Aus für das Thermenhotel "Vier Jahreszeiten"
Von Kid Möchel
Im burgenländischen Thermenort Lutzmannsburg (870 Einwohner) gibt es eine Tourismuspleite. Die Betreibergesellschaft des Thermenhotels "Vier Jahreszeiten", der Pionier in der örtlichen Hotellerie, ist in den Konkurs geschlittert. Das Insolvenzverfahren wurde am Dienstag beim Landesgericht Eisenstadt eröffnet. Das teilten die Gläubigerschutzverbände KSV1870 und Creditreform mit. 27 Dienstnehmer sind betroffen.
Der Konkursantrag ist rekordverdächtig kurz gehalten. "Die Antragstellerein betreibt am Standort Thermenplatz 4 in Lutzmannsdorf ein Hotel mit angeschlossener Vinothek", heißt es im Antrag. "Das gesamte Personal befindet sich derzeit auf Urlaub und die Buchungen sind bis inklusive 12. Juli 2015 ausgesetzt worden." Nachsatz: "Die Antragstellerin erstattet hiermit Anzeige von ihrer Zahlungseinstellung, da sie die laufenden Zahlungen nicht mehr finanzieren kann und die Hausbank, die Landes-Hypothekenbank Steiermark AG, jegliche weitere Finanzierung abgelehnt hat."
"Ich werde am Mittwoch die Schließung beantragen"
Indes hat sich die Masseverwalterin Barbara Senninger bereits am Dienstag von der Lage vor Ort ein Bild gemacht. "Ja, das stimmt", sagt Senninger zum KURIER. Die Passiva betragen rund 2,5 Millionen Euro, davon entfallen rund 200.000 Euro auf Lieferanten. "Mich hat der geschäftsführende Gesellschafter angerufen und er sagte, er wird diversen Empfehlungen folgen und sich nicht gegen eine Schließung des Unternehmens wehren", sagt die Insolvenzverwalterin zum KURIER. "Ich werde am Mittwoch die Schließung beantragen." Dann können die Mitarbeiter aus dem Unternehmen austreten und sich einen neuen Job in anderen Hotels suchen.
"Eine Wiedereröffnung wäre aber jederzeit möglich, aber ich brauche dazu einen Geschäftsführer, der auch will", sagt Senninger. "Ich konnte am Dienstag vor Ort feststellen, dass die laufenden Investitionen, sprich die Erneuerung von Teppichen, Vorhängen und Malereien, erfolgt ist." Nachsatz: "Die größeren, kostenintensiven Investionen, wie die Klimatisierung des gesamte Objektes, würde aber anstehen." Senninger sagte auch, dass sie bereits zwei Anrufe von potenziellen Interessenten erhalten habe.
Hotel-Liegenschaft an Bank verpfändet
Laut Grundbuch des Bezirksgerichts Oberpullendorf ist die "Thermenhotel Vier Jahreszeiten Betriebsgesellschaft mit beschränkter Haftung" Eigentümerin der 5976 Quadratmeter umfassenden Betriebsliegenschaft in Lutzmannsburg. Mitte November 2004 hat die Landes-Hypo-Steiermark AG ein Pfandrecht mit einem "Teil-Höchstbetrag" in Höhe von 2,088 Millionen Euro und eines mit einem weiteren "Teil-Höchstbetrag" in Höhe von 600.000 Euro eintragen lassen. Zugleich besteht eine Simultanhaftung auf einem weiteren Grundstück.
Laut Firmenkompass hatte die "Thermenhotel Vier Jahreszeiten Betriebsgesellschaft mit beschränkter Haftung" bereits im Jahr 2013 rund 2,475 Millionen Schulden, der operative Verlust betrug rund 187.500, der Bilanzverlust 731.700 Euro. Das Eigenkapital betrug laut Creditreform damals schon minus 487.800 Euro. Die Sachanlagen, dazu zählen die Liegenschaften und die Geschäftsausstattung, standen 2013 mit einem Wert in Höhe von 2,32 Millionen Euro in den Büchern.
Rückgang bei Nächtigungen
In Österreich gibt es insgesamt 39 Thermen. Die meisten, zehn Thermen, gibt es in der Steiermark, und fünf im Burgenland. Die Sonnentherme Lutzmannsburg hat sich als Kinder- und Familientherme einen guten Namen gemacht. Im Umfeld der Therme gibt es fünf Vier-Stern- und drei Drei-Stern-Hotels sowie Ferienappartments mit insgesamt 1200 Betten. Dazu kommt noch ein Campingplatz. Rund 470 Personen arbeiten im örtlichen Tourismus, der die Haupteinnahmequelle in Lutzmannsburg ist. Doch die Nächtigungen stagnieren seit Jahren.
"Im Jahr 2008 hatten wir die höchste Auslastung mit 275.000 Nächtigungen, im Vorjahr nur noch rund 245.000 Nächtigungen", sagt Jürgen Rohrer, Obmann des Tourismusortsverbands Lutzmannsburg, im Gespräch mit dem KURIER. "Das Thermenhotel Vier Jahreszeiten war der erste Betrieb am Standort Lutzmannsburg." Nachsatz: "Den Ort trifft es hart, dass der Hotel-Pionier in den Konkurs geschlittert ist." Ohne die Einnahmen aus dem Tourismus, könnte die Gemeinde kein Budget erstellen, so Rohrer, der auch Prüfungsausschuss-Obmann der Gemeinde ist. Auch sei der Ort zu 99 Prozent von Arbeitskräften aus Ungarn abhängig, die Deutsch sprechen. "Hätten wir diese ungarischen Mitarbeiter nicht, könnten wir zusperren", sagt Rohrer.
"Jeder Bürgermeister in Österreich glaubt, er muss eine Therme bauen"
Laut dem Tourismus-Obmann hat sich der Gesamtmarkt stark verändert, weil "jeder Bürgermeister in Österreich glaubt, er muss eine Therme bauen". Der Markt habe sich über die Jahre nicht über die Qualität gemessen, sondern über den Preis. Weniger Nächtigungen zu einem niedrigeren Preis sei "ein langes Leiden mit einem sicheren Tod", sagt der Tourismus-Experte. Dazu komme die geplante Mehrwertsteuererhöhung im Jahr 2016 von zehn auf dreizehn Prozent im Tourismus. Ein Hotelier müsste faktisch den Gästen eine Preis-Erhöhung von sechs Prozent berechnen, so Rohrer. Das können sich viele aber nicht leisten.
Schnäppchen-Jagd über Internet
Außerdem seien viele Hotelbetriebe von Buchungsplattformen abhängig. "Wir haben den Gast dazu erzogen, dass er sich über eine Buchungsplattform letztendlich ein Schnäppchen im Internet herausfiltert", sagt Rohrer. "Er bekommt dabei ein tolles Hotelzimmer um 25 Prozent unter dem Listenpreis. Der Hotelier muss von diesem Preis auch noch 25 bis 30 Prozent Marge an die Buchungsplattform zahlen."Nachsatz: "Irgendwann geht es einfach nicht mehr, der Cash flow ist aufgebraucht."