Wirtschaft

Low-Cost: Lufthansa setzt auf die AUA

Schon zwölf Mal streikten die Lufthansa-Piloten im Tarifkonflikt mit dem Vorstand. Mehr als 8500 Flüge fielen seit April 2014 aus, eine Million Passagiere war betroffen, der Schaden für Europas größten Luftfahrtkonzern beläuft sich bis dato auf 300 Millionen Euro. Am Dienstag wurden die Verhandlungen wieder abgebrochen, jetzt droht der 13. Streik.

Alle Inhalte anzeigen
Konzernchef Carsten Spohr (Bild) ließ am Mittwoch beim Luftfahrtsymposium in Wien keinen Zweifel daran, dass er nicht gewillt ist, der Pilotengewerkschaft nachzugeben. Zwar hofft er, "im härtesten Arbeitskampf der Geschichte der Lufthansa" weitere Streiks abwenden zu können. Doch damit die Lufthansa wieder wachsen könne, müsse man Privilegien wie die Altersversorgung loswerden, "die kein Kunde mehr bezahlt". Selbst um den Preis weiterer Streiks.

Die Piloten kämpfen aber nicht nur um ihre Betriebspensionen, sondern auch gegen die neue Tochter Eurowings, die konzerninterne Billig-Konkurrenz. Die Dachgesellschaft Eurowings Europe wurde kürzlich in Wien gegründet, ab Herbst kommen vorläufig zwei Eurowings-Maschinen nach Wien, die von AUA-Crews geflogen werden.

Das empört die Lufthansa-Piloten. Das Auslagern sei im Low-Cost-Segment normal, kontert Spohr. Die AUA hat inzwischen nämlich die niedrigsten Personalkosten aller Lufthansa-Gesellschaften. Und könnte künftig "bei entsprechenden Marktchancen" wesentlich stärker für Eurowings eingesetzt werden, deutete Spohr an. Heißt, Eurowings würde weitere Flugzeuge auf dem Airport Wien-Schwechat stationieren. Bereits 2016 sollen für Eurowings insgesamt hundert Flugzeuge im Einsatz sein. Die Lufthansa brauche eine dritte Säule mit Low-Cost, argumentiert Spohr. Es werde höchste Zeit für eine Lösung, auch gegen den Widerstand der Arbeitnehmer.

In Wien liegt der Anteil der Billigflieger laut Spohr erst bei 15 Prozent. Potenzial, das er nicht den englischen Low-Costern überlassen will – Ryanair und easyJet.

Neues AUA-Gewinnziel: 100 Millionen Euro in drei Jahren

Auf die Frage, ob die einst konkursreife Tochter AUA heute saniert sei, sagte Spohr, die AUA mache zwar keine Verluste, sei aber noch nicht dort, wo die Swiss ist. "Der Gewinn heute reicht noch nicht. Ich bin mir sicher,aus dem Standort Wien kann man noch viel mehr herausholen." An der AUA-Schwester Swiss sehe man, wie auch eine kleine Netzwerk-Airline Gewinne machen könne, "soweit ist die AUA noch nicht".

AUA-Vorstand Andreas Otto reagierte sofort: "Hundert Millionen Euro Gewinn müssen in den nächsten drei Jahren erreicht werden." Nachsatz ans Publikum: "Sonst werden Sie mich hier nicht mehr lange sehen."

Otto hofft, dass die AUA von der Lufthansa mehr Flugzeuge bekomme. Seitenhieb auf die erfolgreiche Schweizer Schwester: "Die Swiss hat drei Mal so viele Langstreckenflugzeuge und kriegt neue, während wir Gebrauchte kriegen." Auf der Langstrecke ortet Otto in Österreich "noch viel Potenzial".

Ticketsteuer

Verkehrsminister Alois Stöger sprach sich auf dem Symposium für eine Senkung der Flugticket-Abgabe aus. Freilich recht vage. Nur wenn dadurch Investitionen der Branche ausgelöst würden. Es wäre leichter, Finanzminister Schelling zu überzeugen, wenn die Erwartungshaltungen auf Steuererleichterungen dann in anderen Branchen nicht so hoch wären. Eine realistische Sicht der Dinge.

"Wir können mit anderen Wettbewerbern konkurrieren, aber gegen ganze Staaten haben Private keine Chance.“ Lufthansa-Boss Carsten Spohr holte auch am Luftfahrtsymposium in Wien wieder gegen die „Staatskonzerne“ aus. Gemeint sind die Golf-Airlines und Turkish Airlines. Obwohl Turkish mit der Lufthansa (noch) in der „Star Alliance“ fliegt.

In den besten Zeiten habe die Lufthansa 25 Destinationen in Südost-Asien angeflogen, heute nur noch drei. Mittelfristig würden sich europäische Airlines und US-Carrier ganz zurück ziehen. Asien sei dann nur noch über Hubs in Regionen erreichbar, „wo wir nicht wissen, wie stabil diese sind“.

Spohr appellierte an die Politik und die EU, Regeln aufzustellen. Eine Lösung könnte die Welthandelsorganisation WTO sein. Der Lufthansa-Chef verwies auf die Klage der drei großen US-Airlines Delta, United und American Airlines, die in Washington eine Neuverhandlung des Open-Skies-Abkommens (Liberalisierung des Luftverkehrs) zwischen den USA und den Vereinigten Arabischen Emiraten fordern. Die US-Airlines werfen den Golf-Carriern 42 Milliarden Dollar an staatlichen Subventionen vor.

Emirates-Chef Sir Tim Clark konterte bereits heftig, die Subventionsvorwürfe seien schlichtweg falsch. Emirates schreibe seit 27 Jahren durchgehend Gewinn und war „im Gegensatz zu unseren Anklägern nie auf finanzielle Hilfe oder Schutz vor Wettbewerb durch die Regierung angewiesen“. Emirates verzeichne auf den wöchentlich 84 Flügen von Dubai zu neun US-Zielen eine überdurchschnittliche Auslastung von mehr als 80 Prozent. Das spegle die Nachfrage der Passagiere für den erstklassigen Service von Emirates wider.

Martin Gross, Österreich-Chef von Emirates, sagte am Rande des Luftfahrt-Symposiums, die Golf-Carrier würden von ihren Regierungen insoferne unterstützt, als Rahmenbedingungen und Infrastruktur besser seien als in Europa. Luftfahrt sei in den Emiraten ein strategisches Asset. Emirates habe nie staatliche Subventionen erhalten. Lediglich bei der Gründung im Jahr 1985 habe der Staat zehn Millionen Dollar an Kapital zur Verfügung gestellt.