Wirtschaft

Staatsfonds haben ihr Vermögen seit 1995 verzwölffacht

Ja, es gibt sie sogar in Zeiten von Schuldenkrisen: Eine Handvoll Staaten, die nicht wissen, wohin mit dem vielen Geld. Oder besser gesagt: Die ihren immensen Reichtum aus der Öl- und Gasförderung oder aus Exportüberschüssen langfristig anlegen wollen. Das Vehikel dafür sind sogenannte Staatsfonds (Sovereign Wealth Funds).

In diesen überdimensionierten Sparschweinen stecken unfassbare Vermögenswerte: Das SWF-Forschungsinstitut in Las Vegas zählt 80 Staatsfonds mit 7100 Milliarden US-Dollar Vermögen. Damit stecken sie sogar Hedgefonds ("nur" 2700 Mrd. Dollar) in die Tasche und kommen fast in die Größenordnung der globalen Zentralbank-Reserven (11.000 Mrd. Dollar).

Ungebremster Zuwachs

Für Schlagzeilen sorgen die mächtigen Fonds dennoch meist nur als einflussreiche Aktionäre wie der Staatsfonds von Katar bei Volkswagen oder IPIC (Abu Dhabi) bei der heimischen OMV.

Eine Krise kennen sie offenkundig nicht. Obwohl viele in Banken investiert hatten, hat sich ihr Vermögen von 1995 bis Ende 2013 gut verzwölffacht, ergab eine Studie der Vermögensverwaltungssparte der Deutschen Bank (DeAWM). Ähnlich rasant soll es weitergehen.

Das ruft Kritiker auf den Plan. Nur wenige der Fonds legen ihre Geschäfte wirklich offen. Und in keiner anderen Sparte sind die Vermögen so sehr bei wenigen Spielern konzentriert. So konnte der größte, der Norwegische Pensionsfonds Global (kurz NGPF), der aus den sprudelnden Einnahmen des Nordseeöls gespeist wird, seinen Wert seit dem Krisenjahr 2008 mehr als verdoppeln. Prognosen zufolge werden seine Vermögenswerte bis 2025 auf 1500 Mrd. Dollar anwachsen. Nachfolgende Generationen, denen er ein neues Wirtschaftsmodell abseits fossiler Energie finanzieren soll, wird es freuen. Schon jetzt hat jeder Norweger durch den Fonds rechnerisch ungefähr 160.000 Euro auf der hohen Kante. Immerhin: In Sachen Transparenz und moralisch einwandfreiem Investieren gelten die Norweger als vorbildlich.

Alle Inhalte anzeigen

Sicherheitsbedenken

Bedenklich ist aber, wie sehr Entscheidungen von Staatsfonds die Märkte bewegen können – gerade in der Nullzins-Phase. Laut DeAWM besitzt der Norwegische Pensionsfonds im Alleingang 2,5 Prozent der europäischen und ein Prozent der weltweiten Aktien. Und er hat wie viele andere Fonds in der Krise "Betongold" aufgestockt: Allein 2013 wurden von Staatsfonds Immobilien um 22 Milliarden Dollar gekauft.

Darunter waren so spektakuläre Deals wie der Kauf des Broadgate Center in der City of London: Die Hälfte am 13-Hektar-Büro-Komplex ließ sich der Singapur-Fonds GIC 1,7 Mrd. Pfund (2 Mrd. Euro) kosten. Das treibt die Preise hoch und einheimische Investoren dazu, neue Spielwiesen suchen zu müssen.

Und es nährt Bedenken, dass ausländische Staatsfonds eine verborgene Agenda betreiben könnten. Denn auch Infrastruktur steht bei vielen auf der Einkaufsliste.

In der Krise zählen aber Sicherheitsbedenken weniger als das Geld. Die Akzeptanz sei gestiegen, stellen die DeAWM-Experten um Asoka Wöhrmann fest. Sie sehen darin kein großes Problem: "Dafür, dass Staatsfonds die Finanzmärkte erschüttern, gibt es keine Belege. Im Gegenteil: Vieles deutet auf eine stabilisierende Rolle hin – dank ihres langfristigen Anlagehorizonts."