Wie gesund ist mein Job?
Von Ornella Wächter
Attraktives Gehalt, Kollegenzusammenhalt, ein gutes Verhältnis zum Vorgesetzten, sowie eine flexible Einteilung der Arbeitszeit, standen in vielen Umfragen zu Kriterien bei der Jobsuche ganz oben auf der Liste. Mit Covid-19 wurde vermehrt begonnen, auch über die gesundheitlichen Aspekte einzelner Berufe zu diskutieren. Wie gesund oder ungesund ein Beruf auf Dauer für ist, wurde bereits mehrfach untersucht.
Schlafstörungen, Kopfschmerzen, Ausschläge
Was die Gesundheit betrifft, haben es manche Beschäftigte schlechter erwischt als andere. Aus dem Arbeitsgesundheitsmonitor der Arbeiterkammer 2019 geht hervor: Wer vorwiegend körperliche Arbeit verrichtet, klagt vermehrt über gesundheitliche Probleme. ArbeitnehmerInnen im Gastgewerbe etwa klagen häufig über Schlafstörungen oder Kopfschmerzen aufgrund der Schichtarbeit, Reinigungskräfte und Textilarbeit über Hautausschläge.
Die mit Abstand die häufigste Berufskrankheit in Österreich ist durch Lärm verursachte Schwerhörigkeit: Drei Viertel der Beschäftigen in Industrie und am Bau fühlen sich durch Lärm belastet. Im Handel klagen rund ein Fünftel der Angestellten über Lärm, hinzukommen Muskelverspannungen im Nacken- und Schulterbereich, sowie Rückenprobleme. Neue Ergebnisse liefert der Sehhilfenhändler Lenstore.
Hohes Ansteckungsrisko
Er untersuchte insgesamt 48 Berufe nach den Kriterien Gefährlichkeit, Infektions- bzw. Verletzungsrisiko, Belastung für Muskeln und Gelenke, Körperhaltung, Schädigung der Sinneswahrnehmung, Fitness und Sonnenschäden untersucht. Am oberen Ende des Spektrums bewegen sich vor allem Gesundheitsberufe, hier vor allem ZahnärztInnen und NotfallsanitäterInnen – sie haben laut Erhebung nicht nur das höchste Ansteckungsrisiko, sondern auch eine ungesunde Körperhaltung.
Einsatzkräfte der Feuerwehr sind körperlich sehr fit, leben aber in ständiger Verletzungsgefahr, genauso wie Bohrtechniker, BauarbeiterInnen und KraftfahrzeugmechanikerInnen. FlugbegleiterInnen hingegen müssen mit Problemen mit Gelenken und Bändern rechnen, Zollbeamte mit einer Schädigung von Sinnesorganen.
Auch Menschen in Pflegeberufen arbeiten nah an der Grenze der eigenen Leistungsfähigkeit (30 Prozent), zeigte 2018 eine Studie des Deutschen Bundesinstituts für Berufsbildung. Betroffen sind vor allem KrankenpflegerInnen, Hebammen und AltenpflegerInnen. Neben psychischen Belastungen spielt aber auch vermehrt das Heben und Tragen schwerer Personen und Gegenstände eine Rolle.
Die Leiden der White-Collar-Jobs
Am „gesunden“ Ende finden sich gehobene Schreibtischberufe ohne Verletzungs- und Ansteckungsrisiko und mit mehr Zeit für körperliche Freizeitbetätigung. Die Top-Fünf sind SteuerberaterInnen, WebentwicklerInnen, IT- bzw. Marketing ManagerInnen und Rechtsanwälte. In den sogenannten „White-Collar-Jobs“ werden andere Dinge über längeren Zeitraum als Belastung empfunden, darunter: Starker Termin- und Leistungsdruck, das gleichzeitige Bearbeiten von Aufgaben, oder ständige Erreichbarkeit.
Der Knackpunkt: An einer körperlich fordernden Tätigkeit lässt sich meistens nichts ändern. Gegen psychische Beschwerden am Arbeitsplatz kann etwas gemacht werden – gefragt sind hier allerdings die Arbeitgeber und Führungskräfte.