Süßes und Saures für die Scheichs
Von Simone Hoepke
Die Kunden von Mahmoud Khader waren Erleuchtete, scherzt einer seiner Kollegen. Mahmoud, einst Zeitungsverkäufer in Wien, hat für den oberösterreichischen Backmittelproduzenten Backaldrin den arabischen Markt aufgebaut. Das war nicht einfach, weil in Jordanien, Syrien oder dem Libanon vor 30 Jahren niemand auf Backmischungen made in Austria gewartet hat. "Sie waren teuer, niemand wollte so viel zahlen", erzählt Mahmoud. Er lebte damals noch von seinem Lampengeschäft. "Hat doch jemand ein paar Säcke gekauft, hab ich ihm einen Luster dazu geschenkt." Mahmoud ist ein guter Verkäufer und Geschichtenerzähler. Der Jordanier mit der dicken Nickelbrille grinst, klopft seinem Kollegen auf die Schulter und sagt im tiefsten Wienerisch: "Das ist mein Haberer."
Werk in Jordanien
Ohne lokalen Partner geht in den arabischen Märkten gar nichts, heißt es. Und man muss sich auf arabische Verhaltensweisen einstellen. Zeitangaben also nicht so genau nehmen oder auf Mails nicht mit Antworten rechnen. Zumindest nicht binnen drei Wochen.
Wichtigster Branchen-Treff in der arabischen Region ist die Lebensmittelmesse Gulfood in Dubai, die diese Woche mit 6000 Ausstellern aus allen Nähten platzt. Backaldrin stellt heuer das zwölfte Mal in Folge aus. Auch, um Kunden aus dem asiatischen Raum oder Indien zu treffen.
Nicht nur die Unruhen in einigen arabischen Ländern halten Backaldrin-Geschäftsführer Harald Deller auf Trab. "In Russland fallen 50 Prozent unserer Produktpalette in die sanktionierten Zollkapitel", erklärt er. Das sei kein vorübergehendes Problem. Deller: "Unsere Kunden kaufen jetzt in Asien oder Aserbaidschan ein. Für uns bricht der Markt weg – auch nach den Sanktionen." Der Ausfall – bisher immerhin rund 15 Prozent des Unternehmensumsatzes – wird durch neue Märkte wettgemacht. Deller war kürzlich auf einer Lebensmittelmesse in Singapur, ist derzeit in Dubai und fährt dann direkt weiter zu Kundentreffen nach Südafrika.
Internationaler Markt
Deswegen ist auch Gunther Gröss angereist, der seinen Energy-Drink Ice Monkey in den Markt pressen will. Zehn Millionen Flaschen hat er bisher abgefüllt, nicht am Firmensitz Wien, sondern im Iran. "Weil mein Partner aus dem Iran kommt", erklärt Gröss. Der Iran sei mit 75 Millionen Einwohnern ein interessanter Markt.