Wirtschaft

Lufthansa: Die Kernmarke mit dem Kranich schwächelt

Die kriselnde Kernmarke Lufthansa hat im saisonal stärksten Sommerquartal abermals das schwächste Ergebnis aller Airlines des Lufthansa-Konzerns abgeliefert.

"Wir haben eine wieder mal enorm starke Nachfrage erleben dürfen, die es uns erlaubt hat, wahrscheinlich kommerziell sehr erfreulich im Sommer abzuliefern", sagte Vorstandschef Carsten Spohr bei einem Medienempfang des Unternehmens am Montagabend. Doch die um schwarze Zahlen kämpfende Kranich-Linie hinke mit der Ertragslage den anderen Airlines der Gruppe, zu der auch Austrian und Brussels Airlines, Swiss sowie die Ferienflieger Eurowings und Discover gehören, noch weiter hinterher. 

Die Lufthansa leidet unter steigenden Lohnkosten, starkem Kostenanstieg bei härterem Wettbewerb und sah sich gezwungen, einen Sparkurs einzuschlagen. Das Gewinnziel wurde 2024 schon zwei Mal gesenkt. Die Aktien des Unternehmens sind in den letzten sechs Monaten um zehn Prozent gefallen.

Ein großer Belastungsfaktor sind fehlende neue Flugzeuge wegen der Produktionsprobleme bei Boeing. Statt effizienter neuer Boeing 777 oder 787 müssen deshalb betagte Langstreckenjets wie die vierstrahligen Airbus A340 oder Boeing 747 länger geflogen werden. Diese verbrauchen mehr Treibstoff und sind für vielfliegende Kunden mit der in die Jahre gekommenen Kabinenausstattung nicht attraktiv.

Der Geschäftsreiseverkehr verharrt Spohr zufolge bei einem Niveau von nur 70 Prozent des Volumens von 2019, dem Jahr vor Ausbruch der Corona-Pandemie. 

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Teile der Flotte sollten schon längst ausgemustert sein

Die Lufthansa leide stärker als Konkurrenten unter den Verspätungen von Boeing, weil die Lieferschwierigkeiten sie bei der größten Flottenmodernisierung und damit zum falschen Zeitpunkt erwischten, sagte Spohr. Derzeit fehlten 41 neue Maschinen von Boeing. "Noch schwieriger ist, dass wir 23 Flugzeuge fliegen, die wir gar nicht mehr fliegen wollten." Der A340 oder die Boeing 747 sollten schon längst ausgemustert sein.

Auch ihre acht A380 Jumbos, die wegen hoher Kosten die Flotte längst verlassen sollten, nahm die Lufthansa wieder in Betrieb. "Also fliegen wir diese Flugzeuge zurzeit, was natürlich erhöhte Kosten durch Wartung, aber auch durch Schulungen bedeutet", erklärte Spohr. 

Bei einer internen Veranstaltung sagte der Lufthansa-Chef nach einem Handelsblatt-Bericht kürzlich, er rechne mit den neuen Boeing 777 mittlerweile erst Ende 2026 - ursprünglich geplant waren sie für 2021. Mit neuen Flugzeugen, bequemeren Sitzen und besserem Service will die Lufthansa mit ihrem Angebot wieder Premiumqualität erreichen. "Wir müssen die Lufthansa Airline wieder in den Griff bekommen", betonte Spohr.

Es sei klares Ziel, dass die Kranich-Airline zu ihrem 100. Geburtstag 2026 wieder das Aushängeschild und nicht länger das Problemkind des Unternehmens sei. "Wie wird das gelingen? Premium, Premium, Premium."