Wirtschaft

Lettland: Hölle und retour in fünf Jahren

Die Krise traf Lettland ähnlich hart wie Griechenland – die Wirtschaftsleistung brach um ein Fünftel ein. Reformen und eisernes Sparen brachten aber rasche Erfolge. Am 1. Jänner 2014 tritt der baltische Staat dem Euro bei. Der KURIER traf Zentralbank-Chef Ilmars Rimsevics in Wien bei einer Veranstaltung der Nationalbank und der Gesellschaft für Europapolitik ÖGfE.

KURIER: Was verspricht sich Lettland vom Euro-Beitritt?

Ilmars Rimsevics: Es geht nicht um kurzfristige Vorteile. Lettland will zeigen, dass es zum Kern Europas gehört. Unsere Währung Lats ist seit 2005 an den Euro gekoppelt. 80 Prozent der Kredite und 44 Prozent der Spareinlagen sind schon in Euro. Warum sollten wir draußen bleiben?

57 Prozent der Letten bewerten den Währungswechsel negativ. Empfinden die Menschen den Sparkurs als Preis für den Euro?

Nein, gar nicht. Wir mussten Lettland so oder so auf einen stabilen Pfad zurückbringen, ob mit Euro oder ohne. Die Menschen haben aber drei frühere Währungsreformen im Kopf. Wir müssen ihnen erklären, dass sie mit dem Euro kein Geld verlieren werden.

Warum hat Lettlands Sanierungskurs so gut funktioniert?

Das geschah rasch und wurde entschlossen und solidarisch von allen getragen. Nächstes Jahr ist die Wirtschaftsleistung wieder so hoch wie vor der Krise. Jeder Sektor hat zur Sanierung beigetragen, es gab keine Privilegien.

Wäre es nicht einfacher gewesen, die Währung abzuwerten?

Das ist keine einfache Lösung. Damit hätten wir die Menschen über Nacht enteignet. Es hätte Chaos für die Firmen verursacht und unsere Glaubwürdigkeit untergraben.

US-Nobelpreisträger Paul Krugman hatte Lettland (wie Österreich) eine Pleite prophezeit. Er ist bis heute nicht überzeugt.

Er wird nie überzeugt sein, weil er nicht zuhören will. Er war nach Lettland eingeladen, hat aber im letzten Moment einen Rückzieher gemacht.