazu keine Stellungnahme abgeben und verwies auf Gespräche mit der Stadt Wien. Dieses Areal wäre die einzige Alternative des ORF zu einer Sanierung des Küniglbergs. Die endgültige, offizielle Standort-Entscheidung soll im März fallen.