Wirtschaft

UBS muss 1 Milliarde Strafe zahlen

Die Verstrickung in den Libor-Skandal kommt die Schweizer Großbank UBS teuer zu stehen. Die größte Schweizer Bank zahlt eine Geldstrafe von etwa 1,4 Mrd. Franken (1,16 Mrd. Euro) und wird deshalb im vierten Quartal einen Verlust von zwei bis 2,5 Mrd. Franken (1,7 bis 2,1 Mrd. Euro) schreiben, wie UBS am Mittwoch mitteilte.

Die Strafe ist Bestandteil einer Einigung, die die Bank mit den Aufsichtsbehörden der USA, Großbritanniens und der Schweiz erzielte. UBS Japan wird sich den Angaben zufolge in einem Punkt schuldig bekennen, den Zinssatz Libor manipuliert zu haben.

30 bis 40 Mitarbeiter müssen gehen

UBS-Chef Sergio Ermotti hat sich über den Libor-Skandal enttäuscht gezeigt. Einige Angestellte der Bank hätten sich inakzeptabel verhalten. Die UBS habe disziplinarische Maßnahmen ergriffen: Zwischen 30 und 40 Mitarbeiter haben oder sollen die Bank verlassen.

Er wolle darauf hinwirken, dass sich solche Fälle nicht mehr ereignen, sagte Ermotti am Mittwoch in der Früh in einer Telefonkonferenz mit Journalisten von Nachrichtenagenturen. Das festgestellte Verhalten der Mitarbeiter entspreche nicht den Werten und ethischen Grundsätzen der UBS.

Ermotti, der die Bank seit dem letzten großen UBS-Skandal um den Händler Kweku Adoboli (siehe Bilder unten) im vergangenen Herbst leitet, unterstrich, dass die UBS-Führung in der Libor-Affäre nach Erhalt von Hinweisen schnell reagiert und die Behörden unterstützt habe. "Dies zeigt unsere Entschlossenheit, die Bank zum Guten zu verändern", beteuerte Ermotti. Die UBS wolle Fehlverhalten möglichst verhindern.

Die Frage, ob er die Höhe der Strafe und Gewinnherausgabe von insgesamt 1,4 Mrd. Franken (1,16 Mrd. Euro) als gerechtfertigt erachte, wollte Ermotti nicht beantworten. Vor dem Hintergrund des befürchteten Quartalsverlusts von 2,0 Mrd. bis 2,5 Mrd. Franken betonte er, die UBS erziele bei der Kapitalstärkung und dem Abbau von Risiken Fortschritte. Auch rechne die UBS im laufenden Quartal mit einem Nettoneugeldwachstum.

Das Japan-Geschäft will Ermotti nach dem Libor-Skandal nicht aufgeben.

Die Schweizer Finanzmarktaufsicht FINMA teilte indes mit, bei der UBS im Zusammenhang mit der Zinsmanipulation unrechtmäßige Gewinne in Höhe von 59 Mio. Franken einzuziehen. Die Bank habe in schwerer Weise gegen Schweizer Finanzmarktgesetzte verstoßen.

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Die Schweizer Großbank UBS hat auch den Franken-Libor und damit den für die Geldpolitik der Schweizerischen Nationalbank (SNB) zentralen Zins manipuliert. Geldpolitisch relevante Verzerrungen seien aber bisher nicht festgestellt worden, erklärt die SNB.

Laut Untersuchung der Eidgenössischen Finanzmarktaufsicht (Finma) manipulierte die UBS im untersuchten Zeitraum zwischen 2006 und September 2009 ihre Eingaben zur Festlegung des Franken-Libors. Die Eingaben seien konstant um einen viertel bis einen halben Basispunkt (0,0025 bis 0,005 Prozentpunkte) zugunsten der eigenen Handelspositionen auf- oder abgerundet worden.

Ein SNB-Sprecher verwies auf Anfrage darauf, dass die UBS nur eine von 12 beteiligten Banken bei der täglichen Festlegung des maßgeblichen Franken-Dreimonats-Libors sei. Der Einfluss auf den Franken-Libor dürfte minimal und vernachlässigbar gewesen sein.

Allerdings bleibt abzuklären, inwiefern sich die 12 Banken untereinander abgesprochen haben. Laut Branchenkennern ist wenig wahrscheinlich, dass alle Banken die gleiche Interessen bezüglich Richtung der Manipulation gehabt haben könnten.

Zudem sei der Dreimonats-Libor stets in dem von der SNB definierten Zielband geblieben, außer während einer kurzen Reaktionsphase nach den drastischen Zielbandsenkungen in der Finanzkrise Ende 2008.

SNB-Direktoriumsmitglied Fritz Zurbrügg hatte vergangene Woche mit Blick auf die Libor-Manipulationen erklärt, der Franken-Dreimonats-Libor solle weiterhin ermittelt werden. Dies sei der Vorschlag der für Libor-Reformen zuständigen Arbeitsgruppe der britischen Bankenaufsicht (FSA), die nach Bekanntwerden der Manipulationen gebildet worden ist.

"Damit ergeben sich zum gegenwärtigen Zeitpunkt keine Konsequenzen für die Umsetzung unserer Geldpolitik", sagte Zurbrügg. Eine von der Nationalbank in diesem Jahr durchgeführte Umfrage unter Banken habe überdies bestätigt, dass der Libor weiterhin eine wichtige Größe für Kreditbeziehungen, namentlich Hypotheken, bleibe.

80 Prozent der Banken gaben an, dass sie den Libor als Grundlage für die Preissetzung von Krediten verwenden. Auch bei der Preissetzung von Finanzprodukten und Derivaten spiele der Libor trotz der Manipulationsaffäre nach wie vor eine große Rolle.