Wirtschaft

McDonald’s: Burger individuell bestellbar

Ein ungewöhnlicher Ort für ein Interview, aber ein ganz normaler für McDonald’s: Der KURIER traf den Österreich-Chef Andreas Schmidlechner im McCafé in Brunn am Gebirge unweit der Firmenzentrale.

KURIER: Das Motto "supersize" scheint bei McDonald’s nicht mehr zu gelten, weder bei den Produkten, noch beim Konzern: In den USA ist er auf Schrumpfkurs.

Andreas Schmidlechner: Ich bin nicht der globale CEO, kann aber über Österreich erzählen: Und da haben wir letztes Jahr um eine Million mehr Gäste begrüßt. In meinen zehn Jahren bei McDonald’s Österreich gab es keine überdimensionalen Produkte.

Die österreichischen Filialen wirken hochwertiger als jene in den USA, wo die Marke eher ein Billig-Image hat. Warum?

Wir sind zwar ein globales Unternehmen, aber extrem dezentral organisiert. Wenn wir entscheiden, McCafés zu bauen, dann machen wir das.

Die gibt’s in den USA nicht?

Nein, nicht in dieser Form. 90 Prozent unserer Restaurants haben ein McCafé. Diese Dichte gibt’s sonst nirgendwo. Es war ein Glücksgriff, weil wir die Marke damit neu positioniert und neue Gästeschichten angesprochen haben. Wir haben uns das gut überlegt: Schließlich gibt es 16.000 Kaffeehäuser in Österreich. Braucht es da noch weitere 200? Doch die Resonanz war von Anfang an überwältigend und funktioniert selbst an Standorten mit hoher Konkurrenz. Das Konzept kommt aus Australien.

Zumindest in den USA hat McDonald’s ein Imageproblem.

In Österreich sind wir in der Breite der Gesellschaft angekommen. Zu uns kommt jeder – vom Generaldirektor bis zum Arbeiter.

Obwohl doch eigentlich gerade hierzulande ein extremer Antiamerikanismus herrscht.

Ja, aber wir sind seit fast 40 Jahren im Land. Und wir sind zwar ein amerikanisches Unternehmen, aber trotzdem zutiefst österreichisch durch die vielen lokalen Franchise-Unternehmer: Sie betreiben 87 Prozent unserer Restaurants. Weil wir unternehmerische Begeisterung und Risikobereitschaft schätzen.

Warum wurde das Logo von rot auf grün umgefärbt?

Als wir den Markt erobert haben, galt: gelb, rot, Plastik, Amerika und ein bisschen schrill. Das war fein für die Siebziger- und Achtzigerjahre. Aber der Zeitgeist ändert sich. Jetzt wird alles erdiger, authentischer. Die Logo-Veränderung gab es nur in Europa. Auch die Lokale haben nun gedämpftere Farben.

Wann kommt der Bio-Burger?

Jetzt starten wir einmal Veggie und glutenfrei. Ab 2. Juli wird es sechs unterschiedliche vegetarische Produkte geben. Auch glutenfreies Brot kommt. Wir reagieren auf die Nachfrage. Ohne Innovation geht es in keinem Unternehmen weiter.

Was steckt statt Fleisch im Veggie-Burger?

Ein paniertes Milchschnitzel aus Milchprotein und Pflanzenfasern. An diesem Projekt haben wir fast eineinhalb Jahre gearbeitet. Es ist geschmacklich top.

Aber gibt es nicht gleichzeitig eine Sehnsucht, verlässlich immer die gleichen Produkte vorzufinden? Manche beschweren sich bitter über das Verschwinden des Hamburger Royal.

Der war ein Klassiker, ist aber aufgrund der sinkenden Nachfrage verschwunden. Wir haben auf den Grand Royal umgesattelt, der aus unserer Sicht ein Upgrade ist.

Bei McDonald’s kann man sich neuerdings den Burger am Bestell-Terminal selbst kreieren. Und dank "Fresh"-Garantie dauert es, bis das Produkt fertiggestellt wird, man kriegt sogar eine Nummer. Ist es nicht paradox, in einem Schnell-Restaurant warten zu müssen?

Die Gesamtwartezeit ist nicht länger als vorher. Wir reagieren auf die digitale Generation. Es gibt zwei Vorteile: Jedes Produkt ist kompromisslos frisch. Ein Burger darf nicht mehr als zehn Minuten alt sein.

Sonst wird er weggeworfen?

Ja, aber das gibt es im neuen System nicht mehr, weil dann alles erst auf Bestellung zubereitet wird. Und wenn Sie den Big Mac ohne Gurkerl oder mit der Extra-Scheibe Käse haben wollen, ist das auch kein Problem. Individualisierung ist ein Megatrend.

Welches Produkt verkaufen Sie am häufigsten?

Den Cheeseburger um einen Euro. Pro Jahr verkaufen wir knapp 28 Millionen.

Wie schwierig ist es, qualifiziertes Personal zu kriegen?

Wir haben 9500 Mitarbeiter und sind einer der größten Arbeitgeber Österreichs. Wenn ein Restaurant gut geführt ist, gibt es kein Problem, Personal zu finden.

Personal für Mc Jobs?

Es tut mir in der Seele weh, wenn man einen ganzen Berufsstand entwertet. Wir sind ein verlässlicher Arbeitgeber, zahlen dasselbe wie andere Gastronomen, alles ist sauber abgerechnet, und es gibt tolle Ausbildungs- und Karrieremöglichkeiten. Bei uns muss man auch nicht von der Uni kommen, um es zu etwas zu bringen. Das liegt ausschließlich an dir selbst.

Sehr viele Ihrer Produkte kommen aus Österreich. Was nicht?

Das Huhn kommt aus Ungarn, der Fisch aus der Nordsee und der Salat je nach Jahreszeit auch aus Spanien. Aber der Großteil unserer Produkte ist regional. Rund 40.000 Bauern beliefern uns. Ein Rinderbauer, der sich ums Tierwohl kümmert, kann im Programm "M-Rind" pro Schlachtkuh außerdem bis zu 100 Euro mehr erlösen. 11.000 Betriebe machen mit, es sollen noch mehr werden. Unsere Fleisch-Abnahmemenge steigt übrigens – trotz Veggie-Trend.

Ihre Kuchen kommen tiefgefroren aus Deutschland. Wieso kann man die nicht hierzulande herstellen?

Da ist Hochtechnologie drinnen: Das Produkt muss toll schmecken, nachdem es aufgetaut ist und österreichweit denselben Standard haben soll. Es ist schwierig, einen Anbieter zu finden, der diese Menge produziert. Der Top-Seller ist übrigens die Erdbeer-Buttermilch-Schnitte. Wir entwickeln aber auch gerade etwas mit einem Lieferanten aus Wels.

Was wünschen Sie sich von der Politik?

Schnellere Reformen. Bildung halte ich für ein zentrales Thema. Ich verstehe nicht, warum mein jetzt neun Jahre alter Sohn den gleichen Lehrplan hat wie ich vor 40 Jahren. Da bewegt sich zu wenig.

Im US-Konzern sieht man Gentechnik bei Tierfutter unkritischer als hier. Was halten Sie davon?

Wir können uns den Luxus von Gentechnikfreiheit leisten, McDonald’s Österreich ist dabei geblieben. Aber die Welt muss acht Milliarden Menschen ernähren.

Wie steht es mit Fair Trade?

Unser Kaffee ist zertifiziert von "Rainforest alliance", der Tee "Fair Trade".

Hat auch der Mc Donald’s-Österreich-Chef an der Kasse arbeiten müssen?

Ja. Jeder der bei McDonald’s beginnt, muss das erste Monat im Restaurant arbeiten. Wer nicht versteht, wie das Gasthaus funktioniert, hat auch im Head Office nichts verloren.

Andreas Schmidlechner
Der 51-Jährige ist seit 2013 Managing Director von McDonald’s Österreich, davor war er Marketingchef. Der Betriebswirt arbeitete zuvor 15 Jahre lang bei Unilever (u. a. in London, Buenos Aires, Sao Paulo).

McDonald’s
Die Fast-Food-Kette wird ab 2. Juli neue fleischlose Produkte verkaufen. Sie hat in Europa eine Imagekorrektur hinter sich – hin zu mehr Qualität.