Wirtschaft

Madoff-Krimi: Picard ermittelt in Österreich

Die Ermittlungen rund um den 50-Milliarden-Dollar-Betrug des US-Schneeballsystem-Gründers Bernie Madoff (er fasste 150 Jahre Haft aus) gewinnen erneut an Spannung. Wie aus österreichischen Justizkreisen verlautet, haben vor wenigen Tagen Rechtsvertreter von Madoffs Insolvenzverwalter, Irving Picard, beim Wiener Staatsanwalt Michael Radasztics vorgesprochen. Der viel beschäftigte Ankläger ermittelt im Madoff-Fall Primeo Fund (Aktenzahl 604 St 19/09i) gegen die Bank Austria und ehemalige Bank-Mitarbeiter; im Fall Herald Fund (Aktenzahl 604 St 6/09p) gegen die Bank Medici und ihre frühere Chefin Sonja Kohn. Die Vorwürfe werden bestritten. Die Staatsanwaltschaft Wien will diese heikle Besprechung nicht kommentieren.

„Zu Terminen geben wir grundsätzlich keine Auskunft“, sagt Gerhard Jarosch, stellvertretender Leiter der Staatsanwaltschaft Wien, zum KURIER.

Indes bestätigte David J. Sheehan, Chefsyndikus von Picards-Team, vor wenigen Tagen, dass er mit seiner Truppe „ aktiv an verschiedenen strafrechtlichen Ermittlungsverfahren in Österreich beteiligt“ ist. Sie würden versuchen, Vermögen zu identifizieren und nachzuverfolgen, das angeblich über die Bank Medici, die Bank Austria und deren Fonds in Madoffs Finanzkarussell geflossen ist“. Alleine im Jahr 2005 sollen fünf Milliarden Dollar über Bank Medici und Bank Austria und die Fonds bei Madoff gelandet sein.

Mit einer Milliarden-Dollar-Klage gegen die Bank Austria und ihre Mutter UniCredit ist Picard bis jetzt nicht durchgedrungen. Ein US-Gericht vermisste in der ersten Klage über 19,6 Milliarden Dollar den detaillierten kausalen Zusammenhang. Doch das Verfahren ist noch nicht aus der Welt geschaffen. Picard brachte eine zweite verbesserte Klage ein. Doch die Bank Austria sieht sich selbst als „Madoff-Opfer“. Dabei war die Bank laut Aktenlage Initiatorin der Primeo Fonds und deren Investmentberaters BAWFM und hat deren Vorstände „mit leitenden Angestellten beschickt“. Laut Staatsanwalt war sie bei Primeo und Herald Fund Repräsentant, Prospektkontrollor und Zahlstelle.

Vorwürfe bestritten

In diesem Ermittlungsverfahren werden sich in Kürze die Nebel lichten. Nina Bussek von der Staatsanwaltschaft Wien bestätigt dem KURIER, dass bis zum Jahresende das Gutachten des Sachverständigen Erich Pitak vorliegen soll.
Im Gutachtensauftrag heißt es: „Es besteht der Verdacht, dass die Bank Austria als Prospektkontrollor die Bestimmungen des Investmentfondsgesetz verletzt hat.“

Auch soll die Bank „durch die Verrechnung von Gebühren gegenüber den Anlegern ein tatsächlich nicht im erforderlichen Ausmaß ausgeübte Kontrolltätigkeit vorgetäuscht und trotz Vorliegens von ’Red Flags‘ ihre Kontrollpflicht vernachlässigt haben“. Dadurch sollen die Anleger geschädigt worden sein. Pitak soll zugleich prüfen, ob in den Primeo-Prospekten „über erhebliche Umstände unrichtige vorteilhafte Angaben gemacht oder nachteilige Tatsachen verschwiegen wurden“.

„Laufende Verfahren kommentieren wir grundsätzlich nicht“, teilt die Bank Austria mit. „Im gegenständlichen Fall weisen wir die erhobenen Vorwürfe als unbegründet zurück.“