Wirtschaft

Südafrikanischer Konzern zahlt 500 Millionen für kika/Leiner

Die drei Eigentümerfamilien der österreichischen Möbelhandelskette kika/Leiner verkaufen ihre Anteile zur Gänze an den südafrikanischen Mischkonzern Steinhoff. Am europäischen Möbelhandelsmarkt sind die Südafrikaner schon jetzt die Nummer 2 – hinter Ikea.

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Die Familie Koch, die das Unternehmen mit Sitz in St. Pölten bisher geführt hat, war am Mittwoch nicht erreichbar. Auf der Mailbox von Firmenchef Paul Koch konnten keine Rückrufwünsche mehr deponiert werden, da sie laut Ansage „voll“ war. Vorgeschickt wurde PR-Berater Wolfgang Rosam. Die Familie sei „in Dauerverhandlungen“, erklärte Rosam.

Fix ist, dass Paul Koch auch weiterhin Chef bei Kika/Leiner und damit von 7500 Mitarbeitern bleiben wird. Der 35-Jährige hat die Führung des Unternehmens im Jahr 2008 von seinem Vater und kika-Gründer Herbert Koch übernommen, der sich in den Aufsichtsrat zurückgezogen hat.

Angeblich hat die Familie für ihr Möbelimperium weit weniger kassiert als ursprünglich erwartet. 500 Millionen Euro soll die Steinhoff-Gruppe für die mehr als 70 Einrichtungshäuser im In- und Ausland auf den Tisch gelegt haben, ist aus Bankenkreisen zu hören. Anfang April wurde noch ein Verkaufspreis von 800 Millionen Euro kolportiert. Der Deal muss formal noch von der Wettbewerbsbehörde abgesegnet werden.

Der neue Eigentümer von kika/Leiner ist jedenfalls ein Riese mit einem Jahresumsatz von 6,8 Milliarden Euro und 80.000 Mitarbeitern. Zum Vergleich: kika hält bei 1,2 Milliarden Jahresumsatz und 7500 Mitarbeitern.

Deutscher Gründer

Die südafrikanische Steinhoff-Gruppe hat deutsche Wurzeln. Sie reichen zurück bis ins Jahr 1964, als Bruno Steinhoff mit dem Import von Möbeln aus der damaligen DDR startete und einige Jahre später eine eigene Polsterfabrik hochzog. Es folgten mehrere Übernahmen, ein Joint-Venture mit dem südafrikanischen Textilunternehmer Claas Daun und 1998 schließlich die Gründung der Steinhoff International Holding. Diese notiert seitdem an der Börse im südafrikanischen Johannesburg. Den letzten großen Coup landete die Gruppe im Geschäftsjahr 2011/’12 mit der Übernahme der französischen Möbelgruppe Conforama vom französischen Luxuskonzern PPR. Conforama brachte einen Jahresumsatz von drei Milliarden Euro in die Gruppe ein.

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Zu den aktuellen Plänen des Konzerns zählt ein Börsegang in Frankfurt. Unternehmensgründer Bruno Steinhoff, dem nach wie vor rund ein Viertel der Unternehmensanteile gehören, hat sich 2008 aus dem operativen Geschäft zurückgezogen.

Pläne für Standortschließungen gibt es laut Rosam nicht. „Im Gegenteil. Es geht darum, die letzten weißen Flecken zu besetzen.“ Für eine Expansion nach Deutschland – so wie sie auch Konkurrent XXXLutz in Angriff genommen hat – hätte die Familie Koch laut Rosam „ein paar hundert Millionen Euro“ in die Hand nehmen müssen. Mit Steinhoff habe man sich einen finanzstarken Investor an Bord geholt. Derzeit ist kika/Leiner neben Österreich in Ungarn, Tschechien, der Slowakei, Kroatien, Serbien und Rumänien tätig.