Wirtschaft

Rasches Bezahlen im Vorbeigehen

24. Dezember, zehn Uhr Vormittag. An den Supermarktkassen geht gar nichts mehr, entnervte Kunden warten mit den letzten Einkäufen für das große Fest ungeduldig in schier endlosen Schlangen. Heimo Hackel, Chef des Kreditkartenanbieters card complete (Visa, Mastercard), und sein Vorstand Harald Triplat sagen diesen Schlangen nun den Kampf an. Sie wollen ihre 1,2 Millionen Kunden für das kontaktlose Zahlen mit Kreditkarte ausrüsten. „Das wird die Transaktion an der Kasse maßgeblich beschleunigen“, sagt Triplat.

Und so funktioniert’s: Der Kunde benötigt eine Kreditkarte, die mit einem Chip ausgestattet ist, der die Near-Field-Communication (NFC) unterstützt. Die Karte wird dann an d er Kasse nicht in das Zahlungsterminal gesteckt, sondern nur kurz an das Gerät gehalten. Anhand eines optischen und akustischen Signals erkennt der Karteninhaber, dass die Transaktion erfolgreich war. Die Eingabe eines PIN-Codes oder einer Unterschrift sind bei Beträgen bis zu 25 Euro nicht notwendig. Das beschleunigt den Zahlungsvorgang. Um die Sicherheit zu gewährleisten, muss bei jeder fünften Zahlung eine Code-Eingabe erfolgen.

Derzeit sind laut Hackel österreichweit erst 1400 bis 1500 Terminals (von knapp 100.000) NFC-fähig, nächstes Jahr kommen 3000 dazu. Sie sind im Wesentlichen bei der Handelskette M-Preis und ab Frühjahr 2013 auch bei Spar zu finden. Derzeit gibt es von card complete 60.000 NFC-taugliche Karten, bis Mitte 2014 sollen alle 1,2 Millionen ausgegebenen Karten umgerüstet sein.

Luft nach oben

Hackel gibt der neuen Technologie große Chancen. „80 Prozent aller Zahlungen erfolgen noch mit Bargeld, insbesondere bei kleineren Beträgen.“ Derzeit wird eine Kreditkarte in Österreich im Durchschnitt 38-mal im Jahr genutzt, im europäischen Durchschnitt sind es 55- bis 60-mal, in Nordeuropa sogar mehr als 100-mal. „Da ist somit noch Luft nach oben.“ Insgesamt verzeichnete card complete heuer 103 Millionen Transaktionen (2011: 94 Millionen).

Entwarnung gibt der Fachmann, was die Kosten betrifft. „Uns entstehen Mehrkosten in der Startphase, aber nicht dem Konsumenten oder Händler.“

Theoretisch kann der NFC-Chip auch in Handys, Uhren oder Schlüsselanhänger eingebaut werden. Hackel verschließt sich dem zwar nicht („wir sind kein Produzent von Plastikkarten, sondern Zahlungsabwickler“), sieht die Zeit dafür aber noch nicht reif. „Die Konsumenten sind gewohnt, mit Karte zu zahlen. Es wird schwer umzusteigen.“ Gespräche mit Mobilfunkern über mobile Bezahlformen gebe es zwar, aber noch kein konkretes Projekt.

Kontaktloses Zahlen mit Bankomatkarten ab 2013

Österreichs größter Kartenanbieter Paylife (Maestro, Visa, Mastercard) setzt ebenfalls auf die neue NFC-Technologie. Derzeit sind rund 10.000 Paylife-Visa-Black-Karten damit ausgestattet. Seit Oktober ist auch eine neue NFC-taugliche Quick-Wertkarte erhältlich. Sie kann an jedem Bankomaten mit bis zu 400 Euro aufgeladen werden. Bezahlt werden kann damit derzeit aber nur bei Thalia und der Gastrokette Fresh, wobei laut PayLife Gespräche mit weiteren Händlern laufen. Ziel sei es, mehrere Zehntausende Quick-Karten abzusetzen.

Ab nächstem Jahr sollen sukzessive alle drei Millionen Kunden mit Bankomatkarten eine NFC-taugliche Karte erhalten. Bei Kreditkarten werde nächstes Jahr über einen Austausch entschieden, so PayLife.

Der Informationsdienstleister First Data wiederum hat alle Zielpunkt-, Schlecker- sowie einige Burger-King-Filialen mit NFC-fähigen Terminals ausgerüstet. Mobilfunker A1 stellt indes mit Jahresende ein Pilotprojekt ein. Tester konnten in einigen McDonald’s- und Merkur- sowie A1-Filialen mit einem NFC-tauglichen Handy zahlen.