Wirtschaft

Streikwelle schadet mehr als Absturz

Der Absturz ist für die Lufthansa ein schwerer Schlag, aber die wirtschaftlichen Auswirkungen werden minimal sein, weil die Lufthansa und ihre Tochter Germanwings absolut zuverlässige Unternehmen sind", erklärt der österreichische Luftfahrt-Experte Kurt Hofmann im Gespräch mit dem KURIER. "Ich glaube nicht, dass die Leute sagen werden, mit der Lufthansa oder mit Germanwings fliege ich nicht mehr." Nachsatz: "Die Lufthansa leidet wirtschaftlich viel stärker unter den Auswirkungen der Pilotenstreiks."

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Hofmann zeigt kein Verständnis für den Arbeitskampf der Lufthansa-Piloten, der dem Kölner Konzern bisher schon mehr als 250 Millionen Euro gekostet haben soll. Rund zwei Millionen Passagiere waren bisher von den Arbeitsniederlegungen der betroffen. Zum Teil mussten mehr als die Hälfte der Langstrecken-Flüge gestrichen werden.

"Die Lufthansa-Piloten zählen zu den bestbezahlten", sagt Hofmann. "Sie sitzen auf einem hohen Ross. Viele Piloten bei anderen Fluglinien müssen auch Abstriche machen."

Zwischen dem Lufthansa-Konzern und der Gewerkschaft Vereinigung Cockpit (VC) schwelt seit rund einem Jahr ein massiver Tarifkonflikt, der mittlerweile zu fünfzehn zum Teil tagelangen Streiks geführt hat. Zentraler Streitpunkt ist die Altersversorgung der 5400 Piloten.

Die Lufthansa will die Kosten für die sogenannte Übergangsversorgung künftig nicht mehr übernehmen und zugleich die Altersgrenze dafür erhöhen. Bisher können Piloten mit 55 Jahren in den bezahlten Vorruhestand gehen. Bis zum gesetzlichen Renteneintrittsalter bekommen sie maximal 60 Prozent ihrer Bezüge weiter. Die Piloten wollen die geplanten Einschnitte nicht akzeptieren.

Die Streikwellen haben aber auch dem Aktienkurs des Luftfahrtkonzerns, der 2014 mit 118.000 Mitarbeitern 30 Milliarden Euro umsetzte, massiv zugesetzt. Lag der Kurs vor einem Jahr noch bei 18,42 Euro je Aktie, so schloss er am Dienstag bei 13,57 Euro (-1,5 Prozent tiefer als am Vortag). Das ist ein Wertverlust von mehr als 25 Prozent in einem Jahr. Durch einen Verlust im Vorjahr von 732 Mio. Euro hat der Luftfahrtkonzern die Dividende gestrichen.