Wirtschaft

Macy's: Neuzugang in Amazons Trophäensammlung

Beim Anblick von Macy's Flaggschiff-Filiale, die sich mitten in Manhattan über einen ganzen Cityblock erstreckt, bleibt einem nach wie vor der Mund offen. Mit einer Fläche von fast 200.000 Quadratmetern galt das Gebäude lange Zeit als größtes Kaufhaus der Welt, bei Touristen hat es Kultstatus. Hinter der prunkvollen Kulisse sieht es aber finster aus: Der Trend zum Online-Geschäft trifft den traditionellen US-Einzelhändler ins Mark.

Wer mit den legendären, aber sichtbar in die Jahre gekommenen Holzrolltreppen in die oberen Etagen des zehnstöckigen Gebäudes fährt, trifft dieser Tage häufig mehr Angestellte als Kunden. Macy's leidet wie so viele klassische Einzelhändler unter der verschärften Konkurrenz durch das Online-Shopping. "Wir gehen davon aus, dass Amazon Macy's 2017 als Nummer Eins im US-Bekleidungsgeschäft überholen wird", prognostizierte das Analysehaus Cowen & Co. bereits im Mai. Macy's ist damit ein weiteres Opfer des Online-Riesen und Paradebeispiel einer neuen Ära: Der traditionelle Einzelhandel ist langsam aber sicher Geschichte.

Die Aktie hat auf Jahressicht mehr als 45 Prozent verloren

Diese Entwicklungen ziehen die börsenotierte Muttergesellschaft Macy's Inc. in Mitleidenschaft. Anleger machen einen Bogen um den Konzern, die Aktie hat auf Jahressicht mehr als 45 Prozent verloren. Eine Talfahrt, die auch durch das zweite Geschäftsquartal bestätigt wird: Die Erlöse schrumpften verglichen mit dem Vorjahreswert um 4 Prozent auf 5,9 Milliarden Dollar, teilte das Unternehmen am Donnerstag mit. Macy's kündigte in diesem Zusammenhang an, weitere 100 seiner 728 Filialen zu schließen. Man wolle aber versuchen, den betroffenen Mitarbeitern Stellen in nahe gelegenen Filialen anzubieten.

Der Hedgefonds Starboard Value würde den mehr als 157 Jahre alten Shopping-Riesen am liebsten in seine Einzelteile zerlegen. Nach Kalkulation von Fondsmanager Jeff Smith ist das Kerngeschäft des Konzerns, der es an der Börse zuletzt auf einen Wert von 10,7 Milliarden Dollar brachte, in Wirklichkeit eine milliardenschwere Belastung. Bereinigt um das wertvolle Immobilienvermögen und Macy's Kreditkarten-Sparte habe das operative Handelsgeschäft einen negativen Wert von 10,4 Milliarden Dollar.

Andere US-Einzelhändler sehen zum Teil noch älter aus

Macy's versucht indes, besser im E-Commerce Tritt zu fassen. Schon seit Jahren steigt man mit Filialschließungen und Personalabbau auf die Kostenbremse. Ein schwacher Trost: Andere US-Urgesteine wie JC Penney oder Sears sehen angesichts des Trends zum Online Shopping zum Teil noch älter aus. Und auch die breiter aufgestellten Rivalen im Einzelhandel wie Target, Kmart oder Walmart tun sich im Internet-Zeitalter schwer.