Lichtblick bei staatlich geförderter Zukunftsvorsorge
Von Andrea Hodoschek
Als „besonders attraktiv und sicher“ für die „vorsorgebewussten Österreicher“ pries der damalige Finanzminister Karl-Heinz Grasser 2003 die von der ersten schwarz-blauen Regierung eingeführte Zukunftsvorsorge. Gleichzeitig sollte durch die Verpflichtung, einen hohen Teil in inländische Aktien zu investieren, der heimische Kapitalmarkt belebt werden.
Die verlockenden Ankündigungen erfüllten sich für die Konsumenten nicht.
Die Zahl der Verträge war 2018 laut einem Bericht der Finanzmarktaufsicht (FMA) im sechsten Jahr in Folge rückläufig. 2012 gab es mit 1,64 Millionen Polizzen den Höchststand, Ende 2018 wurden nur noch 1,2 Millionen Verträge im Bestand gezählt.
Das verwaltete Vermögen (siehe Grafik) war erstmals mit 3,7 Prozent rückläufig, lag aber immer noch bei 8,65 Milliarden Euro.
Die Veranlagungs-Performance war laut FMA zum dritten Mal nach 2008 und 2011 negativ – und zwar noch vor Garantie- und anderen Kosten mit einem Minus von 2,8 Prozent.
Die Anbieter, die anfänglich ihre Vertriebsmaschinerie erfolgreich angeworfen hatten, haben sich großteils aus dem Markt zurückgezogen. Kapitalanlagegesellschaften verkaufen seit mehreren Jahren keine Verträge mehr. Die meisten ihrer Altverträge, die eine Laufzeit von nur zehn Jahren hatten, sind abgereift.
Von den ursprünglich 19 Versicherungen verkaufen nur noch fünf Unternehmen das Produkt. Der KURIER befragte zwei Anbieter. Die Wiener Städtische, die diese Vorsorge noch vertreibt, und die UNIQA, die den Verkauf gestoppt hat.
„Junge Kunden“
Im Vorjahr gab es bei den Neuverträgen allerdings seit langem wieder ein Plus von zehn Prozent auf insgesamt knapp 16.000 Polizzen.
„Nach wie vor das Einsteigerprodukt für die Altersvorsorge, die Nachfrage ist weiterhin stark“, begründet Unternehmenssprecher Christian Kreuzer, warum die Wiener Städtische die Zukunftsvorsorge anbietet. Allein im Vorjahr habe es ein Plus von einem Drittel bei den Neuabschlüssen gegeben. Die Wiener Städtische profitiert offenbar davon, dass sich die meisten Konkurrenten von der Zukunftsvorsorge verabschiedet haben. Die Neukunden würden immer jünger, das Durchschnittsalter liege derzeit bei 25 Jahren.
Kein anderes gefördertes Produkt in der privaten Vorsorge habe vergleichbare steuerliche Vorteile, erklärt Kreuzer. Keine Versicherungssteuer und keine Kapitalertragsteuer in der Ansparphase. Die Renten sind KESt- und Einkommensteuerfrei. Wenn die Garantie in der Vergangenheit nicht schlagend wurde, wie das bei der Wr. Städtischen der Fall gewesen sei, konnte bei einer 2004 abgeschlossenen Zukunftsvorsorge (Monatsprämie 100 Euro) eine jährliche Rendite von 2,72 Prozent erzielt werden. Bescheiden, "aber Angesichts der aktuellen Niedrigzinsphase und der Tatsache, dass es sich bei der prämienbegünstigten Zukunftsvorsorge um ein Produkt mit Kapitalgarantie handelt, ist das mehr als eine solide Wertentwicklung" (Kreuzer).
„Keine Rendite“
Mitbewerber UNIQA hat den Verkauf dagegen eingestellt. „Leider ist dieses grundsätzlich positiv zu beurteilende Produkt im gegenwärtigen Kapitalumfeld nicht mehr sinnvoll darstellbar“, meint UNIQA-Sprecher Gregor Bitschnau. Die Kosten für die Kapitalgarantie und eine verpflichtende Aktienquote „lassen über die staatliche Prämie hinaus keine Rendite für den Kunden zu“. Die UNIQA hat die Kapitalgarantie anders abgesichert als die Wr. Städtische. Man appelliere daher an die neue Regierung, die gesetzlichen Rahmenbedingungen der geänderten Situation anzupassen. Und die verpflichtende Aktienquote fallen zu lassen.
Garantie, kleine staatliche Prämie, bescheidene Performance
Seit 2003 fördert der Staat ähnlich wie beim Bausparen diese Form der Altersvorsorge mit einer Prämie. Die Förderhöhe wurde mit dem budgetären Sparpaket 2012 halbiert und beträgt für 2019 nur 4,25 Prozent der mit 2875,18 Euro (2019) gedeckelten Maximalprämie. Die Anbieter müssen für die einbezahlten Beiträge (Nominale) plus staatliche Prämien garantieren.
Ausgestoppt
Wurde die Garantie bereits schlagend, können die Anleger nicht mehr von positiven Entwicklungen am Kapitalmarkt profitieren. "Sind bei einem Vertrag bereits so hohe Anlaufverluste verbucht, dass mit dem vorhandenen Kapital am Ende der Laufzeit nur noch dcas eingezahlte Kapital samt staatlichen Prämien verrentet werden kann, spricht man von einem ausgestoppten Vertrag", erklärt die Finanzmarktaufsicht. 2018 waren 1,5 Prozent der Zukunftsvorsorge-Verträge von Versicherungen und sieben Prozent von Kapitalanlagegesellschaften (KAGs) ausgestoppt. Das heißt, die Aktienquote im Veranlagungsportfolio, die Erträge bringen könnte, lag unter einem Prozent. Damit können diese Verträge nicht mehr oder kaum von künftigen positiven Entwicklungen der Kapitalmärkte profitieren. Die meisten Ausstoppungen passierten in der Finanzkrise 2008.
Außerdem kann die Rente bei niedrigen Veranlagungsergebnissen ähnlich wie bei den Pensionskassen gekürzt werden. Das ist auch bereits passiert.
Wer sich statt einer lebenslangen Rente das Angesparte auszahlen lässt, muss die Hälfte der Prämie zurückzahlen und die Kapitalerträge mit 27,5 Prozent nachversteuern.