Wirtschaft

Kiffer-Steuer: Gewinne bis zum Abwinken

Angesichts der Gewinnspannen im Cannabis-Geschäft werden sogar Investmentbanker vom Neid befallen. Die Produktionskosten für ein Gramm der getrockneten weiblichen Blüten – bekannt als Marihuana – betragen weniger als zwei Euro. Der Endverkaufspreis am Schwarzmarkt liegt je nach der gekauften Menge und der Qualität der Cannabis-Blüten in Österreich bei etwa zehn Euro. Die Differenz ist der Gewinn, den sich Produzenten, Großhändler und Straßenverkäufer teilen.

Keine Steuern

Der Finanzminister bekommt nichts. Bei illegalen Geschäften fallen auch keine Steuern an. Dadurch entgehen dem Staat jährliche Einnahmen im dreistelligen Millionenbereich.

Kein Wunder, dass die Zahl der Länder steigt, die am Marihuana-Business mitverdienen wollen. Die Niederlande haben diese Woche auch den Anbau von Cannabis gesetzlich geregelt. Der Verkauf in Coffeeshops ist schon seit Jahren legal.

Milliardenumsatz

Im US-Bundesstaat Colorado betrug der Umsatz mit Cannabis-Produkten laut dem Online-Dienst finanzen.net im Jahr 2016 über 1,1 Milliarden Dollar. Allein die Einnahmen aus der Verkaufssteuer in Höhe von 27 Prozent betrugen in den ersten zehn Monaten des Vorjahres etwa 150 Millionen Dollar (143 Mio. Euro). Die Steigerungen sind beträchtlich. Im Gesamtjahr 2015 betrugen die Einnahmen 120 Millionen Dollar (114 Mio. Euro).

Geld für Schulen

Der US-Bundesstaat hat knapp über fünf Millionen Einwohner. Die Einnahmen aus dem Marihuana-Geschäft werden zweckgebunden für Schulen, Sozialprojekte sowie Drogenaufklärung.

Nach Berechnungen des US-Wirtschaftsmagazins Fortune würden bei einer Legalisierung von Cannabisprodukten in allen Bundesstaaten der USA die Einnahmen aus der Kiffersteuer im Jahr 2020 umgerechnet 22 Milliarden Euro ausmachen. Kein Wunder, dass bereits 23 US-Bundesstaaten den Verkauf von Marihuana entweder für medizinische Zwecke oder zum Privatgebrauch legalisiert haben.

Finanzprodukte für Anleger

Es wären nicht die USA, würden nicht auch entsprechende Finanzprodukte für Anleger angeboten. Unternehmen, die in den Bereichen Produktion, Marketing, Beratung und Verkauf von Cannabis-Produkten tätig sind, haben Aktien aufgelegt. Bereits Ende 2015 erhielt Medicine Man Technologies – ein Beratungsunternehmen für das Marihuanageschäft– von der Finanzaufsicht die Zulassung Aktien auszugeben. Sie werden ausgewählten Investoren angeboten.

Allerding hat die Branche ein Problem. Es gibt kaum Banken, die das Geld von Cannabis-Unternehmen annehmen. Da es noch kein US-Bundesgesetz zur Legalisierung gibt, ist die Angst groß, dass Bundesbehörden wegen Drogengeld ermitteln. Außerdem ist unklar, ob US-Präsident Donald Trump versuchen wird, die Liberalisierung zu stoppen.

Legaler Anbau für Arzneimittel

Lediglich die Agentur für Ernährungssicherheit (AGES) darf in Österreich Marihuana herstellen und exportieren. Es wird für die Erzeugung des Arzneimittels Dronabinol angebaut und an ein deutsches Pharmaunternehmen verkauft.

Die herstellten Mengen wechseln von Jahr zu Jahr. 2010 waren es 38 Kilo. Drei Jahre später wurden 142 Kilo hergestellt. 2015 war es mit 60 Kilo wieder deutlich weniger. Die Anbaumenge hängt von den Bestellungen ab. Die Mengen-Angaben stammen aus der Beantwortung einer parlamentarischen Anfrage durch das Gesundheitsministerium.

Um welchen Preis das Marihuana verkauft wird, geht aus der Anfragebeantwortung nicht hervor. Jedenfalls muss die AGES kostendeckend arbeiten. Das große Geschäft ist es jedenfalls nicht. Auch nicht für den Finanzminister.

Wirkstoff THC

Für die Pharmaindustrie dürfte es hingegen ein gutes Geschäft sein. Dronabinol besteht aus dem psychoaktiven Wirkstoff THC, der in den Cannabis-Blüten erzeugt wird. Die Preise für Dronabinol sind so hoch, dass es nur sehr wenige Patienten gibt, die sich das Arzneimittel leisten können. Die Krankenkasse übernimmt die Kosten nur in Ausnahmefällen, wie etwa bei Krebserkrankungen.

In Deutschland hat deshalb ein Patient geklagt und recht bekommen. Beim nördlichen Nachbarn darf künftig auch Marihuana verschrieben werden. Das ist deutlich billiger. Marihuana wird insbesondere bei der Schmerz-Therapie eingesetzt.

Es ist möglich, dass die AGES den Auftrag für zusätzliche Lieferungen nach Deutschland bekommt, aber nicht wahrscheinlich. Die erste Priorität in Deutschland ist wohl der Einkauf im Inland.