Lenzing streicht hunderte Stellen in Österreich
Von Anita Staudacher
Um im schwächelnden Fasermarkt gegen die Konkurrenz aus Asien zu bestehen, greift der Faserhersteller Lenzing zur „Radikalkur“, wie es Unternehmenschef Peter Untersperger ausdrückt. Allein am Firmenstammsitz in Lenzing werden 390 von 2600 fixen Mitarbeiter abgebaut, drei Viertel davon durch Kündigungen. Besonders betroffen sind Vertrieb und Administration, für sie soll es einen Sozialplan geben. Zusätzlich wird die Zahl der rund 300 Leiharbeiter in der Technik „massiv zurückgefahren“, insgesamt wackeln also mehr als 600 Stellen. Darüber hinaus fallen 210 Jobs in China und Indonesien weg.
Einsparungen bei Personal, Material und sonstigen Aufwendungen sollen bereits im vierten Quartal beginnen und die Kosten ab 2015 um 120 Mio. Euro senken. Der Aktienkurs brach am Donnerstag sechs Prozent ein.
Preisverfall
Warum die Maßnahme jetzt nötig sei, obwohl zum Halbjahr noch ein Jobabbau ausgeschlossen wurde, begründete der Lenzing-Chef mit einer „starken Verschlechterung der Marktlage in den vergangenen vier bis sechs Wochen“. Der Viskosepreis liege am Boden, in den ersten neun Monaten brach der Durchschnittspreis gegenüber dem Vorjahr um 14 Prozent ein. Die Schuld daran gibt Untersperger den Chinesen, die auf Grund massiver, staatlich angeordneter Überkapazitäten bei der Baumwolle einen Preis- und Margendruck auch auf den Viskosepreis ausüben.
Betriebsratschef Rudolf Baldinger kann den Jobabbau „absolut nicht nachvollziehen“ und sorgt sich um den Standort Lenzing. Untersperger lässt keinen Zweifel daran, „ein asiatisch geprägtes Unternehmen zu werden“. Bis 2020 würden zwei Drittel des Umsatzes in Asien erzielt, daher müsse man auch die Organisation stärker fokussieren.
Lenzing (6700 Mitarbeiter) hat sechs Werke im Ausland, davon zwei große in Asien (China, Indonesien). Das Unternehmen versorgt die Textil- und Nonwovens-Industrie (Windeln, Hygienetücher) mit industriell gefertigten Zellulosefasern wie Viskose, Modal oder Tencel.