Konjunktur und Rubel im Rückwärtsgang
Von Christine Klafl
Für Europa ist der tiefe Ölpreis fast so etwas wie ein Konjunkturpaket, für das keine Regierung in die Tasche greifen muss. Dem Konsumenten bleibt nach dem Begleichen der Tank- und Heizrechnung mehr Geld übrig als im Vorjahr – was den sonstigen Konsum ankurbeln könnte.
Länder, die Erdöl exportieren und von den Einnahmen abhängen, leiden allerdings. Besonders arg trifft es Russland, dort sind Öl und Gas der mit Abstand größte Exportschlager. Die Sanktionen lähmen weite Teile der Wirtschaft, die Bevölkerung stöhnt angesichts der steigenden Inflation. Weil sich die Landeswährung im freien Fall befindet, werden Importe nahezu unerschwinglich. Im Vergleich zum US-Dollar hat der Rubel heuer bereits etwa 60 Prozent an Wert verloren. Am Dienstag ging es um fast fünf Prozent nach unten. Bei 54 Rubel pro Dollar war die russische Währung noch nie.
Kein Wunder, dass Geld aus dem Land abgezogen wird. Heuer wird sich der Kapitalabfluss auf voraussichtlich 100 Milliarden Euro sein. Für kommendes Jahr wird jetzt ein Abfluss von gut 70 – statt bisher 40 – Milliarden Euro angenommen.
Alles in allem erwartet die russische Regierung einen veritablen Konjunktureinbruch. Die Wirtschaftsleistung werde voraussichtlich um 0,8 Prozent schrumpfen, sagte der stellvertretende Wirtschaftsminister Alexei Vedev am Dienstag. Bisher war von einem Plus von 1,2 Prozent die Rede gewesen. Vedev geht davon aus, dass die Sanktionen das gesamte Jahr 2015 in Kraft bleiben werden.