Lufthansa will Niki im Flug auffangen
Die Pläne lagen schon längst in den Schubladen, jetzt soll es Schlag auf Schlag gehen. Noch im September soll das Schicksal der Air-Berlin-Maschinen und ihrer Belegschaft besiegelt sein. Auch jenes der Österreich-Tochter Niki. Eine zentrale Rolle im Zukunftsszenario spielt die Lufthansa, die bis zu 90 Maschinen übernehmen will – Niki aber zur Gänze. Für Freitagvormittag ist am Flughafen Wien-Schwechat eine Betriebsversammlung der Niki-Belegschaft anberaumt.
"Ich hoffe, dass daraus etwas wird", sagt Niki-Betriebsratschef Stefan Tankovits zum KURIER. "Ich habe das auch nur aus den Medien. Das klingt aber sehr fix, interne Informationen haben wir noch keine." Allen Anzeichen nach möchten die Frankfurter den österreichischen Ferienflieger in ihre Billigtochter Eurowings eingliedern. Klappt der Deal, will Tankovits sich darum kümmern, dass sich die Arbeitsbedingungen für die Niki-Crews nicht verschlechtern.
Offene Fragen
"Was eine Übernahme als Ganzes bedeutet, muss man sich erst anschauen", sagt der Personalvertreter. Die Airline (22 Flugzeuge) beschäftigt derzeit rund 850 Mitarbeiter, davon je 100 im Bereich Technik und in der Verwaltung. Die Jobs in der Verwaltung dürften bei einer Übernahme stark gefährdet sein.
Insider rechnen damit, dass Lufthansa/Eurowings als neue Gesellschafter bei Niki einsteigen. Damit bleibe die österreichische Betriebsbewilligung aufrecht.
Seit Jahresbeginn stellte Niki 150 neue Mitarbeiter ein, weitere 100 Jobs sollten noch dazukommen. Diese Crews haben österreichische Arbeitsverträge, sind aber in Düsseldorf stationiert.
Gewinne geschrieben
Niki setzt jährlich rund 455 Millionen Euro um. Für den operativen Flugbetrieb benötigt die Urlaubslinie jährlich rund 200 Millionen Euro, für die Leasing-Flieger 50 bis 60 Millionen Euro und für das Catering etwa 24,5 Millionen Euro. "Niki hat immer Gewinne gemacht, die Bilanz 2016 liegt uns aber noch nicht vor", sagt Tankovits. 2015 betrug der Bilanzgewinn fast 33 Millionen Euro, der Jahresgewinn 2,67 Mio. Euro.
Zugleich schuldete der deutsche Mutterkonzern der Tochter damals 57,65 Millionen Euro. Laut dem Luftfahrt-Experten Kurt Hofmann schuldet die Air Berlin ihrer Tochter Niki zuletzt noch 43 Millionen Euro. Die Air Berlin hat den Vertrieb für Niki gemacht, so flossen immer Gelder von Air Berlin an Niki zurück. Das ging in der Vergangenheit nicht immer ganz reibungslos von sich, so Hofmann.
"Es gab immer wieder Verzögerungen. Einmal standen sogar 70 Millionen aus", weiß der Branchenkenner. Jetzt könne man davon ausgehen, dass die ausstehenden 43 Millionen "nicht an Niki zurückfließen werden", meint Hofmann. Er schätzt, dass Air Berlin mit den 150 Millionen Euro, die der deutsche Staat der Airline zur Verfügung gestellt hat, nicht bis November, sondern bloß bis Anfang Oktober auskommt.
Laut Süddeutschen Zeitung werden die Verhandlungen mit der Lufthansa schon heute, Freitag, aufgenommen. Niki ist vor allem wegen ihrer niedrigen operativen Kosten und der zahlreichen Start- und Landerechte am Flughafen Düsseldorf für Mitbewerber sehr attraktiv.