Wirtschaft

Masseure im Clinch mit den Physiotherapeuten

Jeder, der Rückenprobleme hat, weiß: Massieren ist gut, reicht aber nicht. Wirbelsäule und Muskulatur stehen in Wechselwirkung zueinander; regelmäßige, gezielte Rückengymnastik zu Hause kann also nicht schaden. Ein Heilmasseur wüsste zwar, wie’s geht, darf aber keine Anleitungen fürs Trainieren zu Hause geben. Therapeutische Bewegungs-Maßnahmen oder -anleitungen sind in Österreich den Physiotherapeuten vorbehalten.

Die Heilmasseure wollen diese juristische Einschränkung ihrer Qualifikation nicht länger hinnehmen. "Die Physiotherapeuten haben die Bewegung ja quasi für sich gepachtet", ärgert sich Dagmar Zeibig, Bundesinnungsmeisterin der Masseure. Wie in Deutschland längst üblich, will sie in Österreich zusätzlich zur Massage auch die Bereiche "Prävention, Rehabilitation, Mobilisation und Bewegungserziehung" anbieten dürfen.

Mobilisation

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Natürlich mit entsprechenden Zusatzausbildungen. Mit der kürzlich beschlossenen Novelle des Heilmasseur-Gesetzes gibt es zwar eine gesetzliche Grundlage dafür, allerdings spießt es sich bei der Definition der Spezialqualifikationen. So wollen die Physiotherapeuten bei der "Basismobilisation" mit 80-stündiger Zusatzausbildung nur einfache Tätigkeiten wie etwa den Transfer vom Rollstuhl auf das Massagebett und retour erlauben. Tätigkeiten, die Masseure ohnehin längst ausüben, zumal sie ansonsten gar nicht massieren könnten.

Höherwertige Tätigkeiten wie medizinische Trainingstherapie oder Gangschulung seien "Kernbereiche der Physiotherapie, die eine entsprechende Qualifikation erfordern", heißt es in einer Aussendung von Physio Austria, der Berufsvertretung der Physiotherapeuten. So müssten etwa Schlaganfallpatienten, deren Bewegungsfähigkeit eingeschränkt ist, "unbedingt von Physiotherapeuten behandelt werden, da nur diese über das Expertenwissen hinsichtlich erhöhter Verletzungsgefahr, Sturzgefahr oder Gefahr von Verstärkung von pathologischen Bewegungsmustern verfügen". Zumindest bedürfe die Basismobilisation aber der fachlichen Aufsicht eines Physiotherapeuten.

Teamarbeit

Für eine solche Teamarbeit, wie es sie etwa in Gemeinschaftspraxen gibt, sind auch die Masseure offen. "Je mehr wir voneinander wissen und lernen, desto besser können wir im Sinne der Patienten arbeiten", sagt Zeibig und hofft auf ein Einlenken der Therapeuten. Es sei schließlich genug Arbeit für alle da. In Österreich gibt es derzeit rund 10.000 selbstständige Masseure, darunter 2000 Heilmasseure, die konkrete Beschwerden behandeln dürfen. Die Ausbildung ist wesentlich kürzer als jene zum Physiotherapeuten (ca. drei Jahre) und auch berufsbegleitend möglich.