Massiver Anstieg bei Arbeitslosen über 50 Jahre
Von Anita Staudacher
Die überdurchschnittlich steigende Altersarbeitslosigkeit wird in Österreich zur größten Herausforderung in der Arbeitsmarktpolitik. Ende September waren knapp 64.000 über 50-Jährige beim AMS als arbeitslos vorgemerkt, um ein Viertel mehr als noch vor einem Jahr. Die Arbeitslosigkeit stieg damit stärker als die – demografiebedingte – Beschäftigung in dieser Altersgruppe. Die nationale Arbeitslosenquote von 7,4 Prozent überflügelte erstmals die allgemeine mit 6,9 Prozent. Die Zahl der älteren Schulungsteilnehmer – im September waren es insgesamt rund 74.000 – ist hier noch gar nicht eingerechnet.
Neben der Wirtschaftsflaute, die Ältere, Behinderte und Ausländer besonders hart trifft, wirken sich auch die Pensionsreformen aus. „Es ist bei den älteren und ältesten Arbeitslosen inzwischen spürbar, dass der Zugang zur Pension erschwert wurde“, sagt AMS-Wien-Vizechef Winfried Göschl. Das AMS will speziell für diese Zielgruppe ab 2014 ein umfassendes Paket schnüren. Bestehende Maßnahmen wie Wiedereingliederungsbeihilfe und Kombilohn konnten den Anstieg bisher nicht bremsen. Arbeiterkammer (AK) und Grüne drängen auf ein Bonus-Malus-System, um Betriebe zu motivieren, Ältere anzustellen. Ein solches System könnte 55.000 Jobs für über 50- Jährige erhalten, so die AK. Die Industrie pocht auf flexiblere Arbeitszeiten.
Konjunkturtal
Ende September kletterte die Arbeitslosigkeit inklusive der Schulungsteilnehmer um 12,9 Prozent auf 335.661 Betroffene. Spät aber doch ist auch Österreichs größter Arbeitgeber – das Gewerbe und Handwerk – im Konjunkturtal angekommen und vermeldet für das erste Halbjahr ein Umsatzminus von 2,2 Prozent. Die Erwartungen für das Schlussquartal wurden nach unten geschraubt, der Beschäftigtenstand soll aber großteils gehalten werden. Branchenvertreter fordern von der Politik dringend Konjunkturimpulse wie etwa den Handwerkerbonus.