Kitzsteinhorn schließt trotz Hochsaison
Von Simone Hoepke
Ende Gelände, heißt es auch für den touristischen Betrieb der Seilbahnen. „Seilbahnen, Gondeln & Aufstiegshilfen dürfen nicht zu Freizeitzwecken verwendet werden“, steht in der Verordnung der Regierung.
Das trifft im November vor allem die Gletschergebiete, die gerade Hochsaison haben und jetzt nur noch Profis und Auszubildende auf den Berg karren dürfen. „Diese haben aber vergünstigte Karten, Geld kann man damit nicht verdienen“, sagt Seilbahnsprecher Franz Hörl. Er ist der Meinung, dass Betreiber von Gletscherskigebieten mit Staatshilfen von bis zu 800.000 Euro kein Geschäft machen werden. Viele nehmen normalerweise im November deutlich mehr ein, so der Branchensprecher, der selbst Seilbahner im Zillertal ist. Für ihn steht außer Frage, dass auch die Seilbahner nach dem Modell der Hoteliers und Gastronomen entschädigt werden. Das sei ihm auch vom Finanzminister zugesichert worden. Das Gletschergebiet Kitzsteinhorn hat Sonntag bekannt gegeben, den Betrieb im November einzustellen.
Über die Branche hinweg sei aber nicht der aktuelle Lockdown das große Problem, sondern die Unsicherheiten in den kommenden Monaten. In puncto Reisewarnungen und Infektionszahlen, nicht nur in Österreich, auch in wichtigen Herkunftsmärkten wie Deutschland, Belgien oder Holland. Die Corona-Ampel ist aus seiner Sicht ein einziges Ärgernis, „die taugt wirklich nur zum Kinder tratzen“, sagt der Tiroler Unternehmer und Nationalratsabgeordnete.
Für ihn steht vor allem eines fest: „Egal, ob die Aussichten gut oder schlecht sind, wir müssen Beschneien, sobald die Temperaturen dafür passen.“ Er könne allen Branchenkollegen nur dringend davon abraten, nur einen Teil der Pisten zu beschneien. In der vorigen Wintersaison haben die Seilbahner insgesamt 754 Millionen Euro in ihre Anlagen investiert, davon 150 Millionen in die Beschneiung.
Kitzsteinhorn schließt
Die Gletscherbahnen Kaprun im Pinzgau haben am Sonntag entschieden, das Skigebiet am Kitzsteinhorn zu schließen. Von den verschärften Corona-Maßnahmen sind zwar Profi-Sportler nicht betroffen, die Beurteilung sei aber für die Mitarbeiter der Gletscherbahnen nicht möglich, welche der Kunden aus beruflichen oder privaten Gründen die Seilbahnen benützen, erklärte Vorstand Norbert Karlsböck im APA-Gespräch.
"Wir haben uns für die sichere Variante entschieden und stellen den Betrieb ein, auch wenn wir den einen oder anderen Sportler enttäuschen", sagte Karlsböck. Die Überprüfung, um welche Personen es sich bei den Schneesportlern handelt, würde den Rahmen der Administration an der Kasse sprengen. Die Mitarbeiter seien auch keine Behörden, die das beurteilen könnten, gab der Vorstand zu bedenken. Am Gletscher werden zahlreiche Skilehrer-Ausbildungskurse abgehalten. "Daran nehmen viele Personen aus verschiedenen Nationen teil." Das alles zu überprüfen würde das Personal überfordern und keine Sicherheit bieten, wer nun ein Freizeit- oder ein Profisportler ist.
Der vorerst letzte Liftbetriebstag ist der morgige Montag. Karlsböck blickt aber optimistisch in Richtung Dezember. Er hofft, dass die verordneten Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie greifen und das Gletscherskigebiet am 1. Dezember wieder geöffnet werden kann. "Dass wir möglichst störungsfrei in eine gute Saison starten können."
Den Umsatzverlust durch die Schließung des Skigebietes im November inklusive Gastronomie schätzte Karlsböck auf rund fünf Millionen Euro. In der Lockdown-Phase wolle man die rund 250 Mitarbeiter aber nicht in Kurzarbeit schicken. Es sollen Maßnahmen wie Urlaubsabbau ergriffen werden. Man warte allerdings dringend auf finanzielle Unterstützungen vom Bund. Die Richtlinien dazu sollten nun rasch erstellt werden. "Wir haben auch auf Entschädigung aufgrund des Epidemiegesetzes angesucht, aber noch keine Entscheidung darüber erhalten." Der Betriebsausfall stellte jedenfalls eine große Herausforderung für die Gletscherbahnen dar.
Der Skibetrieb am Kitzsteinhorn startete bereits Anfang Oktober. Die Gletscherbahnen wären bis Juni durchgehend geöffnet gewesen. Heute waren 15 Bahnen in Betrieb. Rund 3.500 kamen zum Skifahren oder Snowboarden - "bei guter Schneelage und tollen Pistenbedingungen" schilderte Karlsböck.